Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
begannen eiligst zu reden, aber Peter sagte ruhig zu
mir: »Eins zu Null für Larry. Sie nimmt immer noch kein Blatt vor den Mund. Und
das saß.«
    Die
Wärme dieser Worte überraschte mich, doch dann erinnerte ich mich an eine
Bemerkung von Paul, daß Peter Anstruther rot sähe, wenn jemand sich so daneben
benimmt. Ich fragte mich, ob das eine unbewußte Reaktion auf die charmante
Tyrannei seiner Mutter war. Aber man muß zu den Frauen halten, und so sagte ich
nachsichtig: »Na ja, keine Frau ist begeistert, wenn sie das Kleid voll
Vanilleeis hat.«
    »Trotzdem
hat mir die Reaktion dieser Dame nicht gefallen.«
    Ich
warf einen schnellen Blick zu seinem Gesicht hinauf. Peter Anstruther schloß
anscheinend keine Kompromisse. Vermutlich würde er sich nicht der Schar von
Ursulas Bewunderern anschließen.
    Doch
hatte ich jetzt keine Zeit mehr, mich mit ihm herumzustreiten, und Ursula hatte
auch keine Gelegenheit, ihn wieder für sich zu gewinnen, denn Ted und Edith
begannen sich zu verabschieden. Alle versammelten sich vor dem Haus, um ihnen
nachzuwinken. Edith war überwältigt von Dankbarkeit und Glück, und Ted stand
neben ihr und strahlte vor Stolz und Zufriedenheit.
    »Vielen,
vielen Dank!« hörte ich sie viele Male sagen, erst zum Colonel, dann zu Miss
Adams, dann zu mir. Aber bei Tony vergaß sie alle Vornehmheit, fiel dem Mädchen
um den Hals und küßte es. »Es ist alles deine Idee gewesen«, sagte sie. »O
Tony, warum bist du so lieb?«
    Peter,
der immer noch neben mir stand, hörte diese Worte und flüsterte mir zu: »Die
Frage ist berechtigt. Warum ist sie so lieb? Mit neunzehn ist man nicht
selbstlos.«
    Ich
war überrascht, ließ mir aber nichts anmerken und sagte leichthin: »Ach, Tony tut
so was gerne. Kümmert sich mit Begeisterung um die Angelegenheiten anderer
Leute. Sie hat sogar Paul dazu gebracht, daß er den Brautvater für Edith
gemacht hat.«
    Er
lächelte: »Dann besitzt sie eine gehörige Portion Überzeugungskraft.« Im
nächsten Moment wurden wir getrennt, da alle vorwärtsstürzten, um dem
scheidenden Paar zuzuwinken und Glückwünsche nachzurufen.
    Ursula
lächelte wieder bezaubernd, und niemand hätte geglaubt, daß es diesen häßlichen
kleinen Vorfall gegeben hatte. Aber an diesem Abend, als Paul und ich endlich
allein waren und erschöpft in die Federn krochen, sagte er: »Ein tolles Fest.
Alles war da. Nur schade...«
    »Was
war schade?« fragte ich, während ich mit einem Reißverschluß kämpfte.
    »Die
Sache mit Ursulas Kleid.«
    Eine unvernüftige Wut stieg in mir hoch, wie immer, wenn
Paul sie verteidigte, und ich sagte: »Na ja, das geht wieder raus, und sie hat
eine Menge anderer.«
    »So
hab’ ich das nicht gemeint«, sagte Paul langsam. »Schade, daß sie so
hochgegangen ist. Scheußlich für Caleb. Peinlich für alle.«
    Ich
verbarg sorgfältig die Freude, die mir diese Bemerkung machte. War es möglich,
daß Paul einen Makel an der tüchtigen und wunderbaren Ursula entdeckte?
    Ich
meinte: »Es war ein teures Kleid, und die Versuchung war groß.«
    Aber
Paul brütete vor sich hin. Er sagte langsam: »Natürlich, aber weißt du noch,
wie jemand Kaffee über Larrys neues Kleid gegossen hat, und wie sie nur darüber
gelacht hat? Sie hat nicht viele Kleider gehabt, aber sie hat sich nicht so
aufgeführt.«
    Jetzt
war Vorsicht geboten. »Aber Larrys Kleid ist lange nicht so teuer gewesen.«
    Ich
war sehr stolz auf diese Anstrengung, und Paul sagte zu meinem größten
Vergnügen: »Wahrscheinlich nicht, aber es ist ihr einziges gutes gewesen, und
sie hat gesagt, daß es ihr verdammt wenig ausmachen würde.«
    Ich
hielt es für klüger, nicht weiter über die Sache zu reden und sagte: »Versuch’
doch, ob du diesen Reißverschluß aufkriegst.» Aber später wiederholte ich Larry
jedes Wort dieser Unterhaltung. Sie lachte nur und sagte: »Dem Guten geht anscheinend
ein Licht auf. Wenn Tim nur auch dabeigewesen wäre!«
     
     
     

8
     
    Da
ich Tony ja kenne, hätte es mich nicht überraschen dürfen, Caleb Fielder bei
meinem nächsten Besuch im Laden zu sehen: Er war eifrig im Lagerraum beschäftigt,
wog peinlich genau Kartoffeln und Zwiebeln ab, wobei ihn sein widerlicher
großer Kater unverwandt anstarrte.
    Aber
bei der Erinnerung an die Schweine im Fischernetz und das Eis in Ursulas Schoß
sagte ich entsetzt zu Miss Adams: »Sie haben Caleb doch nicht fest angestellt?
Was ist mit seiner kleinen Farm? Versorgt die sich selbst?«
    »Da
ist nicht mehr viel Arbeit. Er hat alle

Weitere Kostenlose Bücher