Truthahn um zwölf
dieses Jahr keine Weihnachtseinkäufe.« Larry wich aus. »Ach,
nicht direkt Einkäufe. Nur so bei Gelegenheit ein paar Kleinigkeiten.«
»Aber
du hast gesagt, daß es sowas dieses Jahr nicht gäbe.
Nicht
diese Hin-und-her- Schenkerei . Du hast viel darüber
geredet, und ich hab’ es für abgemacht gehalten.«
»Komm,
Susan, ich wollte, du wärst nicht so stur. Man merkt, daß du älter wirst. Du
kennst das doch, wie die Leute im letzten Moment noch Geschenke schicken, wenn
man schon hofft, daß sie einen endlich vergessen haben.«
»Und
das ist genau der richtige Moment, um festzubleiben und nichts
zurückzuschicken.«
Larry
lenkte ab, wie gewöhnlich. »Du bist komisch, Susan. Du siehst so lieb und
freundlich aus, und im Grunde deines Herzens bist du so grausam. Im Prinzip
hast du natürlich recht, aber...«
Das
war es. Dieses »aber« erfaßte die ganze Lage.
Anne
bestand darauf, daß wir unsere Kleinen zu ihr brachten. Als wir widersprachen
und sagten, daß sie uns keine Last seien — was restlos gelogen war — ergriff
Ursula den Hörer und sagte fröhlich, daß das gut ginge. Sie werde nicht mit Tim
auf der Farm draußen arbeiten und könne sich leicht um die Kinder kümmern.
Eigentlich habe sie noch nie verstanden, warum man so ein Getue mit Kindern
mache. Sie habe nie Schwierigkeiten mit ihnen.
Als
ich Larry das erzählte, lachte sie grimmig. »Warte nur, bis sie Patience und
Mark einen Tag lang gehütet hat. Dann hält sie uns vielleicht nicht mehr für
vollkommen blöd.«
Der
Colonel kam extra heraufgefahren, um die Kinder zu holen und uns den Umweg zu
ersparen. »Mühe? Keine Rede davon. Sie werden unter Ursulas Obhut wie die
Lämmer sein.«
Wir
verbrachten einen herrlichen Vormittag und waren sehr zufrieden mit unseren
Einkäufen. Wir kauften für Edith ein paar Baumwollkleider und noch ein
eleganteres. Dann konnten wir uns in der Wäscheabteilung lange nicht
entschließen, und nachher kauften wir sogar noch ein Paar hübsche Sandalen und
Schuhe für den großen Tag. Das konnten wir, da Tony Edith ihr einziges gutes
Paar geklaut und uns als Muster mitgegeben hatte, und sie es glücklicherweise
nicht vermißt hatte. Nach Hüten schauten wir gar nicht, Edith würde selten
Gelegenheit haben, einen zu tragen, und wir wollten sie schließlich nicht mit
Geschenken überhäufen. Es blieb Tony überlassen, ihr alles zu überreichen und
sie zur Annahme zu bewegen. Sie würde ihre Sache sicherlich gut machen, auch
wenn sie sich nicht ganz an die Wahrheit hielte.
Am
Nachmittag feierten wir die Tatsache, daß wir ohne Kinder unterwegs waren. »Da
läuft gerade ein Film«, begann Larry, und das genügte schon.
Auf
dem Land geht man wenig ins Kino. Larrys und meine Auffassung von Vergnügen
entsprechen sich völlig; notwendige Einkäufe, ein exotisches und
schwerverdauliches Mittagessen, und ein Film. Als er zu Ende war, wankten wir
leicht benommen ans Tageslicht hinaus und lechzten nach einer Tasse Tee.
Dann
murmelten wir etwas von »Geschenke für die Kinder kaufen« und trennten uns. Es
sei so einfach diesmal, erklärten wir einander, da wir nur für sie einzukaufen
brauchten. »Mir tun all die armen Teufel leid, mit langen Listen in der Hand,
die sich um Sonderangebote schlagen«, sagte Larry überheblich.
Bald
darauf entdeckte ich Larry mitten im Gewühl, sie hatte sich der kämpfenden
Menge angeschlossen. Gleich darauf war ich ebenfalls darin untergetaucht und
suchte ein Buch für den Colonel aus und eines für Mrs. Evans und eine Krawatte
für Mr. Evans. Dann kam Tantchen an die Reihe — wir hätten auch nicht im Traum
daran gedacht, ihr nichts zu schenken. Und so ging es weiter, bis ich mir einen
Weg durch die Freitagabend-Einkäufer bahnte, hinein in ein großes Warenhaus,
das eine riesige Glückwunschabteilung hatte. Besser, ein paar in Reserve zu
haben, so für den Fall...
Ich
hatte mir fünf Dutzend beiseite gelegt, als ich eine Stimme sagen hörte: »Ich nehme
ein paar von diesem Regal«, und ich war nicht überrascht, als ich Larry sah —
erhitzt und zerzaust und mit Unmengen von Paketen in der Tasche. Ich schlüpfte
hinter ein hohes Regal und sah ihr zu, wie sie in fünf Minuten fünfzehn
Schillinge ausgab. Dann verstaute ich meine eigenen Karten tief in der Tasche
und gesellte mich zu ihr mit der freundlichen Bemerkung: »Sag bloß, du gibst
dich mit diesem altmodischen Kram ab? So eine Geldverschwendung.«
Auf
dem Heimweg fingen wir plötzlich zu lachen an. Larry fragte: »Wieviel
Weitere Kostenlose Bücher