Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
DAS!?“
    Eine harte Faust knallte auf edles Holz. Gegenstände auf dem Schreibtisch sprangen protestierend in die Höhe, untermalten den Wutanfall mit klingenden und blechernen Tönen, während die Schallwellen, als wollten sie ihrem Erzeuger entfliehen, an die Wände drangen, um von ebendiesen geschluckt wurden. Das Schicksal der Schallwellen machte klar: So läuft das hier: du kommst nicht raus, du wirst geschluckt. Der Einzige, der die Ausbrüche hören konnte, fühlte, wie Schweiß unter seinen Achseln Halbkreise formte und Tropfen am Rücken langsam, deutlich, spürbar, das Rückgrat hinunter glitten, bis sie vom Stoff der Hose und des Hemdes aufgesogen wurden.
    „Dieses impertinente, arrogante Arschloch…! Ein Schwarzer! Was will der Schwarze? Er hat nichts zu sagen. Er wird nie etwas zu sagen haben.“
    Der den Ausbruch als einziger hören konnte, wusste, dass der Wutanfall irgendwann abrupt enden würde. Auf dieses Ende wartete er. Er hoffte nur, dass dies nicht das Ende desjenigen sein würde, über den man sich so aufregte.
    Zwei Minuten und eine beachtliche Anzahl unflätiger Ausdrücke später, war es soweit und die nun einkehrende Atmosphäre im noblen Penthousebüro schien die Klimaanlage überflüssig zu machen.
    „Er kennt die Spielregeln nicht“, sagte er so ruhig, als hätte er sich niemals aufgeregt. „Nun...wir bringen sie ihm bei. Niemand wächst, wenn wir das nicht wollen. Wir machen ihn so fertig, dieses Bübchen, diese scheinheilige Arschgeige…diesen schwarzen Jesus…!“ Das letzte Wort spie er aus wie ein Schimpfwort.
    Die Aufgabe des Einzigen, der all dem beiwohnte, war es, die kranken Gedanken, die sich jetzt zusammen spannen entgegen zu nehmen und auszuführen.
    Und ihm war gar nicht wohl dabei.

Schlummertrunk
    Unruhig wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. Die Fragen nach Michaels Empfindung und dem tieferen Grund seiner Schicksalsschläge geisterten mir im Kopf herum. Schließlich stand ich auf und beschloss, mich mit einem Glas Wein an den See zu setzen. Linda hatte mir den morgigen Tag freigegeben, es war ideal für ein bisschen Alkohol zur Gedankenbetäubung.
    Leise ging ich in die Küche, schaute im Weinschrank nach einer offenen Flasche und hatte Glück. Ein dunkler Roter leuchtete mich an. Ich schnappte mir ein Glas, goss großzügig ein und ging durch die Küchenterrassentür nach draußen, Richtung Ufer.
    Da hinten stand Jason mit einem seiner Wachmänner. Ich winkte ihnen zu, damit sie beruhigt waren und lief weiter. Die Nacht war windig und ich hatte nur T-Shirt und Sweathose an. Eine Sekunde überlegte ich, noch einmal zurück zu gehen, um mir eine Jacke zu holen, aber ich war zu faul. Ich würde mein Glas Wein trinken, den Mond anstarren, mir ein paar Gedanken machen, die zu nichts führen würden, und dann ins Bett gehen.
    Kurz danach saß ich neben einer Kinderstatue aus Stein, die etwas abseits vom Teich stand. Auf Neverland hatte es zig Statuen aus Bronze und Granit gegeben, hatte man mir erzählt. Neverland. Seine Zuflucht in dieser Welt. Wie musste es für ihn gewesen sein, das alles zu verlieren?
    Ich prostete dem hinter Wolken verborgenen Mond zu, nahm einen kräftigen Schluck und fühlte mich gleich viel wohler. Der Wind blies kräftig in den Bäumen, kräuselte die Oberfläche des Wassers und veränderte ständig die Formationen am grauschwarzen Himmel. Heute war die Wolkendecke zu dicht; der Wind konnte den Mond nicht daraus befreien und nach einer Zeit fröstelte ich tatsächlich in meinen dünnen Sachen. Das Glas war noch halbvoll und ich beschloss, mich in eine windgeschütztere Ecke zu setzen.
    Als ich aufstand, hörte ich klagendes, leises Singen. Oder war das ein Schluchzen? Ich verharrte in meiner Bewegung.
    Die Stimme war unverwechselbar - das war Michael! Er war hier! Das konnte nur er sein! Und tatsächlich – er saß in genau der Laube, die ich mir als zweiten Aufenthaltsort für meinen Schlaftrunk gewählt hatte. Dann aber zögerte ich, auf ihn zuzugehen. Der Mann wollte sicher seine Ruhe, sonst wäre er nicht hier.
    ‚Aber du bist auch hier’, protestierte mein Verstand. ‚Und du willst absolut nicht deine Ruhe!`
    ‚Trotzdem’, sagte der Anstandsengel im anderen Ohr: ‚Jemand wie er kann nie genug Ruhe haben. Lass ihn und geh ins Bett’. Doch Michael hatte mich, Gott sei Dank, schon entdeckt.
    „Hey, Gesang Gottes!“, rief er leise. „Was machst du denn hier?“
    „Privates Besäufnis“, erklärte ich und hielt mein

Weitere Kostenlose Bücher