Trügerisches Spiel (German Edition)
der Einsamkeit durch die Nähe eines anderen Menschen. Und wenn es ihm schon so ging, wie musste es dann in Jocelyn aussehen? Genau deshalb rutschte er jetzt im Bett weiter nach hinten und hielt die Decke hoch, damit Jocelyn darunterkriechen konnte. Nach kurzem Zögern folgte sie ihm. Als sie Anstalten machte, sich von ihm so fern wie möglich zu halten, schlang er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Zuerst hielt sie sich steif, doch dann schmolz sie regelrecht gegen ihn.
Erst jetzt fiel Jay ein, dass er nur seine Boxershorts trug, doch Jocelyn schien sich nicht daran zu stören, dass ihre Wange anstatt eines T-Shirts seine nackte Schulter berührte. Also schlang er beide Arme um sie und strich beruhigend über ihren Rücken. Es dauerte nicht lange, bis sich ihr Körper entspannte. Ein leiser Seufzer wehte gegen seinen Hals, den er bis in seinen Schaft spürte. Verdammt! Mühsam versuchte Jay die unerwünschte Erregung zurückzudrängen. Es lag nur an der Nähe, dessen war er sicher. Eine Ablenkung, schnell .
»Versprich mir eines.«
Jocelyn hob den Kopf. »Was?«
»Erzähl meiner Mutter bloß nicht, dass wir in einem Zimmer geschlafen haben, sonst malt sie sich gleich aus, wie unsere Kinder aussehen werden.«
Ein schnaubendes Lachen erklang. »Ich werde darauf verzichten, obwohl es verlockend wäre, zu sehen, wie du dich da herauswindest.«
Jay legte seine Stirn an ihren Scheitel. »Du übersiehst da nur eins.«
»Was?«
»Du bist diejenige, die sich die nächsten Tage oder Wochen hier aufhalten wird, während ich weit weg bin. Was glaubst du, wen meine Mutter dann jeden Tag bearbeiten wird?«
Ihr Atem berührte seinen Mund, als sie heftig ausatmete. »Gutes Argument. Ich werde schweigen wie ein Grab.«
»Gut.« Befriedigt legte Jay sich zurück und schloss die Augen. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.
10
Jocelyn biss sich auf die Zunge, um Jay nicht zu bitten, bei ihr zu bleiben. Es wäre nicht fair gewesen, nachdem er schon so viel für sie getan hatte und er extra ihretwegen nach San Francisco zurückkehrte, um herauszufinden, wer hinter den Anschlägen auf sie steckte. Besonders da sie sich ihm bereits in der Nacht aufgedrängt hatte, weil sie anscheinend nicht mehr in der Lage war, allein zu schlafen. Sie fragte sich, wie die Nächte werden würden, wenn Jay nicht mal am gleichen Ort war, doch damit wollte sie ihn nicht belasten.
Stattdessen drückte sie seine Hand. »Sei bitte vorsichtig. Diese Kerle schrecken vor nichts zurück.«
Jay lächelte ihr beruhigend zu. »Keine Angst, ich passe auf.« Seine Finger strichen über ihre Wange. »Und ich werde dafür sorgen, dass die Bedrohung für dich endet und du dein Leben fortsetzen kannst. Versuch, die Zeit hier zu genießen und dich von den Strapazen zu erholen.«
Zwar wusste sie nicht, ob sie das tun konnte, nickte aber. »Meldest du dich bei mir, damit ich weiß, dass es dir gut geht?«
»Natürlich.«
Zögernd ließ Jocelyn seine Hand los. »Gute Fahrt.«
Unerwartet beugte Jay sich vor und küsste sie sanft auf die Lippen. »Bis bald.«
Bevor sie reagieren konnte, hatte er sich schon umgedreht und das Zimmer verlassen. Sie konnte seine Schritte auf der Holztreppe hören, während sie wie erstarrt mitten im Raum stand, eine Hand über ihr wild klopfendes Herz gepresst. Als sie unten im Haus Stimmen hörte, erwachte sie aus ihrer Versteinerung und trat zum Fenster. Sie wollte nicht stören, während Jay sich von seinen Eltern verabschiedete, deshalb beobachtete sie von ihrem Zimmerfenster aus, wie er die Wagentür öffnete und sich noch einmal zum Haus umdrehte. Jocelyn widerstand dem Impuls, zurückzutreten und sich zu verstecken, damit Jay nicht die Sehnsucht in ihrem Gesicht sah. Als er ihr zulächelte und die Hand hob, konnte sie nicht anders, als ebenfalls zu winken.
Erst als das Auto nicht mehr zu sehen war, trat sie zurück und ließ sich auf das Bett sinken. Wo war sie da nur hineingeraten? Es war schlimm genug, von einem Mafiaboss zum Abschuss freigegeben worden zu sein und ihr gesamtes bisheriges Leben einschließlich ihres Bruders aufgeben zu müssen, aber mehr für Jay zu empfinden, als sie sollte, war vermutlich die größte Dummheit ihres Lebens. Auch wenn es normal war, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, weil er nicht nur gut aussah, sondern auch noch sehr nett war und sie beschützte, musste sie auf jeden Fall verhindern, ihm noch näherzukommen. Für ihn war sie nur ein Fall, den er lösen
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