Trust Me - Blutiges Grauen
wohl später versuchen, zur Arbeit zu gehen.”
David fragte nicht, warum sich seine Exfrau nicht wohl fühlte. “Schön, dass ihr vorbeigekommen seid”, sagte er.
Das fand Skye allerdings weniger. Ihr Blick fiel auf das Bad. Sie hoffte, sich darin verstecken zu können, bis Mrs. Willis und Jeremy wieder gingen. Sie warf die Decke zurück und kletterte aus dem Bett, darauf bedacht, keinen Laut von sich zu geben. Doch vergebens: Auf dem halben Weg zur Tür stand ihr plötzlich ein Junge mit dunklem Haar und den großen grünen Augen seines Vaters gegenüber.
“Jeremy!”, rief David. Aber es war zu spät. Davids Sohn stand in der Tür und starrte Skye an, als hätte er noch nie eine Frau gesehen.
“Wer bist du denn?”
“Ich …” Skye musste sich räuspern. “Ich bin eine Freundin deines Vaters.”
“Ist da noch jemand?” Seine Mutter hatte den kurzen Wortwechsel gehört.
Skye zog sich der Magen zusammen, als Mrs. Willis hinter Jeremy erschien und sie erstaunt ansah. “Du hast … eine Frau in deinem Schlafzimmer?”, sagte sie und drehte sich zu ihrem Sohn um.
David hatte sich eine Jogginghose angezogen, trug aber kein Hemd. Er warf Skye einen entschuldigenden Blick zu. “Mom, das ist Skye Kellerman. Skye, das ist meine Mutter, Georgine Willis.”
Skye fuhr sich unsicher mit der Hand durchs Haar und bemühte sich um ein freundliches Lächeln. “Nett, Sie kennenzulernen.”
“Sie hat deine Boxershorts an!”, rief Jeremy. Das bewahrte Georgine zwar davor, die Worte auszusprechen, die ihr im Hals stecken geblieben waren. Doch ihr Gesichtsausdruck wurde dadurch nicht entspannter.
David fuhr sich mit zwei Fingern über die linke Schläfe, als hätte er Kopfschmerzen. “Ich habe ihr die Sachen geliehen, damit sie darin schlafen kann.”
Das war nicht gut! Skye war sicher, dass Lynnette in Lichtgeschwindigkeit davon erfahren würde. Ihr fiel aber nichts Passendes ein, um die Situation zu entschärfen – außer so schnell wie möglich aus dem Apartment zu verschwinden. “Tut mir leid, dass ich es eilig habe, aber ich … muss noch Arbeit erledigen. Ich wollte gar nicht so lange liegen bleiben.”
“Sieht so aus, als hätten Sie auch nicht viel besser geschlafen als mein Sohn”, bemerkte Mrs. Willis trocken.
Skye wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, also sagte sie nichts. Sie schnappte sich ihre Sachen, die auf einem Stuhl neben dem Bett lagen, und beeilte sich, ins Badezimmer zu kommen.
Glücklicherweise standen sie nicht mehr im Schlafzimmer, als sie wieder herauskam. Sie waren in die Küche gegangen. Sie hörte, wie David seiner Mutter eine Tasse Kaffee anbot.
“Ist sie deine Freundin, Dad?”, fragte Jeremy.
Skye wappnete sich für die Antwort, die genau so ausfiel, wie sie vermutet hatte. “Nein. Sie ist nur jemand, den ich von meiner Arbeit kenne. Sie brauchte letzte Nacht einen sicheren Platz zum Schlafen.”
Sicher
? Die Missbilligung seiner Mutter, der Unterton in seiner Stimme …
Sie ist nur jemand, den ich von meiner Arbeit kenne …
Hier fühlte sie sich alles andere als sicher.
Sie warf Davids Sachen aufs Bett und ging in den Flur. Normalerweise hätte sie alles aufgeräumt, aber sie wollte keine Minute länger in seiner Wohnung bleiben.
Er nahm gerade ein paar Frühstücksflocken aus dem Schrank, als Skye die Küche betrat. Sie presste sich die Fingernägel in die Handflächen, als sich alle zu ihr umdrehten.
“Willst du etwas essen, bevor du gehst?”, fragte David.
“Nein, vielen Dank.” Sie schluckte und strich sich das Haar hinters Ohr. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie sich nicht einmal gekämmt hatte.
Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, aber er musste genauso erschrocken sein wie sie. “Ich ruf dich nachher an.”
“Ist schon okay.” Sie fühlte sich wie ein Eindringling, als sie die drei in der Küche sah.
“Aber wir müssen doch über die Spendenveranstaltung sprechen!”
“Nein … also … Ich habe doch schon gestern gesagt, dass alles geklärt ist. Aber danke noch mal. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich gestern Nacht aufgenommen hast.”
Sie lächelte weiterhin angestrengt, während sie Georgine und Jeremy zunickte. “War nett, Sie kennenzulernen”, sagte sie noch einmal zu Mrs. Willis. “Und dich auch.” Dann wirbelte sie herum und machte, dass sie so schnell wie möglich zur Tür kam.
Er war Freitag. Er hatte es geschafft.
Oliver richtete sich so weit auf, wie es der geringe Raum zwischen seinem Bett und der
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