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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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alles.” Oliver ließ den Blick über die Typen im Hof gleiten. Er versuchte einzuschätzen, ob Vic hier irgendwo in der Nähe Freunde hatte, die ihn womöglich mit einer selbst gemachten Waffe anfallen könnten. “Ich werde in zwei Tagen entlassen.”
    “Und dann machst du dir immer noch Sorgen um diese blöde Adresse? Verdammt, Mann, die muss ja ziemlich wichtig für dich sein.”
    Das war sie auch.
Unheimlich wichtig sogar. Skye hatte alles zerstört, was er sich aufgebaut hatte. Das würde er ihr nicht verzeihen. “Ich schulde ihr … noch Geld.”
    “Aha.” Ric lachte wieder, dann wurde er plötzlich ernst. “Ich sag dir was, Ollie. Ich besorge dir ihre Adresse, wenn du mir dafür einen kleinen Gefallen tust.”
    Oliver sah ihn argwöhnisch an. “Ich habe dir schon Geld gegeben.”
    “Ich fürchte, es wird dich etwas mehr kosten, als wir ursprünglich vereinbart haben.”
    Oliver stand mit dem Rücken zur Wand. Schlagartig beobachtete er die Männer um sie herum jetzt noch aufmerksamer.
    “Es geht nicht um Geld”, fuhr Vic fort. “Das reicht diesmal nicht.” Er beugte sich vor und flüsterte: “Besorg mir einen Flash.”
    Oliver versteifte sich. “Crack? Du willst, dass ich dir
Drogen
besorge?”
    Vics Blick war hart, seine Augen funkelten. “Tu doch nicht so schockiert.”
    “Aber … ich
bin
schockiert! Ich habe keinerlei Verbindung zur Drogenszene hier. Hatte ich nie, das weißt du genau. Warum bittest du ausgerechnet mich darum?”
    “Niemand beobachtet dich im Moment – Du hast es doch bald hinter dir. Wie dem auch sei: Es ist deine einzige Möglichkeit, dich freizukaufen, du
Verräter
.”
    Olivers Puls begann, zu rasen. Woher wusste Victor von seinem Deal mit der Polizei von San Francisco? Die Detectives hatten versprochen, kein Wort davon verlauten zu lassen. Sie wollten erst in Aktion treten, wenn er frei war. Wenn jemand davon erfuhr, vor allem, solange er noch hier drinnen war, könnte das sein Ende bedeuten.
    Oder ging es darum?
    Oliver konnte niemandem vertrauen. Er musste bei allen davon ausgehen, dass sie sich gegen ihn wandten. Jane war die einzige Ausnahme.
    “Ich weiß nicht, wovon du redest”, entgegnete er und spielte den Ahnungslosen.
    Victor verzog den Mund. “Okay. Du marschierst am Freitag hier raus, weil sie dich lieben.”
    “Ich werde auf Bewährung entlassen.” Aber wenn sie ihn mit Drogen erwischten, würde er
nirgends
hingehen, nicht mal mehr in die Zahnarztpraxis von San Quentin. Sie würden seine Haftverschonung rückgängig machen, ihn wegen Regelverletzung wegsperren. Er würde verrotten, solange sie das wollten.
    Das musste er verhindern. San Quentin brachte ihn um, jeden Tag etwas mehr. Dieser Gestank hier schien bereits in seine Poren einzudringen. Er fragte sich, ob er die Erinnerungen an diesen Ort jemals wieder loswerden würde.
    Victor scharrte mit dem Fuß auf dem Boden und spuckte wieder aus. “Siehst du den Schornstein da drüben?”
    Oliver blickte zu dem grünen Rohr, das aus dem Dach des North Block ragte. Er wusste, es gehörte zu der berüchtigten Gaskammer. Jeder wusste das. “Was ist damit?”
    “So werde ich nach draußen kommen.”
    “Du bist nicht zum Tode verurteilt.”
    “Werde ich aber. Sie klagen mich noch einmal an, und sie werden mich festnageln.”
    Das war Oliver völlig egal. Je eher sie Vic umbrachten, desto besser. Ihm würde das eine Menge Arbeit ersparen. “Heute wird keiner mehr vergast”, sagte er unbewegt. “Sie geben einem die Todesspritze.”
    “Wo ist denn da der Unterschied, du Klugscheißer? Sie werden mich umbringen, so oder so. Ich hab nichts zu verlieren.”
    Oliver war kleiner als Vic, kleiner als die meisten hier. Er zuckte zurück, damit Vic glaubte, er hätte Angst vor ihm. “Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander. Ich habe dir über die Jahre eine Menge Geld gegeben.”
    “Na und? Jetzt gibt es jemand anderen, der noch mehr zahlt.” Er kickte einen Kieselstein in die Luft, der Oliver am Kinn traf. “Besorg mir das Zeug.”
    Der stechende Schmerz verbreitete sich in Olivers gesamten Körper. Während er den wegrollenden Stein beobachtete, bekam er kaum mit, dass Vic sich schon abgewandt hatte. “Das kann ich nicht!”, rief er. “Ich weiß ja überhaupt nicht, wie ich das anstellen soll!”
    “Dir wird schon was einfallen.”
    Doch damit würde er alles riskieren! “Ich kapier das nicht! Warum wendest du dich gegen mich?”
    “Mich gegen
dich
wenden?” Victor lachte bitter auf.

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