Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
ihr Schweigen ein Verbrechen gegenüber all den Kindern sei, die Michael schon benutzt hatte und die wegen ihrem Bruder kein richtiges Leben mehr haben würden. Sie habe die Schecks gesehen, Schecks mit horrenden Summen... und sie sehe es als ihre Aufgabe an, weitere Greueltaten zu verhindern. Michael müsse in psychiatrische Behandlung.
La Toya ging nicht nur mit diesem Auftritt gegen Michael vor. Sie setzte sich auch unter anderem mit konservativen Schweizer Hausfrauen in Strickwesten an den Tisch, wetterte per TV gegen ihren kleinen Bruder und führte sein crotch grabbing als Beweis für seine Perversion an.
„Mann, stell dich nicht so an! Du hast es doch gesehen! Du hast es gesehen! Mit eigenen Augen!“
„Ich habe gesehen, wie er Schecks ausgeschrieben hat, aber nicht wofür!“, fauchte sie zurück. Ihre großen Augen standen voller Tränen.
„Du hast gesagt, er hat den Eltern diese Schecks gegeben! Das ist keine Lüge, La Toya, keine Lüge!“
Sie wusste nicht, welcher Teufel sie geritten hatte, als sie ihrem Mann Jack Gordon davon erzählt hatte, dass Michael große Summen an die Eltern von Kindern weitergab. Tatsache war: Sie hatte diese Schecks wirklich gesehen. Sie hatte live gesehen, wie Michael seine Unterschrift unter horrende Summen gesetzt hatte.
Sie hatte ihn gefragt, wofür das sei und er hatte geantwortet: „Das geht dich nichts an, Toy.”
Erst kürzlich hatte ihr Michael eine höhere Summe, die sie sich von ihm erbeten hatte, verweigert. Ihr hätte er das Geld schon gegeben, aber ihrem Gatten Jack Gordon misstraute er aus tiefster Seele und er wusste, dass La Toya von ihm geschickt worden war.
Michael stellte oft solche Summen aus. Eine Knochenmarksspende, ein Organ, das schwer aufzutreiben war, teure Medikamente, OPs oder Behandlungen, die das Leben eines Kindes retten konnten. Der Fall wurde überprüft und dann Michael vorgelegt. Er zuckte nie auch nur mit der Wimper, nahm einen Stift und unterschrieb Schecks in sechsstelliger Höhe. Dies alles tat er, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren.
Wenn La Toya gewusst hätte, dass er ihr eine Summe verweigerte, die er im nächsten Atemzug einem ihm unbekannten Kind zukommen ließ – hätte sie dafür Verständnis gehabt? Michael hatte immer zu diesen Dingen geschwiegen.
Doch noch immer starrten rotgeäderte Augen in La Toyas Gesicht. Die Augen von Jack Gordon, der Michael abgrundtief hasste.
„Du hast es gesehen“, knurrte er. „Du hast es gesehen.”
La Toya schwieg.
Eine Faust rammte in ihren Magen. Ächzend ging sie in die Knie. Cholerisch schrie er: „Du tust, was ich dir sage!“ und schlug ihr so heftig gegen den Hinterkopf, dass sie umfiel und auf dem Boden liegenblieb. Brutal zerrte er sie an den Haaren hoch und drückte ihr einen Zettel in die Hand.
„Das liest du vor...du weißt, was passiert, wenn du es nicht tust.”
Jack quetschte La Toyas Hand zusammen. Sie gab keinen Mucks von sich. Er stierte sie an, ein Blick aus wahnsinnigen Augen und sie tat, was er ihr sagte.
Michael wurde es schwarz vor Augen. Wenn eines sicher war, dann die Tatsache, dass die Menschen da draußen von den Medien ganz sicher eine falsche Kombination und Schlussfolgerung der einzelnen Handlungsstränge erhalten würden. Es war eine Hydra, gegen die sich zur Wehr zu setzen unmöglich schien.
D ie Reha war eine kurze Verschnaufpause. Sein in diesen Tagen wieder eingestellter Anwalt John Branca wickelte in dieser Zeit noch einen hervorragenden Deal für ihn ab. Er verkaufte Sony die Hälfte des ATV-Kataloges für ca. 90 Millionen Dollar. Da Michael für den Gesamten nur 47,5 Mio gezahlt hatte, war das ein Riesending und alle hofften, dass ihn das etwas aufmuntern würde. Und es war nicht nur so, dass Michael die Hälfte seines Anteils verkauft hatte. Was viele unterschätzten, war die Tatsache dass Michael sich damit bei Sony etablierte, denn 50% der Aktien des Sony/ATV Kataloges gehörten nun ihm. Und Sony konnte ohne ihn nichts tun.
Doch schließlich und endlich musste Michael sich den Anschuldigungen stellen. Er hatte gar keine Zeit, sich richtig auszukurieren, er musste nach Amerika zurück - und in den Ring steigen.
Chandler und seine Hintermänner ließen nichts aus. Evan wollte das Geld. Er wollte Michael am Boden sehen, denn der war schuld, dass sein eigener Sohn ihn hasste. Evans Schwur, Michael bis in die Grundfesten seiner selbst zu demütigen, war erfüllt und - inzwischen voll im Fahrwasser des Erfolges - wollte er
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