Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
saßen Michael Braunstein und
Manuela Lilienthal. Beide hatten sie sich für diesen Besuch fein gemacht. Sie
trug ein gerade mal knielanges dunkles Kleid mit langen Ärmeln, er einen
Nadelstreifen-Anzug mit dezent-farbener Krawatte. Das geräumige Büro, in dem
sie sich trafen, hätte dem Vorstandsvorsitzenden einer milliardenschweren
Aktiengesellschaft zur Ehre gereicht. In einer Ecke, an die die voll verglasten
Wände stießen, die mit dicken Vorhängen drapiert waren, stand ein wuchtiger
Schreibtisch, vermutlich aus Kirschbaumholz. Außer einem Drucktasten-Telefon
störte nichts die blitzblank geputzte Oberfläche. An der gegenüberliegenden
Wand erstreckte sich eine ebenfalls dunkle Regalkonstruktion, voll ausgelastet
mit dicken Büchern und Bildbänden. Den optischen Mittelpunkt bildete aber eine
schneeweiße lederne Eckcouch-Garnitur, die nahezu einem Dutzend Personen Platz
geboten hätte, davor ein weißer Marmortisch. Der Amerikaner hatte seinen beiden
Gästen einen südfranzösischen Rotwein kredenzt. Jetzt, um anzustoßen auf das
Wohl der Vereinigten Staaten und alle, die sie und ihre Verbündeten schützten,
erhob sich auch das Paar.
    »Auf unsere gelungene Zusammenarbeit«,
lachte der Amerikaner, an dessen dunklem Jackett mehrere bunte fingernagelgroße
Auszeichnungen steckten. Die Gläser stießen klingend zusammen.
    »Was Sie uns in all den Jahren geliefert
haben, war Gold wert«, lobte der Amerikaner. »Sie haben es blendend verstanden,
die Infos zu besorgen. Ach …« Er lächelte wieder. »Können Sie eigentlich
inzwischen Arabisch?«
    Braunstein und seine Begleiterin
schüttelten die Köpfe. »Kein bisschen«, sagte er, um ironisch hinzuzufügen: »Muss
man das als Tourist können, Mr. Armstrong?«
    »Wir wissen es zu schätzen, welcher Gefahr
Sie sich ausgesetzt haben«, fuhr der Gastgeber in seiner Laudatio fort. »In
diesem Job riskiert man Kopf und Kragen. Und in solchen Ländern erst recht.«
    Manuela Lilienthal hatte oft genug
Albträume gehabt. Der Gedanke, in einem ägyptischen Gefängnis zu landen, oder
gar in Saudi Arabien, war schrecklich gewesen. Ganz zu schweigen von den
barbarischen Strafen, die dort auf Spione und Agenten warteten. Letztlich aber
war es die fürstliche Bezahlung, die solche Schreckensgedanken wieder
verflüchtigen ließ.
    »Wir haben uns stets bemüht, die
Informationen von unserer Seite plausibel zu gestalten«, lächelte Armstrong. »Wir
wollten Sie zu keiner Zeit gefährden.«
    »Ein bisschen kritisch war’s nur einmal«,
entsann sich Braunstein, »damals, nachdem wir beim Start der ›Endeavour‹ waren
und unsere arabischen Freunde gleich konkrete Daten zu den Umlaufpositionen und
Funkstationen verlangt haben.«
    Der Amerikaner lächelte überheblich. »Es
war tatsächlich nicht einfach, plausible Daten zu liefern, die nicht als
Fälschung zu enttarnen waren.«
    »Aber es war perfekt gemacht«, lobte
Braunstein. »Auch wenn wir später ziemlich irritiert waren, als sie uns nach
Kairo kommen ließen.«
    »Sie meinen die Sache mit den Pyramiden?«
Der Gesprächspartner hob eine Augenbraue und nahm einen Schluck Wein.
    Manuela nickte. »Wir haben uns überhaupt
keinen Reim drauf machen können.«
    »Zumal eigentlich kein Grund bestanden
hätte, uns deswegen nach Kairo zu rufen und uns dies mitzuteilen«, fügte
Braunstein hinzu. Auch er griff jetzt zu seinem Glas. Durch die Glasfront drang
das Dröhnen eines landenden Flugzeuges herein, das offenbar den nahen
Stuttgarter Flughafen Echterdingen anflog.
    Armstrong überlegte seine Antwort offenbar
lange. »Liebe Freunde, die Gedankengänge der Geheimdienste sind oftmals
verschlungen. Wir gehen davon aus«, er kratzte sich im Haar, »dass es möglicherweise
ein Test war – zu Ihrer Zuverlässigkeit.«
    »Sie meinen, die haben Lunte gerochen?«,
fragte Braunstein einigermaßen entsetzt und verengte die Augenbrauen.
    Der Amerikaner zeigte sich selbstgefällig.
»Das ist in dieser ›Branche‹ durchaus üblich. Hätten wir diplomatische
Anstrengungen unternommen, um dieses Phänomen zu ergründen, hätten die Araber
den Beweis gehabt, dass Sie geplaudert haben.«
    Braunstein stutzte. »Dann war das nichts
weiter als ein Trick?«
    Armstrong nickte bedächtig. »Natürlich.
Was soll denn auch schon in dieser Pyramide zu brummen anfangen? Haben Sie das
wirklich geglaubt?« Sein Lächeln wirkte irgendwie gekünstelt, dachte Braunstein
und zuckte mit den Schultern.
    Manuela schaute dem Amerikaner streng ins
Gesicht: »Na

Weitere Kostenlose Bücher