Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
nichts verloren.“
Michaels ganze Seele lag bloß in ‚Invincible’, wie immer, wenn er Musik machte. Tiefe Melancholie paarte sich mit trotzigen Songs, Liedern im Kinder-Stil und Balladen, gesungen von Michaels engelsgleicher Stimme – es war ein zeitloses Album. Und es war, mit dem Titellied „Unbreakable“ eine Kampfansage.
Das Album brachte Streit mit sich, denn Sony fing an, ihm alles zu verweigern, was ihm wichtig war. Er durfte nicht die Songs draufnehmen, die ihm gefielen und er durfte nicht das Lied auskoppeln, das ihm als am meisten geeignet dafür erschien.
Und dann landete auf mysteriöse Weise ausgerechnet der Song, der als erste Singleauskopplung geplant gewesen war, im Internet. Niemand wusste, wie es dazu kommen konnte. Das Lied war im Netz und konnte von jedweder Person heruntergeladen werden und bedeutete somit eine erhebliche Geldvernichtung.
Michael wurde bleich, als er davon erfuhr. Es war ein Warnschuss, seine Existenz betreffend.
Zu seinem Entsetzen wurde Invincible - im Vergleich zu den anderen Alben – kaum promotet. Es gab kein Geld für die berühmten Kurzfilme, so dass Michael sich gezwungen sah, diese selbst zu finanzieren. Aber er wusste, dass der entsprechende Videoclip maßgeblich für den Umsatz war, also biss er in den sauren Apfel und holte das Geld aus der eigenen Tasche, um den Verkauf seines Albums anzukurbeln. Es gab wütende Auseinandersetzungen mit Sony, die sich stur stellten, die nicht bereit waren, Promotion zu bezahlen. Sie sagten plötzlich, dass seine Kurzfilmproduktionen zu teuer seien, dass kein anderer Künstler auf diese Summen bestand und dass dies durch nichts gerechtfertigt sei.
Bei all dem fand Michael heraus, dass Tommy Mottola, der CEO von Sony, ihn betrogen hatte. Statt die Musikrechte für seine Songs, wie angekündigt, 2001 zu bekommen, waren sie bei Sony bis 2009/2010 verankert – was eine weitere empfindliche Einbuße bedeutete.
Dann kam der unselige 11. September 2001 und jeder amerikanische Künstler cancelte seine Konzerte, weil es nicht verantwortbar war, zig Tausend Fans in Scharen zusammenzuführen und sie der Gefahr eines möglichen Attentats auszusetzen.
Michael war bereit, später auf Tour zu gehen, aber Sony ging keine Sekunde auf seine Argumente ein, verlangte, dass er jetzt touren sollte, dass er tat, was sie wollten und Michael sperrte sich. Er wollte nicht erpresst werden, wollte seine Fans nicht gefährden. In Folge stellte Sony jede weitere Promotion von Invincible ein, zumal Michael drohte, den Vertrag mit ihnen nicht zu verlängern.
Diese Absicht setzte Sony vor unangenehme Tatsachen, denn Michael gehörten 50% der Anteile des Sony/ATV-Kataloges. Und wenn er sie verließ, wäre er der erste freie, unabhängige Künstler der Welt. Er wäre der erste, freie, schwarze Künstler.
Eine Sache, die einigen nicht passte.
Die Presse spielte wie immer den Handlanger: Das Album bekam, speziell in den Staaten, schlechte Kritiken.
Seine Lieder wurden auf vielen öffentlichen Sendern nicht gespielt – ja, es gab noch andere, vor allem die kleinen Sender, die zu ihm hielten, die überhaupt Michael Jackson laufen ließen, aber es kristallisierte sich mit jedem Tag, mit jeder Woche, mit jedem Monat deutlicher heraus, dass sein Album nicht nur nicht promotet, sondern boykottiert wurde. ‚Invincible’ landete mit 10 Millionen Verkäufen auf den letzten Platz seiner Soloalben, Umsätze, die vor allem im Ausland produziert worden waren.
Und das war das, worüber schadenfroh berichtet wurde: Michael Jackson war der Absteiger der Jahres: von nahezu 100 Millionen Tonträger mit Thriller auf lächerliche zehn! Madonna hatte damals mit ihrem Album 11 Millionen – die Medien sprachen bewundernd vom Superstar und von unermesslichem Erfolg.
Und als Michael seinen Song „What more can I give“ schrieb, um den Opfern vom 11. September zu helfen, musste er erleben, wie er selbst mit seiner Hilfsaktion von Sony abgeschmettert wurde.
In exakt dieser diffizilen Zeit machte die Presse seine Kredite publik. In fast jeder Zeitung stand mit einem Mal, dass Michael Jackson keine Einnahmen mehr hätte, dass er der Pleitegeier sei, er über seinen Verhältnissen lebte, ein Spinner, der dem Größenwahn verfallen sei, sein neuestes Album sei dilettantisch. Neben den Schlagzeilen war sein dümmlich blickendes Gesicht abgedruckt.
Panisch sah Michael seine Felle davon schwimmen. Sein Selbstbewusstsein schmierte ab, die CD kam nicht an, er konnte
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