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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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unpassend klangen. Schließlich hörte ich ihn tief ein – und ausatmen. Dann fragte er:
    „Heißt das, du meinst, ich hätte sie verdient... die Prügel?“
    „Oh Gott, nein!“, stieß ich hervor, „absolut nicht! Gerade du nicht! Ich meine... das ist die große Frage, die ich mir stelle: Warum du? Warum nicht irgendein Affe, der seine Kinder drangsaliert und ein Arschloch ist? Warum musstest ausgerechnet du so was erlebe? Ich verstehe das einfach nicht ... aber ich will es verstehen...!“
    „Weil ich vielleicht doch eine Leiche im Keller habe?“, er wandte mir sein Gesicht zu und zum ersten Mal sprangen Schmerz und Trauer ungefiltert hervor. Und seine Augen... seine Augen...sie waren unfassbar in ihrem Ausdruck.
    „Nein“, flüsterte ich, „weil du ein so feiner Mensch bist. Aber gerade deshalb muss es doch einen Sinn geben. Irgendeinen!“
    „Vielleicht ist es eine Prüfung“, sagte Michael ruhig.
    „Wofür? Was genau soll denn geprüft werden?“
    „Mein Glaube an Gott. Wie stark er ist. Ob ich in der Lage bin, auch in schwierigen Zeiten an ihn zu glauben.“
    „Ich weiß nicht“, seufzte ich, „offengestanden finde ich einen Gott, der so denkt, ziemlich bescheuert.“
    Ein kleiner Ruck ging durch seinen Körper. Michael sah mich neugierig von der Seite an. Seine Mundwinkel bogen sich unmerklich nach oben.
    „Das ist engstirnig und kleinkariert“, fuhr ich fort, „ich kann mich mit einem Gott nicht anfreunden, der sagt: So, Freundchen, jetzt teste ich mal deine Liebe zu mir und foltere dich mal kräftig durch. Mal sehen, ob du es wert bist... nein...das will ich nicht glauben. Es heißt doch immer, er liebt bedingungslos. Ja, was denn nun? Eher glaube ich daran, dass Gott unser Glück will, und nur unser Glück... und dass all das Drama drumherum unsere eigene Erfindung ist.“
    „Eigene Erfindung? Was meinst du damit?“
    „Ich meine, dass wir alle letztendlich auf diese Erde geplumpst sind, um genau das zu erkennen: dass wir aus unserem Leben ein Drama machen. Unser Job heißt: Ewige Glückseligkeit, alles andere ist Makulatur. Aber wir erfinden eben dauernd irgendwelche Geschichten, nur um das in seiner Einfachheit nicht erkennen zu müssen.“
    „Du meinst... das berühmte Ego?“
    „Ja, der Verstand, das Ego... all die ganzen Geister, die wir riefen...die uns klarmachen, dass wir dies und das brauchen und die uns vom Wesentlichen ablenken ..., die uns klarmachen, dass alles um uns herum Scheiße ist und wir ja genau deswegen nicht glücklich sein können...Mann, sind wir blöd, was?“
    Ich kicherte und stupste ihn an. Michael war so prädestiniert zum Herumtollen und irgendwie steckte mich seine kindliche Aura an. Aber er lachte nur halb mit. Erkennbar versuchte er all das Gesagte auf seine Situation zu transferieren.
    „Aber es gibt... Menschen... Menschen, die völlig anders denken, die... einem dieses Glück nicht gönnen...“
    „Das ist es ja“, sagte ich gleichmütig, „das ist ja eines dieser selbst erfundenen Dramen. Ich will damit nicht sagen, dass es diese Leute nicht gibt, aber meine Erfahrung ist, dass es sie nur deswegen gibt, weil man irgendwo falsch liegt...und dass sie ganz schnell verschwinden, wenn man den Grund für ihr Auftauchen erkannt und gelöst hat.“
    „Verschwinden!?“ Riesige Augen sahen mich an.
    „Ja... puff – wie durch ein Wunder und weg sind sie!“ Ich nahm einen Schluck aus dem Weinglas und hielt es automatisch Michael hinüber. Zu meiner Überraschung nahm er es und nippte daraus.
    „Wie... erklär’ mir das noch mal mit dem Verschwinden“, setzte er wieder an. Das Thema schien ihn brennend zu interessieren.
    „Na ja – das Prinzip ist einfach. Ein Problem taucht auf... in verschiedenen Farben, immer wieder...dann versuche ich herauszufinden, was die Ursache ist. Was es mir sagen will. Weil es etwas ist, was mich vom Glück abhält. Weil der Mensch da im Außen mir was zeigt, was ich innen nicht gelöst habe. Das ist die Sinn-Frage... meist ein ungutes Programm, eine Denkweise, die dem zugrunde liegt, eines, das man nicht kennt...und das „Problem“ ist dazu da, dass man es erkennt. Und auflöst. Es ist ein Prozess.“
    „Hast du das... schon öfter gemacht?“
    Ich lachte. „Dauernd! Ich meine, das ganze Leben ist eine Herausforderung! Aber es läuft halt mit der Zeit leichter, komplikationsloser...je mehr man löst.“
    Er nickte heftig und nachdenklich. Schlagartig fiel mir ein, dass sein Leben statt komplikationsloser nur

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