Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
konnte, wer die Wahrheit sagte, wer mir nur nach dem Mund redete, ob meine Berater echte Berater waren…es treibt dich in den Wahnsinn“.
    Blind für die Schönheit der Nacht blickte er stur gerade aus.
    „Ich wollte das weghaben“, sagte er gequält. „Ich wollte es einfach weghaben... ich konnte nicht mehr.”
    „Hast du deshalb gezahlt?“, fragte ich und er seufzte.
    „Chirelle... ich wollte den Strafprozess, unbedingt. Aber der damalige Richter hat das abgeschmettert...weil offiziell keine Anklage da war. Stattdessen hat er einem beschleunigten Zivilprozess stattgegeben, damit die „Erinnerung des Kindes nicht schwindet“. Wenn Jordy wirklich unter dem Einfluss einer Droge stand und ich den Zivilprozess verloren hätte, hätte ich in einem Strafprozess keine Chance mehr gehabt. Chandler wusste das. Das war sein Schachzug. Meine damaligen Berater waren der Meinung, es wäre das Beste zu zahlen. Wenn es nur Evan gewesen wäre, hätte ich es durchgefochten...aber da waren diese Unwägbarkeiten, diese Ahnung, dass sich hinter dem Zerberus Evan...Hades verbirgt...eine Unterwelt, die mir Angst machte. Und...wie erwähnt... ich hatte keine Kraft mehr. Es ist leicht, im Rückblick gute Ratschläge zu geben. Obwohl viele sagten, es käme einem Schuldgeständnis gleich...gab es für mich mehrere Gründe, warum ich zahlte.”
    Ein Aspekt, der ihm die Entscheidung psychisch leichter machte, war, dass die Zahlung von einer Versicherung übernommen wurde. Für Michael war es damit nicht wirklich sein Geld, das floss.
    Und dann...war da noch Lisa. Lisa, die auf ihn wartete und für die er frei sein wollte. Und auch sie wollte, dass er dem ein Ende setzte, dass ihre sich entwickelnde Beziehung nicht von einem langjährigen Prozess überschattet wurde. Michael lehnte sich an den Baumstamm zurück, seine Finger spielten mit dem Grashalm.
    „Es gab eindeutige Hinweise, dass Chandler seinen eigenen Sohn mit Sodium Amytal betäubt hatte...wenn Evan das wirklich getan hatte...welche Wahl hatte dann Jordy?“
    Michaels Stimme klang bitter, sie klang so bitter, dass sie die Luft wie ein Messer durchschnitt.
    „Glaubst du das?“, fragte ich. Ich hatte einen Kloß im Hals, das Sprechen fiel mir schwer.
    Michael schwieg eine Weile. Dann sagte er, auf seine so sanfte Art und ohne jede weitere Spur von Groll:
    „Ja, ich glaube es. Es gab noch ein paar Dinge, die mir das Überleben nach diesem Fall ein bisschen leichter machten.“
    „Welche?“, fragte ich, begierig nach ein bisschen Positivem in diesem Dunkel.
    „Pellicano“, erzählte Mike „...fand einen zerknüllten Zettel vor Evans Haus. Er hob ihn auf und brachte ihn mir. Es war ein Zettel von Jordy.“
    „Ein Zettel von Jordy? Was stand drauf?“
    Michaels Lippen zitterten, seine Stimme zitterte, er setzte zweimal an, bevor er flüsterte:
    „’Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich weiß nicht mehr, was ich tu. Ich halte das alles nicht mehr aus. Bitte zahl das Geld. Mach, dass es vorbei ist. Dass es endlich vorbei ist. Ich liebe dich’.“
    In Michael war dieser Text eingebrannt, das war zu spüren. Mir hingegen verschlug es die Sprache.
    „Warum bist du mit diesem Zettel nicht zur Polizei?“, fragte ich ihn fassungslos. „Das ist doch der Beweis für deine Unschuld!“
    „Ein Junge, der schreibt, dass er mich liebt?“, gab Michael spöttisch zurück. „Dann wäre ich erst recht geliefert gewesen. Mir war nur klar, dass Jordy genauso erpresst wurde. Ich weiß noch, wie Chandler fragen ließ, ob Jordy den Computer haben könne, den ich ihm gekauft hatte. Wir alle waren zutiefst schockiert von seiner Unverfrorenheit. Aber später, zu spät, kam mir der Gedanke, dass Jordy mir über diesen Rechner vielleicht eine Nachricht zukommen lassen wollte. Er wurde ja überwacht. Aber zu deiner Frage: Letztendlich zählte seine Aussage. Wenn ein Hypnotikum im Spiel war, hätte Jordy hinterher geschworen, diesen Zettel nicht geschrieben zu haben oder sonst irgendwas. Und noch etwas: Jordy hat seitdem nur bei seinem Vater gelebt, zehn Jahre lang, er hat June, seine Mutter, nie mehr gesehen...was hat Evan ihm erzählt? Was hat er wirklich getan? Das sind alles Fragen, die ich mir stelle...und der Zettel…der war ein kleiner Trost, ein Hinweis, dass Jordys Liebe nicht…unecht war. Ich hab gezahlt. Und den Mund gehalten. Für ihn.“
    ***
    Das Leben ging weiter. Michael blieb nur, diesen multiplen Schmerz in Songs zu verarbeiten. Er kleidete seine Seelennot in harte

Weitere Kostenlose Bücher