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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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trinken.
Eine großartige Leistung, ein richtiges Hochzeitsgeschenk.« Und in kürzester
Zeit hatte er Caleb überredet, mit auf Trilby und die Töchter zu trinken.
    »Sie
müssen einfach mitmachen. Sie kommen dann noch leicht rechtzeitig zum Melken«, sagte
er. »Können jetzt nicht wegrennen, nachdem Sie uns die gute Nachricht gebracht
haben. Wie sind Sie hergekommen? Doch sicher nicht mit dem Fahrrad? Doch? Dann
müssen Sie bleiben. Fahrräder machen Durst und Hunger. Bleiben Sie, und feiern
Sie mit.«
    Tony
war begeistert. »Wie schön, daß es Caleb so gut geht«, wisperte sie mir zu.
»Vermutlich ist er seit Jahren auf keinem Fest mehr gewesen, und nach der
langen Fahrt ist er sicher erhitzt und müde. Er sieht einfach selig aus!«, und
sie lachte den alten Mann mütterlich an.
    Calebs
Freude war jedoch von kurzer Dauer. Die meisten Männer hatten sich nach draußen
ins Kühle zurückgezogen, und Caleb bestand bald darauf, beim Servieren zu
helfen — seine Manieren waren besser, als man bei dem schäbigen Anzug und seiner
Ungeschicklichkeit erwartet hätte.
    »Ich
kann nicht stillsitzen und Sie arbeiten lassen, Miss Tony«, sagte er, als Tony
ihn zur Rede stellte, und ergriff eine große Schüssel mit Vanilleeis.
    Tony
begann: »Das ist doch nicht nötig, Caleb«, und machte ein bedenkliches Gesicht.
Aber es war zu spät. Caleb entwickelte sich zu einem begeisterten Kellner.
»Wenn er nur Ruhe geben würde!« murmelte Tony. »Entweder verschüttet er etwas,
oder er läßt es fallen, und es wäre scheußlich, wenn ...«
    In
diesem Moment passierte es. Caleb, der mit seiner Schüssel voll Eis in Ursulas
Nähe gekommen war, stolperte über einen Teppich. Paul machte einen Satz und
erwischte ihn beim Arm, so daß er nicht hinfiel, aber für das Eis kam er zu
spät. Die Schüssel kippte, und der Inhalt ergoß sich in Ursulas eleganten
Schoß.
    Es
war ein fürchterlicher Augenblick. Caleb war entsetzt und begann stammelnd,
sich überall zu entschuldigen, besonders bei Ursula. Sie war mit einem wütenden
Ausruf aufgesprungen, und von ihrem Kleid tropfte Vanilleeis.
    Caleb
stieß gequält hervor: »Bitte verzeihen Sie mir, Miss Maitland! Ich bitte um
Entschuldigung! Ein schrecklicher Vorfall. Wie ungeschickt von mir. Ihr Kleid.
Darf ich ihnen beim Säubern behilflich sein?« Und er zog ein sauberes, aber ungebügeltes Taschentuch heraus und tupfte
erfolglos auf dem Kleid herum.
    Und
dann geschah etwas höchst Überraschendes. Ursula, die immer freundliche junge
Frau mit den untadeligen Manieren, verlor die Beherrschung. Sie bekam einen
knallroten Kopf und murmelte etwas, was verdächtig nach »verdammter alter Esel«
klang, und dann, etwas förmlicher, aber noch vernichtender: »Mein Kleid ist
ruiniert! Von so einem herumpfuschenden Idioten. Schaut euch nur diese
entsetzliche Schweinerei an.«
    Und
tatsächlich war das Eis in der kurzen Zeit überraschend weit gekommen.
    Aber
Mrs. Evans reagierte schnell und griff vermittelnd ein: »Regen Sie sich über
das Durcheinander nicht auf, Miss Maitland. Und Sie auch nicht, Mr. Fielder. So
was kann passieren und ist nicht weiter schlimm«, und im nächsten Moment hatte
sie eine Schüssel und einen Lappen herbeigeschafft und putzte das Gröbste ab,
während Anne zu ihrer Cousine hinübereilte und versuchte, sie zu beruhigen.
    »Das
geht beim Reinigen sicher wieder heraus«, sagte sie freundlich. Ursula bedankte
sich mit einem Wutanfall.
    »Natürlich,
aber nicht jetzt sofort! Ich hasse es, wenn jemand so ungeschickt ist und so
was anrichtet! Selbstverständlich habe ich ein anderes Kleid hier, Anne. Ich
habe nicht alle mit zu dir genommen, und natürlich kann ich mich umziehen, aber...«
    Larry
sagte trocken: »Was für ein Segen, wenn man eine umfangreiche Garderobe hat«,
und ihre Stimme drückte deutlich ihre Gefühle aus. »Gehen Sie schon und ziehen
Sie das Kleid aus, Ursula, Sie verderben ja das ganze Fest. So was ist doch
keine Tragödie.«
    Und
dann begannen alle gleichzeitig zu reden, und Tonys Stimme war laut zu hören:
»Jetzt schauen Sie doch nicht so entsetzt, Caleb. Was macht schon ein bißchen
Vanilleeis auf einem Kleid? So was passiert täglich, und niemand macht deswegen
so ein Theater. Nur keine Aufregung. Über Teppiche stolpert jeder einmal, und
wenigstens sind Sie nicht auf sie drauf gefallen. Das ganze Getue wäre ja
berechtigt, wenn Sie sie halb erdrückt hätten«, und dann flüsterte sie mir zu:
»Und ich wollte, er hätte sie ganz erdrückt, wenn man

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