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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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die vorläufig im Hintergrund bleiben wollen. Obwohl man auch sie
unter Druck setzt.« Dem Theologen kam diese Äußerung sichtlich ungelegen.

40
     
    Häberle und Linkohr ließen sich das Taschenbuch zeigen, das ein
Unbekannter in Steinbachs Briefkasten gesteckt hatte. »Ziemlich
wissenschaftlich«, meinte der rundliche Mann, der ihnen gegenüber auf der Couch
saß. »Ich bin zwar Informatiker müssen Sie wissen, aber diese Phänomene von
Lichtgeschwindigkeit und diesen Weltraumdingen sind mir auch ziemlich fern.«
    Linkohr stellte fest: »Da will uns einer
auf was aufmerksam machen.«
    »Sieht ganz danach aus«, meinte Steinbach,
»und langsam kommt mir die Sache komisch vor. Winnie hat mir am Telefon
berichtet, was mit Lilo geschehen ist.« Er überlegte kurz, stand auf und holte
aus der Regalwand ein gefaltetes DIN-A-4 Blatt mit handschriftlichen
Aufzeichnungen. »Ich denke«, sagte er, als er sich wieder setzte, »ich denke,
dass ich eine Spur habe.«
    Häberle zeigte sich interessiert und
beugte sich vor, während Linkohr wieder den Kugelschreiber zückte.
    »Dieses Kennzeichen hier«, Steinbach
deutete auf das Papier, auf dem ein Stuttgarter Auto-Kennzeichen zu lesen war, »das
gehört einer Stuttgarter Autovermietung, genauer gesagt befindet sie sich in
Degerloch.« Häberle kannte diesen Stadtteil nur zu gut. Während seiner Zeit als
Ermittler beim Landeskriminalamt hatte er dort zwei große Fälle gehabt.
    »Ein BMW der Dreierklasse, schwarz,
ziemlich neu. Er ist in den vergangenen Wochen überall dort aufgetaucht, wo
Mitglieder unserer Interessengemeinschaft wohnen.«
    »Was meinen Sie mit, überall?«, fragte
Häberle dazwischen und versuchte sich, das Kennzeichen zu merken. Linkohr hatte
es aber bereits abgeschrieben.
    »In Wohngebieten bei Nacht, manchmal
wurden unsere Mitglieder sogar einige Kilometer weit verfolgt. Es sieht nach
Einschüchtern aus, verstehen Sie.«
    »Aber zu einer Konfrontation ist’s nie
gekommen?«, wollte der Kommissar wissen.
    Steinbach schüttelte den Kopf. »Zum Glück
nie.« Dann stellte er fest: »Bis gestern Abend bei Lilo.«
    »Und wann haben Sie ihn zuletzt bemerkt?«
    »Hier am Haus noch nie«, erwiderte der
Brillenträger, »aber als ich vorige Woche nachts von Ulm gekommen bin, von
einem Treffen mit einigen Brummton-Leuten, da parkte der Wagen provokativ an
der Ortseinfahrt.«
    Häberle verengte die Augenbrauen. »Einfach
so?«
    Linkohr schaute seinen Chef an. »Dann
werden wir uns den Knaben halt mal vorknüpfen«, meinte der Jungkriminalist.
    »Können Sie gerne tun, ich bitt Sie sogar
darum«, sagte Steinbach und nahm sein Papier zur Hand, »ich hab natürlich auch
schon recherchiert.« Er lächelte verlegen: »Man hat ja so seine Beziehungen.
Ich kann Ihnen sogar sagen, wer den BMW in Stuttgart gemietet hat – und zwar
schon seit Oktober.«
    Häberle stutzte. »Da sind wir aber
gespannt.«
    Steinbach lächelte triumphierend: »Laut
Pass, den er bei dem Autovermieter vorgelegt hat, wohnt er wohl in Berlin in
der Bernauer Straße.« Steinbach blickte auf: »Ist ja eine denkwürdige Adresse.
Bernauer Straße, dort wo sie beim Mauerbau sogar die Fenster zugemauert haben.«
    »Und wie heißt der Knabe?«, drängte der
Kommissar.
    Der Angesprochene las vom Blatt: »Michael
Braunstein.«
    Linkohr schrieb Namen und Adresse auf.
    »Noch eine letzte Frage«, wechselte
Häberle das Thema. »Ist Ihnen auch der Name Blühm ein Begriff? Bruno Blühm?«
    »Bruno?«, fragte Steinbach schnell zurück,
»klar. Er ist schon vor zwei, drei Jahren zu uns gestoßen, weiß verdammt viel,
will aber im Hintergrund bleiben. Er hat uns allen streng untersagt, seinen
Namen zu nennen. Er tritt deshalb nie öffentlich in Erscheinung, sondern berät
uns nur als Physiker. Er ist Lehrer – aber das wissen Sie sicher. Warum fragen
Sie?«
    Häberle wollte reinen Wein einschenken: »Er
ist verschwunden.«
    Steinbach wurde kreidebleich.

41
     
    Sander war nach dem Besuch bei den Neumanns noch am Samstagabend
in die Redaktion gefahren – zum Leidwesen seiner Lebensgefährtin, die sich
daheim ein gemütliches Lasagne-Essen vorgestellt hatte. Doch ihr Partner, bei
Wochenend-Diensten stark gestresst und in Hektik, wollte die übliche
Routinearbeit erledigen, die durch seine samstägliche Recherche liegengeblieben
war. Ein weiterer Polizeibericht war eingetroffen. Neben einer Unfallflucht und
der Beschädigung eines Zigarettenautomatens auch noch eine Vermisstenmeldung. Der
Journalist las interessiert

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