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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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aus seinem Leben, von all den geschäftlichen Intrigen, die es zu durchschauen galt, von den Egos der Leute, die alle die Mächtigsten und Größten sein wollten und für die ein Auto oder eine It-Bag wichtiger war als ein Kinderleben. Debbie war eine sehr gute Zuhörerin. Und mehr noch: ihre trockenen Kommentare zu seinen Berichten nahm diesen oft die Ecken und Kanten und ließen ihn die Dinge anders sehen. Und sie brachte Michael nicht nur zum Lachen, sie wurde für ihn auch ein Stück Freiheit.
    ***
    Wenn Debbie eines von ihren Mitmenschen wollte, dann, in Ruhe gelassen zu werden und ihr eigenes Ding zu machen. Die Meinung anderer Leute interessierte sie nicht, sie hing nicht an materiellen Werten und sie hatte etwas mit Michael gemeinsam: Sie mochte Erwachsene nicht sonderlich. Debbie hatte keine leichte Kindheit hinter sich und hielt nicht viel von ihren Eltern. Irgendwann war ihr klar geworden, dass es besser sei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das, was auch Michael wollte. Während der Behandlungen entstanden intensive Unterhaltungen – die Zeit mit Debbie war für Michael wertvoll und aufschlussreich. Als sie eines Tages, in ein Gespräch vertieft, die Türglocke hörten, die den nächsten Patienten ankündigte, sah Debbie erschrocken auf die Uhr.
    „Mist“, sagte sie, „du musst zum Hintereingang raus. Du darfst den nächsten Patienten nicht sehen.”
    „Kein Thema, Hinterausgänge bin ich gewohnt“, sagte Michael, „schade, ich hätte das gern noch vertieft...“
    „Ich auch “, sagte Debbie, „...aber...ich hab in einer Stunde Schluss...gehst du mit auf ein Bier?“
    Michael lachte, als ob sie einen Witz gemacht hätte. Als er sie ansah, merkte er, wie ernst ihr damit war.
    „Dann könnte ich es gleich den Paparazzi erzählen“, sagte er, „und du hast ab heute Abend kein Privatleben mehr.”
    „Quatsch“, erwiderte Debbie, „du siehst das viel zu kompliziert. Lass mich mal machen... würdest du denn mitgehen?“
    Ihr Herz klopfte bis an den Hals und sie hoffte, dass Michael es nicht sah. Michael gluckste.
    „Wenn du das Risiko eingehen willst... aber du wirst sehen... es endet im Chaos...da wette ich mit dir!“
    „Die Wette gilt“, sagte Debbie und grinste zurück. „Wir fahren von hier aus weg.”
    Dann verschwand Michael durch den Hinterausgang im Treppenhaus.
    Zur verabredeten Uhrzeit stand Michael wieder in der Praxis. Er erkannte Debbie kaum wieder. Eingepackt in schwarze Lederklamotten stand sie vor ihm, drückte ihm eine Jacke, einen Nierengurt und einen Helm in die Hand, lief mit ihm unerkannt durch den Haupteingang, setzte ihn auf ihr Motorrad und brauste mit ihm davon. Michael fühlte sich auf diesem Rücksitz so frei wie noch nie. Lachend saß er hinter ihr und erlebte die Welt mit völlig neuen Augen. Die Gebäude von Los Angeles brausten an ihnen vorbei und wenn Debbie an roten Ampeln hielt, konnte er die Leute beobachten und niemand, absolut niemand, erkannte ihn mit dem Helm und natürlich auch, weil keiner ihn auf dem Rücksitz eines Motorrades vermutet hätte. War er an der ersten Ampel noch furchtbar nervös, lachte er bei der dritten laut auf und fing an zu singen. Das alles ging im Stadtlärm unter, er war einer von vielen, und sie rauschten ohne Zwischenfall raus aus L.A., in die ländlichere Gegend, wo Debbie an einem Drive in jede Menge Essen kaufte, ein paar Flaschen Bier dazu und sich dann mit Michael unter einen großen Baum in die Landschaft setzte und picknickte.
    Er war aufgedreht bis dorthinaus, seine Augen leuchteten, sie unterhielten sich lange und ausführlich über Gott und die Welt und schließlich brachte sie ihn nach Hause.
    „Danke, Debbie“, sagte er, als er ihr den Helm zurückgab, „das war ein traumhafter Nachmittag – es war wunder-wunderschön!“
    „Ja, das war es“, lächelte sie zurück und nahm ihm den Helm aus der Hand. „Der wird jetzt fest deponiert – bei mir in der Praxis... und wann immer du dich danach fühlst... ruf mich an. Ich bin da.“
    Sie hatten sich danach öfter getroffen und Debbie war Michaels Vertraute geworden. Sie war es nun seit Jahren und wusste Dinge über ihn, die nie jemand erfahren würde. Es war ein schönes Gefühl, jemandem so vertrauen zu können.
    ***
    Seine Familie hatte es schwer verwunden, dass Michael für sie nicht mehr zur Verfügung stand. Und sie ließen nicht locker. Immer und immer wieder kam Joe und wollte, dass er wieder mit den Brüdern auftrat. Tatsächlich war die

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