Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
zurückgezogen.
„Vielleicht sagst du mir, um was es geht“, insistierte sie, „Jordy macht gerade seine Hausaufgaben und ich ziehe ihn ungern...“
„Mann!“, rief Dave und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „...also gut... halt dich fest: In wenigen Minuten wird Michael Jackson hier sein...!“
„Michael Jackson?“
„Ja! Sag ich doch! Michael Jackson höchstpersönlich! Wir haben ihn auf dem Wilshire Boulevard aufgegabelt! Mit ’ner Panne! Und wenn du dich nicht beeilst, ist er wieder weg, bevor du und Jordy auch nur einen Zipfel seiner Kleidung gesehen habt!“
June ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie rannte zu ihrem 12-jährigen Sohn ins Zimmer, schrie ekstatisch etwas von Michael Jackson und Werkstatt und beeilen, zerrte Jordy und seine Halbschwester Lily ins Auto und startete den Wagen.
Ihr Handy klingelte. Mein Gott, dachte sie, hoffentlich war das jetzt keine Ente und es ist irgendetwas dazwischen gekommen! Aber es war Evan, ihr erster Mann, der am Telefon war.
„Evan, ich hab jetzt keine Zeit!“, rief June ins Telefon.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte er erstaunt.
„Ich... wir ... ich ruf dich später zurück!“
Jäh fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht wusste, ob das alles klappen würde, ob sie rechtzeitig da sein würden....
„Ich ruf dich zurück – in einer Stunde... oder heute Abend!“ Sie klickte ihn weg.
Jordy sah seine Mutter an. So durchgedreht hatte er sie schon lange nicht mehr gesehen. Aber, Mann, ehrlich, er konnte es verstehen. Sie hatte gesagt, sie würden Michael Jackson treffen, Michael Jackson! Seinen ganz großen Traum, seit er ein kleiner Junge war.
Er war tatsächlich da. Sie konnten es nicht fassen. Da saß er. Schmal, schüchtern, irgendwie ein bisschen unbeholfen und unglaublich höflich. Das fiel Jordy als erstes auf: Diese stille, zurückhaltende Höflichkeit. Da war nichts Angeberisches, Protziges an ihm, kein egoistisches Getue oder das Verhalten, das Jordy so oft an Erwachsenen beobachtet hatte: Dieses „Ich bin wer“- Anerkennungs-Gehabe.
Michael war wer und es war ihm bewusst. Doch es schien ihm eher peinlich zu sein. Still unterschrieb er die Papiere, die Dave ihm ausfertigte, lächelte, nickte und bedankte sich tausend Mal.
Dann stand er auf und sah sich um. Sein Charisma traf Jordy und June wie eine Springflut.
Michael sah zuerst nur June. Und June war eine wunderschöne, exotische Frau mit langen, schwarzen Haaren, mandelförmigen Augen und einer tollen Figur. Bewundernd glitt Michaels Blick leicht errötend an ihr hinab und sie, ganz Frau, bemerkte es. Instinktiv nahm er den schwarzen Schal und zog ihn wie eine Bourka quer über sein Gesicht, als ob er die Frau wäre, die über den Blicken eines Mannes errötete.
Dann fiel sein Blick auf Jordy und Lily und seine Augen leuchteten auf. Jordy ahnte eher, als dass er wusste, wie er zu Michael hingeschoben wurde und sich die beiden zum ersten Mal gegenüberstanden.
„Er ist dein größter Fan!“, erklärte Dave Schwartz
„Ja, ihr solltet Freunde werden“, setzte June hinzu und lächelte. Dann nahm sie einen Zettel und kritzelte ihre Telefonnummer darauf. „Hier ist Jordys Nummer“, sagte sie und reichte den Zettel an Michael weiter. „Du solltest ihn mal anrufen...“
„Mom!“ protestierte Jordy, peinlich berührt.
„Doch, warum nicht?“ bestand June. „Du magst Michael doch schon so lange...“
Michael lächelte und steckte die Nummer in seine Hosentasche. June und Jordy verbrachten die Tage danach praktisch neben dem Telefon, aber Michael rief nicht an.
***
„Du hast gesagt, du rufst zurück“, sagte Evan griesgrämig.
„Ach ja, entschuldige, es war viel los... ich hab’s vergessen.”
„Und?“
„Was und?“
„Was war da los neulich?“
„Warum interessiert dich das?“, fragte June aggressiv, weil aus der Begegnung mit Michael nichts geworden war. Warum war Evan so neugierig, wenn es um Sensationen ging, aber nicht bereit, sich angemessen um seinen Sohn zu kümmern, wie er es versprochen hatte?
„Du kannst ja Jordy fragen, wenn du dich zufällig daran erinnerst, dass du einen Sohn hast“, giftete sie.
Kurz darauf bedauerte June ihre Reaktion. Ich hätte nicht so hart sein sollen, sagte sie sich, er ist Jordys Vater und so mache ich die Sache nur noch schlimmer. Und sie nahm sich vor, einen versöhnlichen Anruf zu tätigen.
Einen Tag später und etwa eine Woche nach ihrem Treffen, rief Michael Jordy an und lud ihn in seine geheime
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