Trust Me - Blutiges Grauen
betrogen, oder etwa nicht?”
“Du weißt genau, dass das nicht stimmt.”
Die Tür wurde geöffnet, und Jeremy steckte seinen Kopf heraus. “Daddy?” Er sah zu Lynnette. “Warum weint Mommy denn?”
David war, als würde ihm das Herz brechen, als er in das beunruhigte Gesicht seines Sohnes blickte. “Weil sie etwas Schlimmes gemacht hat, Jeremy. Und sie weiß, dass sie deshalb eine Weile weggehen muss.”
“Nein!” Lynnette riss die Augen auf. “Das würdest du nicht wagen! David, ich bin es doch! Ich … wollte es gar nicht. Ich war … so
verzweifelt
. Das ist meine Krankheit! Die lässt mich manchmal verrückte Dinge tun. Du weißt, wie schwer es ist, damit fertigzuwerden. Ich halte es nicht aus, wenn ich daran denke, was aus mir wird!”
David dachte an die Fotos, die Jeremy auf ihrem Handy gesehen hatte. “Das war zu gut vorbereitet, um deine Krankheit dafür verantwortlich zu machen, Lynn. Wo hast du denn Bishop kennengelernt?”
“Er kam in die Klinik, um sich Blut abnehmen zu lassen. Er … er hat mich dazu überredet. Ich habe ihm nur von dir erzählt und was du mir antust. Er meinte, das könnte er in Ordnung bringen.”
“Sag bloß nicht, er ist der Typ, mit dem …” Er überlegte sich eine Umschreibung, da Jeremy neben ihnen stand. “Den du an dem Abend besucht hast, als du nach dem Kurs nicht nach Hause kamst.”
Sie errötete und verriet David damit, dass er richtig vermutet hatte. “Wahrscheinlich musstest du ihn danach nicht mal bezahlen”, sagte er angewidert.
“Es hat als ein Streich angefangen”, sagte sie. “Das schwöre ich. Wir wollten ihr nur einen Schreck einjagen. Wir dachten, es wäre lustig, bei ihr anzurufen.”
“
Lustig”
, wiederholte er. Das Wort schmeckte wie bittere Galle.
“Es ist alles außer Kontrolle geraten. Aber … aber Bishop hat ihr ja letztendlich nichts getan. Also … ist es doch egal. Ihr geht es gut! Belassen wir es doch dabei.”
David wünschte sich einerseits wirklich, er könnte das. Doch aufgrund von Lynnettes Aktion war ein Mann ums Leben gekommen. Skye hätte getötet werden können. “Du musst ein Geständnis ablegen und professionelle Hilfe bekommen. Wenn du kooperierst, wird es für dich glimpflich ablaufen”, sagte er leise. Wer hätte gedacht, dass er mal so ein Gespräch mit seiner Exfrau führen würde? “Ich werde alles tun, was ich kann.”
Sie sah ihn mit offenem Mund an. “Du meinst es ernst”, flüsterte sie. “Du wirst mich ins Gefängnis bringen, obwohl du weißt, dass ich krank bin. Obwohl du weißt, dass ich nichts dafür kann.”
“Du
kannst
aber etwas dafür.” Er kniete sich hin und zog seinen Sohn in die Arme. “Du musst dir keine Sorgen machen, Kumpel”, versicherte er ihm und drückte ihn an sich. “Du wohnst bei mir, bis deine Mom wieder nach Hause kommt, okay? Es wird alles gut werden.”
Jeremy ließ den Blick unsicher zwischen ihnen hin und her wandern. “Wie lange wird Mommy weg sein?”
“Das weiß ich noch nicht.”
“Dann hast du ja alles, nicht wahr!”, schrie Lynnette. “Du hast meinen Sohn und die Hure, die du die ganze Zeit schon wolltest!” Sie stürzte ins Haus zurück, schlug die Tür hinter sich zu und schloss ab. Er hatte einen Schlüssel. Aber er würde jetzt nicht in Gegenwart seines Sohnes hinter Lynnette herjagen und sie zwingen, mit ihm zu gehen. Dieses Trauma wollte er Jeremy ersparen.
Er musste den Jungen hier wegbringen und einen Kollegen herbestellen, falls Lynnette sich etwas antun wollte.
David zog das Handy aus der Tasche und rief Tiny an.
Jane brauchte dringend eine Zigarette. Die letzte hatte sie gegen vier Uhr nachts geraucht, während sie aus dem schmierigen Motelfenster sah. Sie hätte gestern Abend auf ihrem Weg nach Hause eine Packung kaufen sollen, aber sie hatte es nicht gewagt, die letzten fünf Dollar auszugeben. Nun musste sie mit dem Nikotinentzug fertig werden – genauso wie mit der Angst vor dem, was sie in dem Haus erwartete, das sie auf der Suche nach Beweisen auf den Kopf gestellt hatte. Beweise dafür, dass ihr Ehemann ein Mörder war.
“Bleib im Auto sitzen”, sagte sie zu Kate, nachdem sie an der Auffahrt geparkt hatte. Da der Truck hier stand, ging sie davon aus, Oliver zu Hause anzutreffen. Sie wollte nicht, dass ihre Tochter Zeugin dieser ersten Begegnung wurde. Sie hatte keine Ahnung, wie Oliver reagieren würde. Bisher hatte sie ihn noch nie richtig wütend erlebt – normalerweise machte er nur eine düstere Miene und zog
Weitere Kostenlose Bücher