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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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in ihr auslöste...die in ihr Bewusstsein drangen, Gefahr signalisierten, und schließlich auf den inneren Alarmknopf drückten, der sie jäh aus dem Schlaf holte.
    Lisa fuhr auf. Orientierungslos lauschte sie in die Dunkelheit.
    „Geräusche“, meldete ihr Hirn: „Nicht zuordenbare Geräusche. Was ist das?“
    Michael lag nicht neben ihr. Die Geräusche kamen teils von der Toilettenspülung, aber die hatte das Gehirn nicht als beunruhigend deklariert – es waren auch noch andere Laute. Würgende, keuchende. Sie stand auf und wollte ins Bad. Die Tür war verschlossen.
    Lisa legte sich wieder ins Bett. Als Mike herauskam, schaltete sie das Licht ein und sah ihn an. In Bruchteilen von Sekunden versteckte er sein Gesicht hinter seinen großen Händen und rannte ins Bad zurück. Lisa wusste, er würde sich schminken, bevor er wieder zu ihr kam. Trotzdem sah er furchtbar aus. Bleich und eingefallen. Schmerzen im Blick. Wortlos klopfte sie auf den Platz neben sich.
    „Komm her, Kleiner“, sagte sie und lächelte mit Sorge im Blick. „Was hast du?“
    Zitternd legte sich Michael neben sie und zog die Decke über den Kopf, im erneuten Versuch, sein Gesicht zu verbergen. Sanft zog sie die Decke weg, nahm seinen Kopf in ihre Hände und zwang ihn, sie anzuschauen.
    „Du hast die schönsten Augen der Welt“, flüsterte sie zärtlich und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Schlecht geträumt?“
    „Ja...“, wisperte Michael und barg seinen Kopf an ihrer Brust. „Ich...es tut mir leid... ich wollte dich nicht wecken...“
    „Schon gut...sag mir...was hast du geträumt?“
    Und Lisa ließ sich erzählen, was in seinem Traum vorgekommen war. Stockend berichtete er zum ersten Mal in seinem Leben einem anderen Menschen von Wänden, die auf ihn zukamen und Monstern, die ihn fressen wollten. Jeder Angsttraum endete damit, dass er sterben sollte, dass jemand hinter ihm her war, ihn umbringen wollte. Und er rannte und rannte, aber seine Beine waren wie Blei, bewegten sich nur in Zeitlupe, er konnte sie kaum heben, während die Verfolger immer näher und näher kamen. Bis er schreiend und schweißdurchnässt aufwachte. Allein in einem Hotelzimmer war er unfähig, danach wieder einzuschlafen. Doch heute... heute hörte er eine beruhigende Stimme, es war jemand da. Lisa blieb mit ihm wach. Viele Nächte. Michael liebte sie allein schon dafür. Es war jemand da, der ihn weckte, bevor die Verfolger ihn umbringen konnten.
    ***
    „Hast du Angst, ich würde dich ungeschminkt nicht mögen?“ fragte sie ihn eines Nachts, als er wieder in voller Montur in die Federn stieg.
    Michaels Bett wurde jeden Tag frisch bezogen. Dicke Makeup-Spuren waren nach jeder Nacht auf Kissen und Bettbezug verteilt. Und am Morgen bemühte er sich immer, vor Lisa im Bad zu sein.
    Die Augen eines Kindes, das nach Liebe lechzte, sahen sie an. Eines, das glaubte, nur Schönheit würde geliebt werden. Nur Leistung und Perfektion. Er schwieg auf ihre Frage.
    „Ich glaube“, sagte Lisa. „...das geht uns allen so. Ich meine, man macht sich immer so toll zurecht, wenn man mit jemandem ausgeht... und jeder hat Angst vor dem Moment, sich dem anderen ungeschminkt zu zeigen...“
    „Ich bin nicht schön“, sagte er dann leise. „Aber ich wäre es gern.”
    „Du bist schön“, sagte Lisa bewegt. „Du glaubst nur etwas anderes. Hast du dich deswegen so oft operieren lassen?“
    „Lisa“, sagte er und richtete sich halb dabei auf. „Ich wollte mich nicht so oft operieren lassen. Ich musste. Bei der ersten Nasen-OP war etwas nicht richtig gemacht worden... die Ärzte waren in den 80ern noch nicht da, wo sie heute sind. Es musste nachoperiert werden. Dabei hab ich zwar dafür plädiert, dass die Nasenflügel noch etwas enger angesetzt werden. Ich hatte genau zwei kosmetische Nasenkorrekturen. Alle OPs sonst waren zwingende Notwendigkeiten. Die Nasenscheidewand begann, sich aufzulösen und ein paar andere Schwierigkeiten, die du nicht wirklich wissen willst, tauchten auf...ich meine...ich bin nicht... nicht gesund...Lisa...“
    Er brach plötzlich ab. Der Grund dafür stand so deutlich im Raum, dass es Lisa bang ums Herz wurde.
    „Hast du Angst vor dem Tod?“ fragte sie freiheraus.
    „Nein“, antwortete er spontan. „Eher hab ich Angst davor, alt und krank zu sein, in einem dahin siechenden Körper...Lisa, ich glaube, ich werde sterben wie dein Vater...die Bilder, die du beschrieben hast...das sind meine Bilder...“
    „Warum glaubst du so was?“,

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