Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
verhindern, was damals geschah.
Evan war lange noch nicht fertig mit Michael. Für diesen stieg die Belastung, die Bedrohung seiner Karriere – das, wofür er sich ein Leben lang geschunden hatte und dem seine Kindheit zum Opfer gefallen war - überdimensional an und durch die Telefonate mit Lisa konnte er nicht soviel Druck ablassen, wie neuer hinzu kam.
Es dauerte nicht lange und Michael konnte ohne Tabletten nicht mehr leben. Er hatte es seit dem Pepsi-Unfall bereits nicht mehr gekonnt, weil die Schmerzen zu groß waren. Aber nun hatte er schon Angst, wenn er aufwachte und manchmal wäre er am liebsten nicht mehr aufgewacht. Tapfer versuchte er Vergessen auf der Bühne, gab alles, was er hatte, aber die Rechnung konnte nicht aufgehen. Sein Körper regenerierte sich nicht in dem Maße, wie er Energie verbrauchte. Und das Schlimmste war: seine Psyche, sein Selbstbewusstsein war angegriffen und am Boden.
Als er nach seiner letzten Show in Mexico zusammenbrach, blieb der Crew nichts weiter übrig, als den Rest der Tour zu canceln.
***
Und wieder rief er sie an. Eingesperrt in sein Hotelzimmer, einsam, voller Menschen um sich herum, die Wahl zwischen dumpfer Benommenheit, wenn er Schmerzmittel nahm und mörderischer Angst im Herzen, wenn er sie wegließ. Er hatte sich heute für die Angst entschieden. Er wollte klar sein. Schloss die Augen, während er auf eine Verbindung wartete. Mit der dritten möglichen Nummer erwischte er sie.
„Lisa... Lisa!“, rief er und verschluckte sich fast vor Aufregung.
„Michael!“, sagte sie erfreut und allein für diese Freude in ihrer Stimme hätte er ihre Füße küssen mögen.
„Lisa...“, stammelte er, „ich... es tut mir so leid, ich...ich verspreche dir, heute nicht am Telefon zusammenzubrechen...“
Lisa lachte. „Schon okay, Alter, bleib locker. Haben wir alles schon durchgemacht, weißt du.”
Eine Welle von Zärtlichkeit überflutete Michael und drang durch den Äther zu ihr. Augenblicklich veränderte sich die Stimmung und beide wurden still. Es war eine angenehme Stille, erwartungsvoll, verständnisinnig. Schließlich fragte Lisa:
„Wie geht es dir?“
„Es...es geht mir ...den Umständen entsprechend. In zwei Tagen gehe ich in eine Reha-Klinik.”
„Gut so“, sagte sie.
„Ich habe ein bisschen Angst davor.”
„Macht nichts. Es wird dir gut tun.”
Michael atmete tief ein. „Lisa...es...ich bin dir unendlich dankbar, dafür, dass du da bist... dass du mit mir redest... du bist...“
„Schon gut, Kleiner“, sagte sie und Michael versank bei dieser Antwort fast vor Liebe. Er fühlte sich beschützt, allein nur durch diese paar Worte, dass er gar nicht wusste, wohin, mit soviel Gefühl.
Aber Emotionen reisen schneller als Lichtgeschwindigkeit und sie kamen nahezu zeitgleich bei Lisa an. Sie spürte, dass sie in Michael etwas auslöste. Das gab ihr Kraft, denn sie wollte ihm so unbedingt aus dieser Krise heraus helfen, wollte da sein für ihn. Und auch diese Gedanken überbrückten die Tausende von Meilen und landeten in Michaels Herz, entfachten dort ein Feuer aus Dankbarkeit und Liebe.
„Lisa“, reagierte Michael spontan und seine Stimme klang belegt. „Wenn ich dich bitten würde, mich zu heiraten, würdest du ‚ja’ sagen?“
Seine Berater drängten ihn, nach Amerika zu kommen. Doch dort wäre er sofort von der Polizei eingebuchtet worden. Es brauchte nur einen Blick auf den ausgemergelten, eingefallenen Körper, um zu wissen, dass er das nicht überleben würde.
Sie brachten ihn – aller höhnischen Schlagzeilen zum Trotz, die behaupteten, dass Michael nur kneifen wolle – in eine Rehaklinik. Da, wo er hingehörte.
Um es vor dem Gericht und der Welt zu rechtfertigen, gab Michael zu, schmerzmittelabhängig zu sein. Das tat ihm besonders weh. Weil es wahr war und er seinen Fans gerne ein besseres Beispiel gewesen wäre. Er wäre gern stärker gewesen, Perfektionist, der er war. Irgendwo konnte er es immer noch nicht glauben: Er war komplett abgestürzt, sein Image draußen in der Welt besudelt und zerstört. So wie er.
Und es war noch nicht zu Ende. Die Katastrophenmeldungen hörten nicht auf. Jeder versuchte, klingende Münzen aus dem Fall von Michael Jackson herauszuholen. Reporter, Journalisten, Produzenten, Berater, selbsternannte Manager...und dann noch seine Familie.
La Toya, Michaels Schwester, stellte sich vor die Kamera und klagte öffentlich ihren Bruder an. Er sei pädophil, sie könne nicht länger schweigen, weil
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