Trust Me - Blutiges Grauen
Familie haben, konnte nicht beiden gerecht werden. Es wäre besser gewesen, sie heute Abend zu Jasmine oder Sheridan zu schicken, statt die beiden anzurufen, um ihnen zu sagen, dass es ihr gut ging.
Er fuhr sich durchs Haar und warf einen Blick auf die Bilder auf seiner Kommode. Auf dem einen balancierte Jeremy mit Baseballshirt und Hut auf Davids Schultern. Ein anderes zeigte Lynnette mit Jeremy als Neugeborenem. Zu der Zeit war David noch glücklich mit ihr verheiratet gewesen, jedenfalls ziemlich. Einige der Probleme in ihrer Beziehung hatten sich damals bereits gezeigt. Doch er war immer noch idealistisch genug gewesen, um zu glauben, dass sie irgendwann ihren fünfzigsten Hochzeitstag feiern würden. So wie seine Eltern im kommenden Jahrzehnt.
Stattdessen hatten er und Lynnette sich scheiden lassen, sich wieder zusammengerauft und dann erneut getrennt. Alles nur, weil er zu sehr in seine Arbeit verstrickt war – und weil er Skye getroffen hatte. Das hatte es ihm unmöglich gemacht, über einige Dinge bei Lynnette hinwegzusehen, über die er hinwegsehen müsste. Seit er Skye das erste Mal gesehen hatte, seit diesem Moment, glomm ein Funke zwischen ihnen. Er konnte diese starke Anziehungskraft nicht erklären, aber seitdem lag er in einem ständigen Kampf mit sich, um nicht schwach zu werden und jemandem wehzutun. Vor allem, seit er wusste, dass Lynnette krank war.
Mit dem Foto von Jeremy im Gedächtnis ging David ins andere Zimmer zurück, wo er eigentlich schlafen sollte. Wenigstens befand sich Skye hier in Sicherheit, zumindest heute Nacht. Wenn er an den letzten Telefonanruf dachte und an den Typ im Restaurant, dann konnte er doch froh sein, sie hier bei sich zu haben, oder?
Doch als er am folgenden Morgen erwachte, war er nicht besonders glücklich darüber, dass Skye in seiner Wohnung schlief.
“David? Bist du zu Hause?”
Jemand klopfte an die Wohnungstür. Skye öffnete gähnend die Augen und blinzelte, als sie die Zimmerdecke sah. Davids Zimmerdecke. Die Erkenntnis, wo sie sich befand, ließ ihr Herz schneller schlagen. Dabei hatte sie doch am Abend zuvor beschlossen, ihn zu vergessen und ihr Leben weiterzuleben.
Sie rollte sich zur Seite und vergrub das Gesicht im Kissen, um den Duft des Mannes, den sie liebte, tief einzuatmen. Aber als die Stimme vor der Tür wieder zu hören war, wurde ihr klar, dass es sich nicht um eine Freundin oder Nachbarin handelte.
“David? Ich bin es, deine Mutter!”
Skye schoss so schnell im Bett hoch, dass ihr schwindelig wurde. Sie warf einen Blick auf den Wecker. Es war erst halb acht. Wahrscheinlich nicht die Zeit, zu der David Besucher erwartete, vor allem keine Familienmitglieder. Sonst hätte er sie gewarnt. Vor allem, nachdem sie über Lynnettes Anruf gesprochen hatten!
Ein Knarren der Dielen kündigte an, dass David zur Tür ging. Er schien es nicht eilig zu haben – und ihr wurde schnell klar, warum. Aber er hatte ihr auch nicht gesagt, sie solle sich nicht blicken lassen. Er hatte gar nichts gesagt.
Dann hörte sie, wie die Tür geöffnet wurde, und die Stimme seiner Mutter drang nun um einiges lauter an ihr Ohr. “Musst du denn heute gar nicht zur Arbeit? Normalerweise bist du doch um diese Zeit schon auf.”
“Es ist gestern ziemlich spät geworden.”
“Hallo, Daddy!”, war jetzt noch jemand zu hören, und Skye fuhr zusammen.
Davids Sohn. Sie hatte sich schon öfter gewünscht, die Person, die für David so wichtig war wie keine andere, einmal kennenzulernen. Aber heute Morgen schien nicht der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. Sie wusste, wie es auf andere wirken musste, dass sie hier war.
“Was führt dich denn so früh in die Stadt, Mom?”, erkundigte sich David, nachdem er Jeremy begrüßt hatte.
“Eigentlich sind wir gestern Abend um zehn angekommen. Aber ich dachte, du würdest schon schlafen. Außerdem wusste ich ja, dass Jeremys Bett nicht groß genug für deinen Vater und mich ist. Deshalb haben wir bei Lynnette übernachtet.”
“Wo ist Dad?”
“Holt was zum Frühstück. Er hat einen Termin mit einem Immobilienmakler, um sich ein paar Apartments anzusehen. Ich habe keine Lust, den ganzen Tag durch irgendwelche Mietwohnungen zu laufen. Deshalb wollte ich Jeremy zur Schule bringen und dann nach Auburn fahren, um meine alte Freundin Virna Washington zu besuchen. Sie ist vor einem Jahr dorthin gezogen.”
“Und wo ist Lynnette?”
Es entstand eine kurze Pause. “Sie hat sich heute Morgen nicht wohl gefühlt. Sie wird
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