Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
seinen Wert nicht wie geplant durch künstlerische Anerkennung aufpolieren und er war neben dem Wacko-Jacko und Kinderschänder-Image nun auch noch der Versager in Geschäftsdingen.
Er begriff die Intention: Er wurde auf den paranoiden, kreativlosen Ex-Superstar zurechtgestutzt, sollte kreditunwürdig werden. Stück für Stück nahmen sie ihm alles, was ihm wichtig war. Und wenn er darüber nachdachte, was ihm sonst noch wichtig und was sie ihm demnach noch nehmen könnten, wurde ihm heiß. Zu dieser Zeit begriff er wirklich und in vollem Umfang, was sie vorhatten. Und dass ihnen ernst damit war.
Als der nächste Drohbrief kam, gewann dieser für Michael an Bedeutung.
Und so lebte er in ständiger Angst. Er erzählte mir, dass den schriftlichen Drohungen zwar noch keine Taten gefolgt seien, aber er war auch gut bewacht. Außerdem, so Michael, war ihm klar, dass die Briefe vor allem den Zweck hatten, ihn zu zermürben.
„Ganz ehrlich“, meinte er, „wenn mich jemand umbringen will…wer will das verhindern? Eine Überdosis...ein Unfall...wenn das einer wirklich plant, ist das kein Thema. Mein Leben als solches sah ich damals noch nicht in Gefahr. Wohl aber meine Existenz. Und als meine Kinder da waren, belastete mich das furchtbar...Ich sann zum ersten Mal wirklich darüber nach, wie ich all dem entkommen könnte.“
Michael sah mich an und in seinen Augen entdeckte ich tatsächlich ein Zwinkern. Als ob es ein Fangen und Versteckspiel wäre!
„Was meinst du mit ‚ entkommen’?“, fragte ich.
„Warte“, sagte er, „die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende...noch nicht.” Ein paar Sekunden starrte er vor sich hin, dann erzählte er weiter.
Diese Drohbriefe tauchten in seinem Haus auf und machten klar, dass es jemand in seiner unmittelbaren Nähe sein musste, aber nie wurde eine Identität aufgedeckt. Er hatte immer wieder, bis auf wenige Ausnahmen, ganze Teams auswechseln lassen – ohne Erfolg. Man verunsicherte ihn wegen seiner Rechtsberater und Manager, jeder schwärzte jeden an und untermauerte das auf gewohnte Manier mit einem (geschnittenen) Video, Tape oder Dokument. Michael war es unmöglich, zu unterscheiden, was Fake war, wer die Wahrheit sagte, wer log. Auch das diente der Zermürbung. Das war jahrelanger Psychoterror. Michael traute niemandem. „Immer waren es Tatsachen“, erzählte Mike. „... aber in einem so geschickten Zusammenhang verdreht, dass es schwer war, dahinter zu blicken.”
Man brachte ihm Dokumente, die belegten dass sein Anwalt Branca mit ebendiesem Tommy Mottola, der ihn wegen seiner Musikrechte gelinkt hatte, zusammen arbeitete. Branca vertrat die Rechte von Sony – und die Michaels – was im Prinzip unvereinbar war. Und dann wurde ein offshore-Konto aufgedeckt, dass Branca zusammen mit Sony auf den Bahamas eröffnet hatte und auf das offensichtlich Geld aus Michaels ATV-Vermögen floss. Michael war außer sich und feuerte Branca – zum dritten Mal.
„Warum hast du ihn immer wieder eingestellt?“, fragte ich.
„Weil er mir letztendlich beweisen konnte, dass es die anderen waren, die mich linkten. Und unter ihm ist mein Vermögen immer gewachsen...aber die Sache mit dem Konto war so real...alles war real...du musst dauernd davon ausgehen, dass dich gerade einer über den Tisch zieht. Ich hatte mal einen Freund, dem ich endlos vertraute, dem ich alles erzählt habe, einfach alles, verstehst du? Meine Ängste, Sorgen und Nöte mit Sony...meine Finanzen... ich fragte ihn oft, was soll ich nur tun? Bis ich eines Nachts ein Telefonat mit anhörte. Er sprach mit einem Vorstandsmitglied von Sony und erzählte ihm brühwarm, was ich ihm anvertraut hatte. Gott, das ist so ermüdend...deswegen liebe ich Kinder. Die sind im Hier und Jetzt. Sie spielen. Sie denken nicht darüber nach, heute etwas einzufädeln, was ihnen morgen etwas nützt. Es ist einfach schrecklich in dieser Geschäftswelt zu leben und es frustriert mich unendlich. Chirelle, meine gesamte Belegschaft ist infiltriert. Als mein zweites Baby auf die Welt kam, hatte ich einen Drohbrief in der Tasche, dass sie mein kleines Mädchen noch im Krankenhaus ermorden wollten! Ich meine, sie war da mit bis zu den Augen verhüllten Ärzten und Krankenschwestern in einem Zimmer...und... nach so vielen Jahren permanenten Terrors hast du einfach Angst. Du hast Angst. Ich hab sie, kaum, dass sie aus Debbies Bauch raus war, genommen und bin gerannt. Du hast einfach schon soviel erlebt, dass du alles ins Auge fasst. Und du
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