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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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nein.«

61
     
    Der Campingplatz von Lugano, eigentlich beim benachbarten Agno
gelegen, weckte in August Häberle ein heimatliches Gefühl. Alles war ihm von
vielen Urlauben her vertraut. Die Sonne schien von einem strahlend blauen
Himmel, Frühlingsblumen standen in schönster Blüte und das erste frische Grün
der Bäume ließ den mitteleuropäischen Winter vergessen.
    Der Kriminalist genoss diese Frische und
ließ das schneeweiße Wohnmobil über ein schmales Sträßchen zu dem Campingplatz
rollen, der direkt an den See grenzte. Das Gelände wurde vom Touringclub der
Schweiz betrieben und war weitaus komfortabler als der benachbarte
Campingplatz.
    Häberle stoppte an der Zufahrtsschranke,
erledigte die Formalitäten und konnte sich sogar einen Stellplatz aussuchen.
Denn um diese Jahreszeit war der Andrang noch nicht groß. Er entschied sich für
eine Parzelle in der Mitte, umgeben von hohen Bäumen, deren Laub sich gerade
entfaltete. Brobeil steuerte auf der Suche nach einer Pension das Wohngebiet am
sonnenbeschienenen Hang an. Die beiden Männer hatten vereinbart, später per
Handy miteinander Kontakt aufzunehmen. Wenn sie etwas erreichen wollten,
mussten sie jede Stunde sinnvoll nutzen. Denn spätestens Montagfrüh musste
Häberle wieder im Dienst sein. Während sich seine Frau über den Küchenblock des
Wohnmobils hermachte, blieb er auf dem Fahrersitz zurück und blättert in einem
Notizbuch. Er wollte sofort diesen Vollmer anrufen und ihn zu einem Gespräch
überreden. Wenn er ihn mit seiner Anwesenheit in Lugano überrumpelte, würde er
wohl nicht abgewiesen werden, hoffte der Kriminalist, als ein unbändiges
Dröhnen die Luft erfüllte. Die Häberles kannten dieses Geräusch: Es war eine
zweimotorige Maschine, die maximal in dreifacher Baumwipfel-Höhe vom See her
den Flughafen anflog, dessen Piste knapp 300 Meter hinter dem Campingplatz in
der Tal-Ebene begann. Häberle musste sich auf das Rufzeichen im Handy
konzentrieren – doch auch als der Motorenlärm bereits verhallt war, hatte sich
der Angerufene nicht gemeldet. Der Kriminalist kniff im Gegenlicht der Sonne die
Augen zusammen. Bald würde sie drüben hinter dem Hang, an den sich Agno
schmiegt, untergehen. Zwei Enten watschelten zwischen einigen abgestellten
Wohnwagen durch – wie immer. Häberle drückte den »Aus«-Knopf des Handys. »Schon
mal Fehlanzeige«, stellte er fest, während seine Frau Kaffee zu kochen begann.
Dann entschied er: »Sobald sich Brobeil meldet, fahren wir nach Morcote rüber.
In dieses Lokal …« Er blätterte in seinem Notizbuch, in das er den Namen
geschrieben hatte. »Vielleicht gibt’s eine Spur zu Blühm. Kommst du mit?« Er
schaute nach hinten zu Susanne.
    Sie lächelte. »Das macht am besten ihr
beide«, erwiderte sie. »Ich les meinen Krimi fertig.«
    Das war dem Kommissar auch lieber. Er
hielt seine Frau so gut es ging aus den Fällen heraus. Denn man konnte nie
wissen, wie sich zunächst harmlos anmutende Situationen entwickelten.
    Die Dämmerung lag bereits überm Land, als
die Handy-Melodie erklang. Häberle, der seiner lesenden Frau am Tischchen
gegenüber saß und einige Bemerkungen in sein Notizbuch schrieb, meldete sich.
Es war Brobeil. Auch er hatte vergeblich versucht, Vollmer anzurufen.
    Die beiden Männer kamen überein, sich in
einer Viertelstunde vor dem Campingplatz zu treffen. Der Kriminalist zog sich
um, entschied sich für eine hellblaue Hose und ein sommerliches Freizeitjackett
und drückte seiner Frau einen Kuss auf die Wange. »Passt auf euch auf«, gab sie
ihm mit auf den Weg. Er lächelte und verließ den Wagen.
    Auch Brobeil, der mit seinem roten Polo
pünktlich erschien, hatte sich hell gekleidet.
    »Wissen Sie, wie wir nach Morcote kommen?«,
fragte Häberle, als er sich auf den Beifahrersitz dieses Kleinwagens zwängte,
auf dessen Rücksitz eine Vielzahl von Kleidungsstücken verstreut lag.
    Brobeil verneinte. Er ließ sich den
kürzesten Weg erklären, der auf einem schmalen Sträßchen am See entlangführte –
an der Rückseite des San Salvatores.
    »Jetzt sagen Sie mir bloß«, brach Häberle
das Schweigen, nachdem sie die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten, »jetzt
sagen Sie mir bloß, was um alles in der Welt hat Sie bewogen, auch hierher zu
fahren?«
    Brobeil konzentrierte sich auf die dunkle
Straße. Wenn ein Auto entgegenkam, musste er ganz nach rechts ausweichen und
abbremsen.
    »Ich will wissen, was hier abgeht«,
antwortete er kurz. »Hier, irgendwo hier, muss das

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