Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

lasen?
    Mein nächster Klick führte mich zu einer Seite mit Hilfsorganisationen, die von Michael unterstützt wurden und ich fiel fast um. Seitenweise prangten mir Organisationen entgegen – Abermillionen Dollars, die in Institutionen geflossen waren, seine eigene, die er mit weiteren Millionen bediente, nicht eingeschlossen.
    Michael Jackson stand im Guinessbuch der Rekorde, als der Star, der am meisten gespendet hatte.
    Trotz der abfälligen Reaktionen, vorwiegend in seinem Land auf seine dritte CD, wirkte Michael zu dieser Zeit überaus sexy, ging schon in Richtung androgyn mit seinem geschminkten Gesicht und einer Nase, die er sich vom Schönheitschirurgen nach seinen Maßstäben umgestalten hatte lassen. Dieser so offensichtliche Sexappeal und seine ebenso offensichtliche sexuelle Verweigerung im Privatleben, schraubte die Anziehung für Fans beider Geschlechtsrichtungen in nicht erträgliche Höhen. Doch der Abwärtstrend hatte begonnen und Michael schwamm dagegen an.
    Dann die vierte CD, Dangerous, gefolgt von HIStory, die ihm seine früheren Erfolge wiederbringen sollten, die aber erneut unter den Verkaufserfolgen der vorherigen lagen. Die Presse redete ungnädig vom Absteiger des Jahres. Gut, er war der King of Pop - mit diesem Titel stand er Pate für überirdische Leistungen. Verwunderlich jedoch war: Man redete kaum über seine Musik, sondern lästerte über Nebenschauplätze.
    Man verriss sein großes Anwesen, fand es komisch, dass er sich dort exotische Tiere hielt, was mir nicht in den Kopf wollte. Es gab so viele Menschen, die Taranteln im Wohnzimmer hatten und Schlangen in Terrarien hielten, warum sollte er sich nicht einen kleinen Privatzoo gönnen, wenn er Tiere liebte? Da gab es sicher sinnlosere Ausgaben, zumal er das ja tat, um Kinder zu erfreuen. Niemand regte sich darüber auf, wenn Millionen für Autos, Schmuck, sinnlose Handtaschen und Outfits ausgegeben wurden. Aber ein Privatzoo schien etwas Schlimmes zu sein. Auch, dass er sein Anwesen für kranke Kinder und für Kinder allgemein öffnete, wurde mit schrägen Kommentaren bedacht.
    Und dann, 1992/1993, der Total - Absturz: Michael, der Saubermann unter den Popstars, wurde des Kindesmissbrauchs angeklagt.
    Jordy Chandler, ein 13-jähriger Junge gab an, von Michael sexuell genötigt worden zu sein und Mikes Image wurde von oben bis unten besudelt. Er verhinderte den Prozess, in dem er die Ankläger mit einem zweistelligen Millionenbetrag abfand, was für viele einem Schuldeingeständnis gleichkam. Aber der Schaden war angerichtet – sein Image beschädigt und es wurde nie mehr anders. Michael war zutiefst getroffen.
    Kurz, zu kurz danach, heiratete er, und das verursachte, so unmittelbar nach dieser Anklage, einen fahlen Geschmack im Mund. Es klang nach: „Ich beweise euch, dass ich weder schwul noch pädophil bin.”
    Die Tatsache, dass seine Ehefrau Lisa Marie Presley hieß, machte die Sache nicht besser. Es sah so sehr nach Imagepflege aus, dass selbst manche Fans Zweifel an der Echtheit dieser Ehe und damit auch an der Glaubwürdigkeit Michaels bekamen. Nach ca. zwei Jahren dann die erwartete Scheidung, aber Michael setzte dem Ganzen noch eins obendrauf:
    Zur Überraschung aller, allen voran denjenigen, die gerade mal eine Sekunde hatten aufatmen können, dass der begehrteste Popstar unter der Sonne wieder Single war, tauchte dicht nach der Annulierung seiner Ehe die nächste Gattin auf: Eine unscheinbare Frau, die ihm seine ersten beiden Kinder gebar und sie ihm „schenkte.”
    Michael war im Alter von 40 Jahren und inmitten eines wahrhaft turbulenten Lebens Vater geworden.
    Man hätte es verstanden, wenn er diese Frau einfach als Leihmutter auserwählt hätte. Aber niemand verstand es, dass er sie heiratete. Es erschien alles so absonderlich, so berechnend und gleichzeitig so unüberlegt, dass ich allein schon beim Lesen der Berichte einen Kloß in den Hals bekam und unwillkürlich das Bild, das ich hier abgedruckt fand mit dem verglich, das ich persönlich von ihm hatte gewinnen können.
    Doch wievielen Menschen war ein solcher Vergleich vergönnt? Einer Handvoll?
    Danach wurde es relativ still um ihn, obwohl er beharrlich versuchte, beruflich und imagemäßig wieder auf die Füße zu kommen. 1997, 1998, 2002, das waren die Jahre, in denen seine Kinder auf die Welt kamen. Er trug nun Verantwortung für eine Familie und er musste Geld verdienen. Er produzierte ‚Invincible’ mit an sich hohem Verkaufserfolg, ca. zehn Millionen