Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
wehgetan.“
„Die Texte hast du mit Deepak geschrieben?“, erwiderte ich auf Michaels Ansage. „Sie sind wunderschön.”
„Ja, das sind sie. Deepak hat mir ein tiefes Verständnis vermittelt.”
Er sah ausgemergelt aus, sein Gesicht war blass, er war eingewickelt in eine Decke und lag vor dem Kamin, an die Wand starrend, ruhig, fast fatalistisch, als ob ihn sein weiteres Schicksal nicht interessiere.
„Michael“, fragte ich behutsam. „Warum gehst du nicht von hier weg? Hast du Angst davor?“
Sein in die Decke gewickelter Körper drehte sich zu mir.
„Das ist nicht so einfach, Chirelle“, sagte er wieder. „Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon getan. Aber es ist definitiv aus vielen Gründen nicht so einfach.“
Mit dieser Antwort musste ich mich zufrieden geben. Er sagte nichts mehr. Wieder hatte ich das Empfinden – woher auch immer - nicht mehr viel Zeit zu haben. Und so fragte ich ihn nach den Kindern, danach, wie deren Geburt und Existenz sein Leben verändert hatten – einem Gesprächsstoff, den er liebte und der unverfänglicher war als das maliziöse Netz, in dem er hing.
Nächster Anlauf zum Glück
„Michael und ich sind auf eine Weise verbunden, die ganz anders ist, als das, was du kennst“, erklärte Debbie ihrer Freundin. „Ich glaube nicht, dass er mich attraktiv findet. Er mag mich, weil er mir vertrauen kann. Und darauf bin ich stolz. Ich liebe ihn unendlich – und das reicht mir. Er kann auch eine andere Frau heiraten – wenn ihn das glücklich macht. Ich will nur sein Freund sein, nichts weiter.“
Ihre Freundin hörte sich diese altruistische Liebeserklärung kommentarlos an. Sie fragte sich allerdings, wie lange Debbie diese Einstellung durchhalten würde. Aber Debbie war ein Fels in der Brandung. Und wenn sie etwas sagte, meinte sie es auch.
Ihr kerzengerader Charakter tat Michael gut. Weder mischte sie sich in sein Leben ein, noch hatte sie es vor. Debbie wusste, dass Lisas Scheidungsgesuch ihn unendlich schmerzte, dass er sich nun, um sich zu schützen, in einer Art Trotzstimmung befand. Und sie war diejenige, die ihm das schenkte, was Lisa ihm verweigert hatte. Sie tat es nicht, um eine größere Rolle in Michaels Leben zu spielen, dazu war sie zu realistisch. Sie tat es einfach und allein aus dem Grund, weil sie ihn liebte. Im Mai 1996 wurde sie erneut schwanger.
Dass sie dann doch eine größere Rolle spielen musste, als gewollt, hatten sie Michaels Mutter Katherine zu verdanken.
Mütter meinen es oft so gut mit uns. Sie ahnen nicht, wie ihr ewiger Verteidigungssatz: „Ich meine es doch nur gut mit dir!“ oft genau das Gegenteil bewirkt: Dass man aus Pflichtgefühl, vermischt mit einigen Schuldkomplexen, dem folgt, was ‚vernünftig’ sein soll und letztendlich dem Herzen komplett widerspricht. Und dabei kann letztendlich nur Mist herauskommen.
Michael und Debbie waren sich einig gewesen. Aber Katherine machte Debbie überzeugend klar, dass es für das Kind besser sei, zu heiraten, weckte Hoffnungen in ihr, dass sie eine gute Ehe führen könnten, sprach über Gott und Sünde, rief dann Michael an und machte ihm ihre Ansicht bewusst.
Es war seltsam: Michael lebte so lange schon sein eigenes Leben und hatte sich von seiner Familie abgeschottet. Doch dass Abschottung nicht Ablösung bedeutete, wurde jetzt deutlich: Katherine bekam, was sie wollte. Hatte er Angst, eine Sünde zu begehen? Jedenfalls war damit eine weitere Pressehäme für ihn vorprogrammiert.
Die Ehe mit einer unscheinbaren Frau, die so plötzlich aus der Versenkung auftauchte, kurz nach der Scheidung von Lisa, die noch dazu ganz offensichtlich keine „echte“ Ehefrau war und die dem schrägen Image von Michael eine weitere Steilvorlage lieferte, war Wasser auf den Mühlen der Medien.
„Ich weiß nicht, wie meine Mutter mich wieder herum gekriegt hat“, seufzte Michael. „Ich liebe sie, aber als ich den verdammten Presserummel um die Beziehung zwischen Debbie und mir erleben musste, schwor ich mir, in Zukunft auf meine innere Stimme zu hören. Und Blanket kam so auf die Welt, wie es bei Prince und Paris schon hätte sein sollen: Keiner kennt die Mutter und die Mutter kennt uns nicht.“
Aber vorerst ging es um das erste Kind. Und diesmal trug Debbie es aus.
Michael war kein großer Handybenutzer. In der Regel brauchte er keines und wenn er mal telefonieren wollte, lieh er sich einfach eines. Aber als Debbie mit seinem Kind schwanger war, schleppte er ein Funktelefon Tag und
Weitere Kostenlose Bücher