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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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müsse usw.. Es gefiel ihm genauso wenig und oft boykottierte er das alles, in dem er einfach im Rollstuhl oder mit Krücken auftrat oder total krank spielte, nur um sie zu ärgern. Zeichen seiner Rebellion, die letztendlich nur wieder auf ihn selbst zurückfiel. Er war halt Wacko-Jacko, gruselig und blöd, aber Lisa war verständlicherweise nicht erfreut, die Gattin eines Durchgeknallten zu sein. Sie wollte stolz sein auf ihren Mann. Sie wollte eine erwachsene Beziehung, aber Michaels Art, mit gewissen Dingen fertig zu werden, erinnerte sie zu häufig an die Trotzreaktionen eines Kindes und für sie stellte sich immer öfter die Frage, ob sie all dem gewachsen war. Daneben war Michael trotz allem ernüchternd realistisch:
    „Im Großen und Ganzen“, hatte er einmal zu Lisa gesagt. „... bist du der Sklave der Plattenfirma. Du bist das Mittel, mit dem sie Geld verdienen. Und genauso wirst du behandelt. Sie sagen, dass der Künstler ohne sie nichts ist, weil sie die Public Relation bezahlen. Wenn keiner von deinem Album weiß, wird es nicht gekauft. Sie haben dich in der Hand. Natürlich ist jeder daran interessiert, dass du gute Verkäufe hinlegst, aber sie versuchen, dich zu steuern, dich zu ihrem Eigentum zu machen. Es ist nicht so, dass du Freiheiten ohne Ende hast. Eher ist es umgekehrt: Du musst für alles kämpfen, selbst für deine Musik, für jeden einzelnen Song, den du auf dem Album haben willst, für jedes Kostüm, das dir gefällt. Du musst jeden Vertrag zehn Mal lesen und doch haben sie dann irgendein Hintertürchen drin, das dir das Genick brechen kann. Du bist nichts als eine Marionette, nichts als ein Mittel, um ihre Geldbeutel zu füllen.”
    Lisa erschreckte das alles. Sie war nicht naiv – sie hatte ihre eigene Karriere genau aus diesen Gründen zurückgehalten, weil sie nicht das Besitztum einer Music-Company werden wollte. Kaum jemand machte sich wirklich klar, was das bedeutete. Es war nicht nur der Star-Rummel, der um einen tobte, wenn man „es“ geschafft hatte. Es gab ein striktes Diktat von 1001 Verpflichtungen, das einem kaum Luft zum Atmen ließ. Vor allem aber war man abhängig und erpressbar, weil Künstler auf ihren Ruhm nicht verzichten wollten. Berühmtsein war eine gefährliche Droge – und Hollywood zu vielem fähig.
    Und bei Michael schien alles überdimensioniert abzulaufen. Lisa erkannte, dass er ein wissender Gefangener war, einer, der gegen diese Ausbeutung rebellierte, der aber zeitgleich seine Berühmtheit brauchte, um das zu verwirklichen, was er wollte.
    Er steuerte dagegen. Und das machte ihr am meisten Angst.
    Mit dem Kauf des ATV-Kataloges und der Gründung seines eigenen Verlags hatte er begonnen, eine Macht aufzubauen, die ein gefährliches Gegengewicht bot – eines, das ihn vollständig unabhängig machen konnte und damit wäre er der erste Künstler, der sich aus den Fängen der Musikindustrie befreit hätte. Und nicht nur das: Er wäre der erste schwarze Künstler, dem dies gelänge - und er glaubte fest daran, dass er sein Talent auch genau deswegen erhalten habe. Er war der erste schwarze Künstler mit diesem Weltruhm, der erste Schwarze mit diesen gigantischen Verkaufs- und Verdienstgrößen, der erste, der sein eigenes Image generieren könnte. Er war gefährlich.
    Lisa wurde schwummrig, wenn sie daran dachte. Er legte sich mit Mächten an, die nicht zu unterschätzen waren, Mächte, die viele Menschen auf dem Gewissen hatten und die sich nicht scheuen würden, ein weiteres dazu zu zählen.
    Und in dieser Lage wollte Michael Kinder?
    Verstand er nicht, dass er sich dadurch verletzlich machte? Dass die Kinder als seine Achillesfersen benutzt werden konnten?
    Sie hatte Angst. Hatte versucht, mit Michael darüber zu reden, aber er war stur, er wollte es auf seine Art, er hielt sich für unangreifbar – trotz der Chandler-Affäre, weil er nach wie vor ein leuchtender Stern am Pophimmel war. Er glaubte an seine Fans, glaubte daran, dass sie immer zu ihm stehen würden. Er glaubte, dass Liebe immer siegen würde, glaubte an seine Vision einer besseren Welt, glaubte, den Machenschaften beizukommen. Aber Lisa war Mutter und musste nüchtern denken.
    Daneben war Mike Beziehungen nicht gewohnt und sie sah sich neben diesen horrenden Bedrohungen auch noch damit konfrontiert, seine Beziehungsreife zu entwickeln und seine Adoleszenzkrisen mit durchzustehen.
    Und: Er war nicht gesund. Würde ihn wirklich eine eigene Familie aus all dem rausziehen? Welche Rolle hatte

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