Trust Me - Blutiges Grauen
Recht. Das war jedenfalls besser als die anderen Möglichkeiten, die sich ihm zurzeit boten. Aufgrund seiner Statur und seiner freundlichen Art war er eine richtige Attraktion bei den Männern im Gefängnis, aber diese homosexuellen Erlebnisse ekelten ihn mehr an, als dass sie ihn befriedigten. Bis auf die Geschichte mit Larry. Er hatte Larry eines Tages in der Bibliothek kennengelernt. Sie hatten vieles gemeinsam – mochten dieselben Bücher und dieselbe Musik. Larry war ein sanfter, ruhiger Typ, und er schaffte es, Oliver das Gefühl zu vermitteln, dass er etwas darstellte. Letztendlich war er dann aber auch eine große Enttäuschung gewesen. Manchmal bereute Oliver, was er Larry angetan hatte. Manchmal vermisste er ihn mehr als Jane.
Er versuchte, nicht mehr an Larry zu denken, und blätterte ein paar Seiten in seinem Notizblock zurück. Zügig las er den codierten Text, den er geschrieben hatte, noch einmal durch. Er hatte sich diese Verschlüsselung vor vielen Jahren ausgedacht. Auf diese Weise konnte er seine Gedanken aufschreiben, ohne zu befürchten, dass es jemand las, dem es in die Hände fiel. Als er zehn gewesen war, hatte er bereits damit angefangen. Doch diese einfache Übersetzung des Alphabets war im Laufe der Jahre immer ausgefeilter geworden. Inzwischen hatte er noch Zahlen und sogar geometrische Figuren in das Ziffernsystem eingebaut. Er bezweifelte, dass es vielen Leuten gelang, diesen Code zu knacken – in San Quentin sowieso nicht. Jane hatte es natürlich auch nie herausgefunden. Doch für den Fall des Falles bezeichnete er Personen nur mit deren Initialen. Diejenigen, die das zweifelhafte Vergnügen hatten, von ihm genannt zu werden, erschienen nicht mit ihrem vollständigen Namen. Leute wie Detective Willis. Oder die Lehrerin Mrs. Grady, die Jane wegen Kates Benehmen in letzter Zeit so viel Ärger machte. Und allen voran Miranda Dodge. Er hatte sich bei ihr immer noch nicht richtig für die Abfuhr bedankt; sie nagte auch jetzt noch an ihm.
Aber nur, weil er sich bei ihr nicht so recht entscheiden konnte. Welche Strafe wäre die beste? Er wollte immer noch mit ihr zusammensein. Wenn sie ihm nur eine kleine Chance gäbe, dann würde er ihr zeigen, was für ein guter Freund und leidenschaftlicher Liebhaber er sein konnte. Irgendwie fand er schon immer, dass sie zusammengehörten. Seit dem ersten Tag in der Schule, als sie in die fünfte Klasse gekommen war. Mit ihrem kastanienbraunen Haar, das sie mit diesen hübschen roten Spangen zurückgesteckt hatte.
Er könnte ihr tatsächlich vergeben. Wenn sie ihm die Gelegenheit dazu gäbe.
Skye war etwas anderes. Er hasste sie wie niemand anderen. Sie hatte ihn so ungerecht behandelt! War zur Polizei gegangen, um gegen ihn auszusagen. Hatte vor Freude und Erleichterung geweint, als sie ihn ins Gefängnis gebracht hatten. Es war eine Schande, wie sie sich in der Öffentlichkeit verhielt und über das sprach, was er getan hatte. Er bezweifelte, dass sie irgendwann damit aufhören würde. Sie hatte aus ihrem kleinen Gerangel ja ein richtiges Geschäft gemacht.
Wenigstens hatte sie ihm im Gefängnis so einiges zum Fantasieren gegeben. Er schloss die Augen, erlebte in Gedanken noch einmal den aufregenden Augenblick, als er sie durchs Fenster beobachtete. Wie sie von einem Zimmer ins andere ging … Sah sie wieder vor sich, wie sie telefonierte, lachte, das lange Haar im Nacken anhob. Erinnerte sich, wie er den Schlüssel aus dem Versteck holte, die Tür leise aufschloss und hineinging …
Schwer atmend schob er eine Hand in seine Shorts. Erneut spürte er die Anspannung, die Angst und die Aufregung, die zusammen seine Nerven zum Vibrieren brachten. Er musste Skye haben, musste ihr
wehtun
.
Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er stellte sich vor, wie er ihr das Messer an die Kehle drückte, damit sie stillhielt, während er sie berührte. Wie sie die Augen vor Angst verdrehte, ihn anbettelte, sie loszulassen. Ihre Hilflosigkeit war das Beste an allem gewesen. Irgendwie befriedigte das einen inneren Drang in ihm, den er zwar nicht richtig verstand, aber auch nicht ignorieren konnte. Er wollte sie bestrafen, wollte sie kneifen, kratzen, sogar beißen.
Skye … Skye … Skye …
, ging es ihm immer wieder durch den Kopf. Aber erst, als er sie vor Schmerz und Panik schreien hörte, vollkommen gebrochen, da kam endlich das wunderbar erlösende Zucken.
“Deine Frau stört das nicht?”, bemerkte sein Zellnachbar, als alles zu Ende
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