Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
für eine Weile vergessen, doch sein Körper konnte es nicht.
Ihm war schwindlig und übel. Unauffällig suchte er an Bühnenwänden Halt, sein Kopf dröhnte. Er hatte weiße Schminke aufgelegt, niemand sah, dass er die nicht gebraucht hätte, weil er darunter blasser war als der Tod. Mit eisernem Willen versuchte er den Ausführungen Marceaus zu folgen, zwang seinen Körper zu funktionieren, dieses Training irgendwie zu überstehen. Ihm wurde bang, wenn er an den morgigen Auftritt dachte – an die Medikamente, die nicht so funktionierten, wie sie sollten. Ein stechender Schmerz raste durch seine Stirn und er fasste sich an den Kopf. Michael stand auf der Bühne wie eine Statue, versuchte vergeblich, mit dem innerem Tumult in seinem Körper fertig zu werden. Dann füllte ihn dumpfe Leere aus, er sackte zusammen und fiel hart auf die Bühnenbretter.
Kurze Zeit später fand er sich im Krankenhaus wieder und unterschiedliche Gerüchte machten die Runde. Er habe einen Virus, er war dehydriert, es war ein Schwächeanfall, es war ein PR-Gag, er wolle nicht auftreten.
Lisa weigerte sich, ihn zu besuchen. Doch dann bekam sie Anrufe von Michaels Staff, die ihr nahelegten, sich sehen zu lassen, sie beide seien öffentliche Personen und sie könne nicht einfach tun und lassen, was sie wolle. Sie sei es ihrer Stellung als Ehefrau von Michael Jackson schuldig, ihrem Gatten einen Besuch abzustatten und sie solle möglichst besorgt wirken. Für die Presse. Sonst könnten die Spekulationen auch für sie sehr irrige, ihr Image betreffend ungünstige Wege gehen...war sie nicht neulich erst wochenlang mit ihrem Ex-Mann unterwegs gewesen? Wäre das für die Medien nicht ein gefundenes Fressen?
Michael hatte keine Ahnung von der Art des Telefonats. Man sagte ihm lediglich, man habe seine Frau angerufen – und sie käme. Er sah ihr mit sehr gemischten Gefühlen entgegen.
Eine überaus gereizte Lisa rauschte vor einem Heer von Fans und Paparazzi, durch den Haupteingang ins Krankenhaus. Eindeutig nix liebende, besorgte Ehefrau. Das Telefonat hatte sie wütend gemacht, Michaels Kühle hatte sie wütend gemacht und sie verfluchte seine PR-Leute, die mit ihr umsprangen, als sei sie ein beliebig einsetzbares Mittel für Imageplanung. Machte Mike jetzt auf krank, um ihr Mitleid zu erregen? Die momentanen Schlagzeilen, er sei mit Karen Faye, seiner Visagistin, liiert, machten sie nicht minder aggressiv. Am schlimmsten aber war für sie die bestätigte Nachricht, dass Debbie schwanger war. Er hatte es tatsächlich gewagt!
Kurze Zeit später kam sie wieder heraus. Sie hatte die Scheidung eingereicht.
Die Beziehung war zu Ende.
***
I ch schluckte. 18 Monate. Das war zu früh, viel zu früh, um aufzugeben, angesichts der dicken Knoten die zu lösen waren.
„Warum hast du sie gehen lassen?“, fragte ich traurig. „Ihr habt so gut zueinander gepasst. Ihr hattet beide das gleiche Problem, ihr hättet es so gut miteinander lösen können...“
Michael seufzte.
„Ach, Chirelle, das ist nicht so einfach, wie es aussieht. Wir hatten uns beide verrannt. Heute sehe ich vieles anders. Aber ist es nicht oft so, dass man im Rückblick gern Dinge anders gemacht hätte? Ich war verbohrt. Und unwissend. Und gemein. Ich hab Lisa so verletzt. Aber Debbie war nicht schwanger, als Lisa sich von mir trennte – ich weiß nicht, wer ihr das gesagt hat.”
Wir schwiegen beide.
„Aber was ist mit den Medikamenten?“, fragte ich dann. „Wie sieht das heute aus? Und wie war es damals?“
„Es ist nicht so, dass ich nicht versucht habe, davon wegzukommen“, sagte er, „ich habe mehrere Entzüge hinter mir. Aber letztendlich kommt immer etwas dazwischen. Dinge, wie meine Rückenverletzung bei einem Brückensturz auf der Bühne...oder als ich mir den Fuß gebrochen habe...du gehst ins Krankenhaus und das erste, was sie dir geben, sind Schmerzmittel. Und schon bin ich wieder drin.”
Als ich nichts darauf sagte, setzte er hinzu:
„Ich nehme nicht viel. Ich brauche Schlafmittel, das tun viele. Und ich brauche etwas...wenn ich Angst habe, wenn mein Körper schmerzt... ich meine, viele Menschen greifen bei weit geringerem Anlass zu Tabletten...ich versuche, Maß zu halten...aber...ich...bin nicht gesund, Chirelle. Du sprichst mit einem kranken Mann.”
„Vielleicht klingt das naiv“, meinte ich. „Aber... es gibt die wundersamsten Dinge auf der Welt – warum nicht auch unabhängige Gesundheit für Michael Jackson?“
„Du meinst, es ist eine
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