Truthahn um zwölf
von den Ereignissen
mitgerissen werden und ihr auf der Stelle einen Heiratsantrag machen — wenn er
das überhaupt vorhatte. Ich hatte Klatsch über Colin gehört, und da war sicher
etwas Wahres dran, aber, wie gesagt, die Stimmung bei Hochzeiten kann
ansteckend wirken.
Larry
kam nach dem Frühstück und hatte den sorgfältig in einen Pappkarton verpackten
Brautstrauß dabei. Er war wunderschön und sehr schlicht und paßte ausgezeichnet
zu dem entzückenden Kleid. Larry hatte vor, Tony zu helfen bei ihren
energischen Anstrengungen, die Braut zu verschönern, und ich überließ ihnen das
und versuchte, unsere vier Kinder im Auge zu behalten.
Als
die Hochzeit auf den Samstag festgelegt wurde, wegen Tony und Miss Adams,
sagten Larry und ich wie aus einem Mund: »O weh, dann müssen die Kinder dabei
sein!« Und Tony antwortete strahlend: »Ja, ist das nicht reizend? Es wird
lustig sein mit ihnen.«
Larry
und ich merkten, daß wir zustimmen mußten. Aber der Gedanke, daß alle sechs
Kinder, unsere vier und Annes zwei, bei der Trauung von Edith und Ted dabei
sein würden, ließ uns Böses ahnen. Sie würden sicherlich etwas anstellen, wenn
wir sie nicht trennten.
Larry
hatte ihre zwei nun mitgebracht und entschuldigte sich: »Ich konnte nicht
anders, Sam ist noch draußen auf der Farm. Ich hab’ ihre Kleidchen für die
Hochzeit in diesen Koffer gepackt, also können sie in der Zwischenzeit machen,
was sie wollen.«
Der
Meinung war ich nicht, vielleicht würde sich eines ein Bein brechen oder
ertrinken, und so machte ich mich ein paarmal auf die Suche nach ihnen, während
Larry und Tony die Braut schön machten. Beim ersten Mal holte ich sie von ihren Ponies herunter, die sie gefangen und gesattelt
hatten. Das zweite Mal sammelte ich sie vom Stalldach herunter, wo sie eben
einen Kriegstanz aufführten, den sie von ihren kleinen Schulfreunden gelernt
hatten. Dann glaubte ich, sie spielten Indianer in der alten Hütte, und ließ
sie zu lange allein. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um die Katastrophe zu
verhindern. Sie hatten sich ein paar Schiffchen aus Rinde gebaut und ließen sie
schwimmen — und waren zum einzigen tiefen Tümpel gegangen, strikt verbotenes
Gebiet, über dessen Rand sie nun aufgeregt hingen.
Ich
brachte sie zum Haus zurück und schimpfte den ganzen Weg lang. Christopher
bemerkte, daß ich heute eine gräßliche Spielverderberin sei, und Christina,
seine treue Verbündete, beklagte sich, daß sie eine Hochzeit für einen Spaß
gehalten habe, bei dem nicht alles, was man gerne täte, verboten war.
Als
ich zum Haus zurückkam, läutete das Telefon, und ich hörte Ted Stuarts
aufgeregte Stimme: »Hallo, Mrs. Russell?«
Edith
mußte mich angesteckt haben, als sie vorhin die Nerven verloren hatte, denn ich
befürchtete das Schlimmste. Er war hörbar beunruhigt. Was war passiert?
Natürlich war es unmöglich, daß es etwas mit Percy Freeman zu tun hatte, aber trozdem ...
»Es
geht um Trilby, Mrs. Russell.«
Trilby?
Ich forschte in meinem Gedächtnis vergeblich nach einer Trilby. War es möglich,
daß diese Frau zu Teds Vergangenheit gehörte? Aber er sah so aus, als hätte er
nie eine Vergangenheit gehabt, abgesehen natürlich von seiner höchst ehrbaren
und glücklichen Ehe.
»Wissen
Sie, sie hat angefangen, und ich kann sie nicht allein lassen.«
»Angefangen?«
Das war ja schrecklich. Nicht Percy, sondern Trilby würde die Hochzeit
vereiteln.
»Wissen
Sie, es sieht so aus, als könnte sie Schwierigkeiten beim Kalben haben, und ...«
Ich
mußte mich sehr zusammennehmen, um nicht vor Erleichterung zu lachen. Trilby
war offensichtlich eine Kuh, und sie hatte sich diesen unpassenden Zeitpunkt
zum Kalben ausgesucht. Ich murmelte etwas, was hoffentlich mitfühlend und nicht
nur albern klang, und er sprach weiter: »Wissen Sie, sie ist meine beste Kuh.
Caleb ist ja ein guter Kerl, aber wenn etwas schief geht, wird er nie damit fertig
werden, und ...«
Das
klang so verzweifelt, daß ich möglichst freundlich sagte: »Das tut mir leid,
Ted. Aber was wollen Sie tun? Es wäre nicht schön, Edith warten zu lassen,
meinen Sie nicht auch? Sie würde sich schrecklich aufregen.«
Denn
der Gedanke war für mich zu entsetzlich,
Ediths sowieso schon angegriffene Nerven zu beruhigen, während er Trilby
versorgte.
Er
sagte: »Ich weiß, Mrs. Russell. Es ist wirklich nicht schön, aber vielleicht
wird sie rechtzeitig fertig. Ich hab’ Mr. Mason angerufen. Er war sehr
verständnisvoll und weiß für einen
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