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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Kombinationsvermögens
gesteckt werden kann«, tröstete Brobeil seinen Gesprächspartner und prostete
ihn mit dem Rotweinglas zu. Dann erklärte er, wie er sich das weitere Vorgehen
vorstellte: »Morgen will ich diese Anlage sehen, dieses angebliche Zentrum von
allem, wie Vollmer es gesagt hat.«
    »Sie haben die Adresse?«, fragte Häberle
und lächelte beiläufig der Schwarzhaarigen hinter der Theke zu. Sie erwiderte
sein Zeichen.
    »Ist gleich beim Flughafen«, erklärte
Brobeil, »Sie können vom Campingplatz aus fast zu Fuß hingehen.« Er zog sein
Handy heraus und wählte die Nummer Vollmers. Doch der meldete sich immer noch
nicht.
    Als die Teller abgeräumt waren, kam die
Schwarzhaarige mit dem Pferdeschwanz lächelnd auf die beiden Männer zu. »Hat’s
geschmeckt?«
    »Bestens, danke«, sagte der Kommissar
charmant.
    »Sie sind auf der Suche nach jemand?« Die
Frau hob eine Augenbraue, worauf ihre Augen noch größer wirkten, als sie es
ohnehin schon waren.
    Häberle nickte und bot ihr den einzig
freien Stuhl an diesem Tisch an. Sie setzte sich.
    »Wir suchen jemand, ja«, bestätigte der
Kriminalist. »Und vielleicht können Sie uns helfen.«
    Brobeil fügte hinzu: »Wenn Sie Anja sind,
könnten Sie uns sogar sehr helfen.«
    Sie war Anja. Die beiden Männer erklärten,
sie seien gute Freunde Vollmers und in großer Sorge, weil er sich seit Tagen
nicht mehr melde. Außerdem hätten sie erfahren, dass in Lugano Dinge geschähen,
von denen möglicherweise eine große Gefahr ausgehe.
    Anjas Gesichtsausdruck verriet Skepsis. »Und
woher soll ich wissen, dass Sie nicht auch welche von denen sind?«
    »Von denen? Wie meinen Sie das?«, hakte
Häberle nach.
    »Von denen, die hier seit zwei, drei
Jahren ihr Unwesen treiben«, sagte sie keck, »ja, Unwesen treiben. Sie kommen
und gehen, sie arbeiten angeblich wissenschaftlich – und verschwinden plötzlich
spurlos.« Sie musste an Joe denken, aber auch an Claudia.
    Häberle überlegte einen kurzen Augenblick,
dann holte er seinen Dienstausweis heraus und legte ihn vor Anja auf den Tisch.
»Ich bin Polizist, in Deutschland. Aber das hier mach ich inoffiziell, ohne
Auftrag. Weil mir sehr viel an der Sache gelegen ist.«
    Sie las den Ausweis und gab ihn wieder
zurück. Brobeil stellte sich als Theologe vor, der für eine humanere
Gesellschaft kämpfte. »Der Herr, der da vorhin an der Tür stand«, machte er
weiter, »Sie haben ihn auch gesehen, kennen Sie den?«
    Anja griff an ihren Pferdeschwanz, als ob
sie ihn prüfen wolle. »Das war Bruno. Er kommt regelmäßig her. Er ist ein
Freund von Jens Vollmer. Wird Bruno denn von der Polizei gesucht?«
    Häberle erklärte, dass der Mann seit über
einem Vierteljahr in seiner Heimat als vermisst gelte. Das Mädchen staunte. »Er
hat gesagt, er sei mit Wissenschaftlern hier.«
    »Das kann durchaus sein«, räumte Brobeil
ein, »wissen Sie denn, wo er wohnt?«
    Anja schüttelte den Kopf. »Nicht genau.
Irgendwo in Paradiso, in einer Pension, glaub ich. Aber mehr weiß ich nicht.«
    »Und Jens Vollmer, wo finden wir den?«
    Anjas Gesicht nahm einen traurigen
Ausdruck an. »Wenn ich das wüsste! Ich ruf ihn seit drei Tagen vergeblich an.
Er meldet sich nicht. Weder auf seinem Handy, noch bei sich daheim.« Sie
begann, den kleinen silbernen Kerzenhalter zu drehen.
    Häberle verengte die Augenbrauen: »Hat er
sich nicht abgemeldet?«
    »Er hat nur gesagt, er müsse sich auf den
Abschluss des Projekts vorbereiten. Und dass ich Geduld haben solle.«
    »Welches Projekt denn?«, fragte der
Theologe interessiert nach.
    »Wenn Sie das nicht wissen!« Anja war
sichtlich ratlos. »Denen ist doch bei Androhung schlimmster Strafen verboten,
darüber zu sprechen. Wenn Sie mich fragen, dann handelt es sich um irgendetwas
Militärisches. Neuartige Waffensysteme.«
    »Und Sie kennen neben Vollmer noch weitere
Beteiligte?«, wollte Häberle vorsichtig wissen.
    »Zwei noch. Aber die sind schon seit
Herbst weg. Spurlos verschwunden.« Sie holte tief Luft. »Die Claudia und der
Joe.« Es folgte eine kurze nachdenkliche Pause. »Joe war mal ein guter Freund
von mir. Ein sehr guter. Dann ging er in die Staaten zurück – und hat nie mehr
etwas von sich hören lassen. Nie mehr.« Die beiden Männer spürten, dass sie
dies bis heute nicht verkraftet hatte.
    »Und Claudia?«, fragte der Kommissar.
    »Sie war aus Berlin – und ist angeblich
dorthin wieder zurückgekehrt.« Anja schien froh zu sein, mit jemandem darüber
reden zu können. »Als ob nie

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