Trust Me - Blutiges Grauen
“Wer hat sich denn hier gegen wen gewandt, Ollie? War Johnny Pew etwa nicht dein Freund? Hat er dir nicht vertraut, als er dir erzählt hat, was er getan hat?” Er gab einen zischenden Laut von sich. “Es ist eine verdammte Schande, dass man sich nicht auf dich verlassen kann, wirklich. Das ist eine Schande.”
Olivers Gedanken überschlugen sich, während er nach einem Ausweg suchte. Vic hatte ihm eine Falle gestellt. Wenn er die Drogen besorgte, würde ihn jemand bei den Wachen verpfeifen. Besorgte er die Drogen nicht, würde man ihn erstechen, noch ehe er durch das vordere Tor hinausmarschieren konnte. “Das ist unfair!”, rief er Victor nach. “Ich habe niemanden verraten!”
“Pass bloß auf, dass du mich nicht verpfeifst, sonst kommst
du
nur im Leichensack hier raus.”
8. KAPITEL
M iranda Dodge hatte eine Webseite.
David ließ das Mittagessen mit Tiny und einem der anderen Detectives ausfallen, um sich die Fotos anzusehen. Die meisten stammten aus früheren Jahren, als sie sich auf dem Höhepunkt ihrer Modelkarriere befunden hatte. Miss Dodge war ziemlich groß, hatte kastanienbraunes Haar und eine Figur, die ihn an Marilyn Monroe erinnerte. Sehr kurvenreich. Große Brüste. Ein Körperbau, der nicht unbedingt immer gefragt gewesen war. Sie hatte in den Neunzigerjahren mit ihrer Modelkarriere begonnen, als Kate Moss den Maßstab gesetzt hatte. Die Frauen hungerten zu jener Zeit, um den Look des britischen Topmodels nachzuahmen.
Miranda war in dem Metier nicht so weit gekommen, wie sie gehofft hatte. Die Fotostrecke im Playboy war ziemlich umfassend – fünf Seiten zeigten sie nackt oder halb bekleidet: unter einem Wasserfall, in einem tropischen Teich schwimmend oder am Strand liegend, nur mit Sand bedeckt. Doch in anderen größeren Magazinen erschien sie nicht. David nahm an, dass sie die alten Playboyfotos auf ihrer Seite ließ, um genügend Aufmerksamkeit für ihre Angebote zu erregen – Gymnastikvideos und Diätpläne mit ihrem eigenen Markenzeichen.
Er ging die Liste ihrer Besucher im Gästebuch durch. Die meisten waren Männer, die von ihren Aktfotos schwärmten. Eine Mail stammte von einem Mädchen im Teenageralter. Es äußerte sein Interesse daran, Hugh Hefner vorgestellt zu werden und selbst “in dieses Geschäft einzusteigen”.
Einen Blog führte Miss Dodge ebenfalls, um ihre Diätprodukte zu bewerben. Sie schrieb über die Kalorien, die sie während ihres täglichen Work-outs verbrannte, über ihr Trainingsprogramm und sogar über ihren Speiseplan.
Die Fotos auf dieser Seite waren nicht ganz so freizügig, aber sie nutzte ganz offensichtlich ihre körperlichen Vorzüge, um andere zum Kauf ihrer Videos und Diätprodukte zu animieren. Sie posierte in knappen Outfits, um zu demonstrieren, mit welchen Übungen sie ihre Bauchmuskeln trainierte und mit welchen sie ihr Hinterteil formte. Dazu bot sie noch weitere Informationen zum Thema – verschiedene kalorienarme Rezepte, Kleidungsvorschläge und Tipps für Haar- und Hautpflege.
David fragte sich, wie oft Oliver Burke diese Seite aufgerufen hatte. Er suchte im Gästebuch nach alten Einträgen, aber es ging nicht weit genug zurück …
“Wow! Jetzt weiß ich, warum du Tiny erzählt hast, du müsstest arbeiten! Ich hätte meine Mittagspause auch lieber mit ihr verbracht.”
David drehte sich um. Mike Fitzer stand im Durchgang seiner Kabine und starrte auf den Monitor.
“Sie hat was mit einem meiner Fälle zu tun”, erklärte ihm David.
“Wenn du sie zur Befragung herbringen musst, zahle ich dir einen Fünfziger, damit ich sie filzen darf.”
David wünschte, Mike würde sich um seinen eigenen Kram kümmern. Er war der faulste Detective der ganzen Einheit. Es war kaum zu glauben, dass sich so jemand derart lange in diesem Job halten konnte.
“Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber ich weiß nicht, ob ich überhaupt mit ihr sprechen werde. Sie ist nur am Rande beteiligt.”
“Schade aber auch.”
Mike machte keine Anstalten zu gehen, deshalb rollte sich David mitsamt dem Stuhl zu ihm herum. “Kann ich vielleicht was für dich tun, Mike?”
“Allerdings. Du kennst die Frau, die
The Last Stand
gegründet hat?”
“Ich kenne alle drei Frauen.”
“Ich rede von der, die in letzter Zeit so oft in den Medien erscheint. Skye noch was.”
“Kellerman.”
“Ja, genau die.”
Das überraschte ihn nicht. Es war das zweite Mal in zwei Tagen, dass jemand im Revier ihn auf sie ansprach. Aber seit Skye und ihre
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