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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gegangen,
ein gemütliches Lokal direkt in der City.
    Sie aßen Maultaschen oder Wurstsalat, tranken Pils oder
Rotweinviertele, und machten sich mit allerlei ironisch-witzigen Bemerkungen
über die Kollegen lustig. Die Fröhlichkeit wurde unterbrochen, als das Handy
des Fraktionsvorsitzenden Kapp elektronische Töne von sich gab. Er griff in
sein Jackett, meldete sich und wurde ernst: »Nein, Frau Blühm, er ist nicht
hier.« Kapp lauschte, während an dem langen Tisch die Gespräche verstummten.
Die anderen hatten offenbar mitbekommen, dass sich Blühms Frau um ihren Mann
sorgte.
    »Er hat wohl ein Handy-Gespräch gekriegt
und ist rausgegangen – und seither ist er weg«, berichtete der Fraktionsvorsitzende
und verengte die Augenbrauen. Er hörte nickend zu und sagte: »Moment, Frau
Blühm, ich geb Ihnen den Kollegen, der es gesehen hat.« Kapp reichte das Handy
an jenen Mann weiter, der im Kreistag neben Blühm saß.
    »Hallo, Frau Blühm«, sagte dieser mit
ernster Stimme, »ich hab mitgekriegt, dass Bruno noch nicht heimgekommen ist.
Er hat wohl einen Anruf gekriegt«, erklärte der Kreisrat, der gerade die
letzten Bissen einer Gabel voll Wurstsalat verschlungen hatte.
    Die Stimme der Frau klang aufgeregt. »Er
wollte mich auf jeden Fall um sieben anrufen, damit ich ihn abholen kann – und
nun ist es kurz vor zehn«, stellte sie fest. »Sein Handy schaltet auf die
Mailbox. Haben Sie denn eine Ahnung, wo er hin ist oder wer ihn angerufen hat?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich hab sein Handy
nicht mal läuten hören. Er hat’s wohl auf ›Vibrieren‹ gestellt gehabt.
Jedenfalls hat er plötzlich danach gegriffen, sich gemeldet und etwas gemurmelt
und ist rausgegangen. Dann war er weg. Es muss etwas Eiliges gewesen sein –
denn seine Sitzungsunterlagen hat er dagelassen.«
    »Er ist einfach raus und hat alles
liegenlassen?«, staunte Frau Blühm.
    »Ja, genauso war es«, bestätigte der Mann.
    »Dann ist ihm etwas zugestoßen«, entfuhr
es der verängstigten Frau. Sie beendete das Gespräch. Die Kreisräte ließen sich
von ihrem irritierten Kollegen den Inhalt des kurzen Gesprächs schildern und
waren schockiert.

32
     
    In der beschaulichen Wohnstraße von Steinenkirch tauchten aus dem
dichten Nebel die zuckenden Blaulichter auf. Ein Rettungswagen des Roten
Kreuzes parkte direkt vor dem Gartenzaun jenes Hauses, in dem es geschehen sein
musste, erkannte Häberle, als sein Kollege gleich nach der Einmündung in die
Straße stoppte. Zwei Streifenwagen der Polizei blockierten den Weg und zwei
Dutzend Gaffer, alles wohl direkte Anwohner, standen drumherum. Der Nebel
verschluckte ihre Gespräche. Die Beamten des hier zuständigen Geislinger
Polizeireviers hatten mit rot-weißen Absperrbändern den Tatort-Bereich
gesichert.
    Häberle begrüßte, wie er das immer tat,
die uniformierten Kollegen mit Handschlag, hatte meist eine freundliche
Bemerkung parat, und ließ sich dann durch die Eingangstür in eine große Diele
führen, die äußerst geschmackvoll eingerichtet war – mit viel Holz und
weihnachtlichem Schmuck. Der Kommissar und sein Kollege wurden von einem
Uniformierten in das offene Esszimmer gebracht, wo an einem rustikalen Tisch
eine kreidebleiche Frau saß, Mitte 50, schätzte Häberle, aber äußerst
attraktiv. An der Oberkante hatte ein eher schmächtiger Mann Platz genommen,
dessen braunes Haar ziemlich zersaust war. Beide standen auf, als die
Kriminalisten näher kamen. Häberle stellte sich und seinen Kollegen Klaus
Becker vor. Dann nahmen sie alle wieder Platz. Der Uniformierte, ein
altgedienter Hauptkommissar aus Geislingen, zog einen abseits stehenden Stuhl
heran und legte sein Schreibbrettchen, an das ein bereits eng beschriebenes
DIN-A 4-Blatt geklammert war, auf den Tisch.
    Lilo Neumann hatte einen starren Blick und
atmete schnell. Jörg Brobeil legte beruhigend seine linke Hand auf ihren
rechten Oberarm. »Kein Grund zur Aufregung«, sagte er und wandte sich dann an
die drei Polizisten: »Frau Neumann hat ein Beruhigungsmittel bekommen.« Er
deutete auf die beiden Rotkreuzler, die drüben im Wohnzimmer ihren
Einsatzkoffer wieder zusammen packten.
    Häberle nickte verständnisvoll. »Sie
brauchen keine Angst mehr zu haben«, versicherte er und blickte in die leeren
Augen von Lilo. »Wir werden uns um Sie kümmern.«
    Dann ließ sich Häberle von dem
Uniformierten kurz berichten, was er bereits zu Protokoll genommen hatte: »Frau
Neumann war heute Abend allein zu Hause, weil ihr Mann auf

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