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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Spur weniger euphorisch sagen: »Manchmal hab ich das Gefühl, Joe kommt gar
nicht mehr zurück.«
    Vollmer stutzte. »Wie meinst du das?«,
fragte er mit trockener Kehle.
    »Wie ich’s sag, Jens. Seit letzter Woche
ruft er nicht mehr an. Und auf seiner Handy-Nummer heißt es, dass er nicht
erreichbar sei. Aber mehr als die hab ich nicht.«
    Der junge Mann holte tief Luft und sah,
wie die Lichtpunkte des San Salvatores vor seinen Augen verschwammen. Mit einem
Schlag war die Freude über das vereinbarte Rendezvous geschmälert. »Du meinst …«
Er brach ab.
    »Nur so ein Gefühl«, erwiderte Anja, »wenn
ich drüber nachdenk ist es so, als sei er … spurlos verschwunden ja. einfach
weg. Als sei er nie dagewesen.«
     
    Sander blickte nervös auf die Uhr. Wenn er für die Montagsausgabe
schon nicht die ganz große Geschichte schreiben konnte, dann musste er aber
wenigstens über den Wohnungseinbruch berichten. Draußen war es dunkel geworden.
    Lilo hatte inzwischen die Gläser wieder
gefüllt und die erste Kerze am Adventskranz angezündet. Brobeil ließ sich von
der Frau einige Schnellhefter geben und blätterte darin. Der Journalist
beobachtete ihn dabei und sah, dass es sich um Briefe, Kopien von Dokumenten
und Ausdrucke von Excel-Dateien handelte. Die Köpfe einiger Schreiben hatten
amtlichen Charakter. Er erkannte das Landeswappen von Baden-Württemberg und auf
einigen sogar den Bundesadler.
    »Schon mal was von ›Cern‹ gehört?«, fragte
der Theologe und befeuchtete sich den Zeigefinger der rechten Hand mit der
Lippe.
    Sander verengte die Augenbrauen.
Irgendwoher war ihm dies ein Begriff.
    »Teilchenbeschleuniger«, sagte Brobeil
knapp und hielt mit dem Blättern an einem eng beschriebenen Blatt inne.
    »In Genf«, fuhr er fort, »schwierig zu
verstehen, wird deshalb auch von der Öffentlichkeit so gut wie nicht
wahrgenommen. Laienhaft ausgedrückt, werden dort winzigste Teilchen,
Elektronen, Photonen und so weiter, auf hohe Energie gebracht und dann
zusammengestoßen. Hört sich utopisch an, ich weiß.«
    Winfried Neumann bekräftigte: »Mit
normalem Menschenverstand nicht zu begreifen.«
    »Vereinfacht gesagt«, erklärte der
Theologe, »man versucht mit gewaltigem Energie-Einsatz dem Kleinsten vom
Kleinsten in der Natur auf die Schliche zu kommen. Glauben Sie aber ja nicht,
da seien nur ein paar wenige verrückt gewordene Wissenschaftler an der Mache!«
Er blätterte weiter. »Gucken Sie selbst mal ins Internet rein! Allein in
Deutschland wird an zwölf Universitäten und Forschungseinrichtungen an dieser
Sache rumlaboriert.«
    Lilo unterbrach abrupt: »Und da soll mir
noch einer weismachen, dies hätte alles gar keinen Einfluss auf den Menschen.«
    »Lilo hat nicht unrecht«, behauptete
Brobeil, »es werden riesige elektrische Felder aufgebaut. Man will nachweisen,
dass unsere Materie aus dem Nichts entstehen kann.«
    Sander runzelte einigermaßen
verständnislos die Stirn.
    Brobeil bemerkte dies und meinte: »Ich
weiß, das übersteigt unser aller Vorstellungsvermögen. Schon gar, wenn man noch
einen Schritt weitergeht, Herr Sander. Wenn man sagt, dass riesige Energien das
Gravitationsfeld, also die Anziehungskraft, verändern können. Und, was noch
verrückter ist: Damit den Raum krümmen und den Zeitablauf beeinflussen.«
    Winfried Neumann legte seine rechte Hand
auf den Unterarm seiner aufgeregten Frau: »Da geht es um Forschungen, die Macht
und Geld und Einfluss erwarten lassen.«
    »Richtig«, ergänzte Brobeil, »in Genf hat
man längst schon Anti-Materie nachgewiesen, den Anti-Wasserstoff. Daraus
könnten ungeahnte Energiemengen gewonnen werden. Und wer Energie besitzt, das wissen
wir, hat die Macht.«
    »Und welche Zusammenhänge ergeben sich aus
all dem zu dem Brummton?«, versuchte Sander, das Gespräch wieder auf den Boden
der Realität zurückzuführen.
    »Welche Frage!«, staunte der Theologe, »wenn
das, was Lilo und all die anderen hören, irgendetwas mit dieser Forschung zu
tun hat, dann ist eine starke Lobby daran interessiert, uns mundtot zu machen.
Weil wir das, was wir herausgefunden haben, laut in die Welt hinausschreien
wollen.«
    »Aber da werden Sie uns auch nicht helfen
können«, stellte Neumann beim Blick auf Sander resignierend fest. Der wollte
darauf nichts erwidern, ließ sich aber einige Adressen von Personen geben, die
noch mehr dazu würden erzählen können. Dazu zählten Norbert Willing und Thomas
Steinbach.
    »Aber es gibt noch viele andere«, meinte
Lilo, »viele,

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