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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Decke erlaubte. Durch die Gitter seiner Zelle blickte er zu den beiden Wächtern hinauf, die sich auf der Laufplanke gegenüber unterhielten. Er hatte eine schlaflose Nacht hinter sich. Die Minuten waren ihm endlos vorgekommen, doch letztendlich war es Morgen geworden. Und er lebte immer noch.
    Denn er hatte Vic keine Chance gegeben. Am Abend zuvor hatte er seinen Kunstkurs ausfallen lassen und sich krank gemeldet, um nicht in der zahnärztlichen Praxis arbeiten zu müssen. Er war auch nicht in den Hof gegangen – die Zeit hätte er sonst sowieso in der Bibliothek verbracht – und hatte auch nichts gegessen. Inzwischen war er fast am Verhungern und völlig ausgedörrt, aber er ging nach Hause. Das war alles, was zählte.
    Er warf die Decke beiseite, die viel zu dünn war, um ihn in diesem zugigen Gebäude warm zu halten, und kletterte aus seiner Koje. “Das war’s”, sagte er zu T.J., der sich noch nicht gerührt hatte. “Jane holt mich in ein paar Stunden ab.”
    “Du Glücklicher”, murmelte T.J.
    Es war kein Glück gewesen; er hatte seinen Kopf benutzt. Im Gegensatz zu den anderen hier, die sich nur auf ihre Muskelkraft verließen. Den Männern war nur wichtig, wer die dicksten Muskeln hatte und den größten Schwanz. Wer am intelligentesten war, interessierte sie nicht.
    Das zeigt, wie dumm sie alle wirklich sind
… “Vic dachte, er hätte mich am Arsch, aber
ich
bin derjenige, der gleich hier rausspaziert. Ich werde heute Abend zu Hause sein, mit meiner Frau im Bett liegen und sie lieben!”
    “Ach ja? Und wer hat bei ihr im Bett gelegen, während du hier drinnen warst?”, fragte T.J. und lachte über seinen eigenen Scherz.
    Oliver saß auf der Toilette aus rostfreiem Stahl, die keinen richtigen Sitz hatte. Er musste sich erleichtern – dringend –, aber es funktionierte nicht. “Jane ist nicht so eine. Jane hat auf mich gewartet.”
    “So wie du auf sie gewartet hast?”, höhnte T.J. lachend. “Hoffentlich war sie ein bisschen wählerischer als du … bei dem, was sie in den Mund genommen hat.”
    Bei T.J.s Bemerkung spielten sich plötzlich Bilder vor seinem inneren Augen ab – Bilder von allem, was er getan hatte. Aber jetzt sah er sein Verhalten in einem anderen Licht, aus dem Blickwinkel von jemandem, der draußen lebte. Er wusste, was andere davon halten würden, dass er diesem und jenem einen Gefallen getan hatte. Was sein Vater denken würde: dass er ein Schwächling war, ein Homosexueller, ein Loser.
    “Das ist was anderes”, entgegnete er in dem Versuch, auch sich selbst zu überzeugen. “Hier drinnen … ist alles anders.”
    “Was in San Quentin passiert, bleibt in San Quentin, was?” T.J. stand auf und schob Oliver von der Toilette. “Das redest du dir ein, mein kleiner Freund?”, fragte er, während er urinierte. “Aber ich weiß, wie viel Spaß dir das gemacht hat. Was ist denn mit den Doktorspielchen, die so in der Zahnarztpraxis gelaufen sind? Du hast ja wohl mehr untersucht als nur Zähne, was?”
    “Halt die Klappe!” In Oliver erwachten Rachegelüste. Er hatte es satt, ständig umhergeschubst zu werden. Aber er riss sich zusammen und begann die Sauerei sauber zu machen, die T.J. um die Toilette herum hinterlassen hatte. Wie üblich. Er würde es später notieren und sich darum kümmern, wenn er die Gelegenheit bekam. Das schwor er sich, als er sich wieder auf die Toilette setzte.
    “Was wird dein Daddy wohl jetzt von seinem Zahnarztjungen denken? Wirst du ihm sagen, wie viele Typen du hier drinnen gefickt hast? Dass keiner so gut blasen kann wie du? Damit hast du dich hier verdient gemacht. Ich werde nicht der Einzige sein, der dich vermisst.”
    T.J.s widerliche Lästereien erweckten mit einem Mal wieder Olivers Grundschulzeit zum Leben.
Ich wette, du spielst auch mit Puppen
… Er wusste, dass es besser war, nicht darauf zu antworten. Schon als kleiner Junge hatte er gelernt, dass die Quälerei nur schlimmer wurde, wenn er darauf reagierte. Aber heute Morgen fühlte er sich viel zu müde und fertig. Er war viel zu versessen darauf, endlich zu gehen, um sich beherrschen zu können. “Mein Dad hält viel von mir! Das war immer schon so. Er weiß, dass ich kein Schwuler bin.”
    “Wenn du mich fragst, gefallen dir Männer viel besser als Frauen.”
    “Sei ruhig!”
    “Schreibst du immer alles in dein kleines Tagebuch? Führst du Buch darüber, wie viele Schwänze du gelutscht hast?”, fragte T.J. und stieß gegen den kleinen ordentlich auf dem Regal

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