Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Tonträger wurden umgesetzt. Doch die Presse bewies der Masse mit ihren Schlagzeilen: Michael Jackson ist ein Loser.
Und das Gerede hörte nicht auf. Wenn man etwas über ihn las, ging es in Richtung „exzentrisch, lächerlich bis paranoid.” Und das, obwohl er sich, so gut es ging, von der Öffentlichkeit fernhielt. Die Reportagen insistierten, Michael käme nach dem Chandler-Skandal nicht mehr auf die Füße. Immer mehr Zeitungsartikel tauchten auf, er sei finanziell geschädigt bis erledigt, sei verschwenderisch, realitätsfremd und verdiene im Verhältnis zu seinem exzentrischen Lebensstil nicht mehr genügend Geld. Und es dauerte auch nicht lange, da redeten sie davon, dass Michael Jackson Schulden hätte.
Ich beschäftigte mich mit der Frau, Debbie Rowe, die ihm seine beiden ersten Kinder geboren hatte. Wer war sie?
In erster Linie natürlich ein für die Presse gefundenes Fressen: Die Frau, die ihre Kinder an Jackson verkauft hatte.
Nüchtern betrachtete hatte sie sich schlicht und ergreifend als Leihmutter zur Verfügung gestellt. Diese Frau liebte Michael so sehr, dass sie ihm jedes Geschenk gemacht hätte - und sie bewies ihm das mit einer felsenfesten, erstaunlichen Loyalität.
Je länger ich mich mit ihr beschäftigte, desto mehr begann ich, sie zu bewundern. Man trägt nicht zweimal hintereinander neun Monate ein Baby aus, ohne etwas dafür zu empfinden. Von der Prozedur davor mit Hormonen und Co gar nicht zu reden. Sie hatte Michael nicht nur Kinder geschenkt, ihr Geschenk war viel umfangreicher, als das auf den ersten Blick aussah: Sie hatte auch all das Leid, die Häme und die Isolation in Kauf genommen. Plus den bewussten Verzicht auf den Mann, den sie liebte. Was nutzte ihr das Geld, das er ihr gab? Sie lebten nie zusammen. Sie sah ihre Kinder nicht. Sie sah Michael nicht. Warum hatten sie überhaupt geheiratet?
Ich dachte an meine eigenen Kinder und wie es gewesen wäre, wenn man mich von ihnen nach der Geburt getrennt hätte. Mag sein, dass jemand grundsätzlich anders tickt, aber ich war überzeugt, es war ein Opfer für sie. Trotz allem.
Debbie hielt unverrückbar zu Michael. In nicht einer einzigen Presseerklärung sagte sie etwas Negatives über ihn. Sie stand mit einer Rückendeckung hinter ihm, die jeder Mann sich nur wünschen konnte, schien unprätentiös und integer zu sein. Diese Frau liebte ihn, ohne eine Erwiderung zu erwarten, aber vielleicht hoffte sie drauf.
Verwirrenderweise war sie es, die nach knapp drei Jahren Ehe die Scheidung einreichte. Dann gab es ab 2001 plötzlich Berichte, dass sie ihre Kinder zurückwolle. War ihr letzten Endes doch nicht klar gewesen, was es bedeuten würde, ihm Kinder zu schenken? Im wahrsten Sinne des Wortes? Hatte sie gehofft, durch sie mit Michael verbunden zu bleiben? Und, nachdem sie auf diesem Weg nicht weiterkam, den Gegenweg einzuschlagen? Aber das passte nicht zu ihrer Geradlinigkeit.
Wie aber musste Michael das empfunden haben, dass sie von ihrer Verzichtserklärung plötzlich abging und ihn in einen unangenehmen Rechtstreit verwickelte – wie so viele vor und nach ihr? Noch dazu in einer Zeit, in der er sich keinen zusätzlichen Stress leisten konnte, weil sich erneutes Unheil über ihm zusammenbraute?
Denn dies alles fand zehn Jahre nach diesem so einschneidenden Prozess mit Jordy Chandler statt. Zehn Jahre danach wiederholte sich sein Schicksal in noch höherer Potenz und mit einem grauenvollen Präludium vorneweg.
2002 ging Jackson einem britischen Reporter auf den Leim, der ausgezogen war, aus Michaels Knochen seine Karriereleiter zu bauen. Martin Bashir brachte eine Dokumentation über Michael, die ihn als pädophilen Geisteskranken hinstellte. Diese massive Imageschädigung versetzte Michael einen brutalen Hieb, der ihn weit, weit zurückwarf.
Beklommen las ich einige Berichte darüber und speicherte die Doku in meiner inzwischen gut angewachsenen Liste ab.
Und als ob diese Imageschädigung nicht bitter genug gewesen wäre, wurde Jackson aufgrund dieser Reportage erneut der Kindesbelästigung angezeigt. Wieder ein Teenager und dessen Familie, die Michael in sein Haus eingeladen hatte und die aussagten, er wäre dem Jungen sexuell nahe getreten.
Doch diesmal trafen die Schläge auf einen bereits verwundeten Michael – auf einen, der nicht nur sich selbst, sondern auch seine kleine Familie schützen musste. Und von dem man ahnte, dass er diese Kraft nach all den Jahren beständiger Häme und Verleumdung nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher