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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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den Kühlschrank stellte.
    Ich hatte Zeit. Und keine Ahnung, was Michael unter „abends“ verstand. Wann fing der an? Vermutlich spät, er würde auf jeden Fall erst seine Kinder ins Bett bringen wollen.
    Unschlüssig stand ich am Fenster und beschloss Chris, der heute Dienst hatte, ein paar Süßigkeiten zu bringen. Also packte ich ein paar Sachen in einen Korb, kochte eine Kanne Kaffee und machte mich auf den Weg zur Security.
    „Hi Chris“, begrüßte ich ihn. „Lust auf Kaffee und ein paar kleine Sünden?“
    Chris lachte. „Aber immer“, sagte er, „und auf ein bisschen nette Gesellschaft erst recht. Die Nachtdienste ziehen sich schon hin.“
    Ich packte meine Sachen aus und schenkte uns Kaffee ein. Es war noch hell und wir saßen in dem kleinen Kabäuschen, damit Chris zeitgleich die Monitore beobachten konnte, die auf Augenhöhe an der Wand hingen. Darunter befand sich ein einfacher Schreibtisch, eigentlich mehr ein Brett, auf dem mehrere, verschiedenfarbige Telefone und zwei Computer standen, sowie Unmengen an Papier und persönlicher Krimskrams lagen. An den Wänden hatte Chris Zeichnungen von seinen und Michaels Kindern befestigt.
    Wir unterhielten uns angeregt über seine Familie, über das Leben hier im Vergleich zu meinem in einer Provinzecke in Deutschland. Und irgendwann kam die Sprache unweigerlich auf Michael. Chris arbeitete schon lange für ihn, er war schon bei ihm beschäftigt gewesen, als 2003 seine sagenumwobene Ranch zum zweiten Mal von Cops heimgesucht worden war.
    „Früher“, sagte er und bezog „früher“ auf die Zeit vor 2003, „gab es Zeiten, in denen er glücklich war. Allein die Ranch! Die hättest du sehen sollen! Das hier ist noch nicht einmal ein Abklatsch davon – auf Neverland, da war er zu Hause... das war seine Welt...da fühlte er sich wohl und es gab eine Zeit, da war er weitgehend glücklich. Nicht immer, wer ist das schon – dafür hat bei ihm allein schon die Presse gesorgt. Aber...als die Kinder kamen...er war so...so eingebettet in seine kleine Familie…ich dachte immer: Mann, jetzt hat er sein Glück endlich gefunden. Wir alle haben uns so für ihn gefreut! Du hättest ihn mal sehen sollen! Er war verrückt nach dem kleinen Prince. Er hat sein Bettchen in seinem Zimmer gehabt und dauernd gesungen. Und wenn er das Baby im Arm hielt…da leuchtete sein Gesicht, es... leuchtete…so was hast du noch nicht gesehen…er war so...Mann!“
    Chris biss sich auf die Lippen und starrte auf einen der Monitore.
    „Tja“, fuhr er dann fort, „aber diese Schweine haben ihm noch nicht mal das gegönnt. Noch nicht einmal...dieses bisschen Glück.“
    Er schwieg, wieder in Gedanken versunken. Dann sagte er zum Monitor: „Ich hab da meine eigenen Gedanken…meine eigene Theorie…man kriegt mit der Zeit so vieles mit...aber ich...hatte nie den Mut, mit Michael darüber zu sprechen… aber... manchmal... wenn ich ihn so sehe…so kaputt…und wenn ich das mit früher vergleiche…“ Er biss die Zähne zusammen.
    „War das wirklich so anders?“, fragte ich erstaunt. „Ich meine, er ist so liebevoll, er geht durchs Haus und die ganze Zeit hört man „ich liebe dich, Dad,“ und ich „ich liebe dich, Paris”... dauernd... war es wirklich so viel anders?“
    „Ja“, sagte Chris und sah mich bedrückt an. „Ja. Es ist ein großer Unterschied. Er… hat anders gelacht. Er hat sich anders bewegt. Ich weiß nicht.“
    Chris zog die Stirn in Falten und nahm einen Schluck Kaffee. „Und ich hoffe, er schafft es“, murmelte er dann, kaum hörbar. „Ich hoffe so, dass er es schafft. Dass er alles rechtzeitig durchschaut... dass er da rauskommt...“
    „Was meinst du damit... alles durchschauen?“, fragte ich verwirrt.
    Aber Chris sagte nichts mehr.
    Eine Zeitlang saßen wir stumm und glotzten auf die Monitore. Nervös strich sich Chris über den kahlen Kopf. Es war uns nicht erlaubt über Michael zu sprechen. Es war zu oft schon vorgekommen, dass diese Gespräche aufgezeichnet worden waren, um mit der entsprechenden Verzerrung den üblichen Weg zu nehmen. Das schien Chris jetzt einzufallen und er fühlte sich unbehaglich.
    „Chirelle...“, hub er an.
    „Hey, Chris“, sagte ich schnell. „Bleib locker. Guck hier...“, ich breitete die Arme aus, „kein Mikro, kein Aufnahmegerät!“
    Chris lächelte mich leicht gequält und dankbar an. Er wirkte fast, als ob er doch noch etwas hinzufügen wollte, doch dann überwog die Tatsache, dass ich eine deutsche, unbekannte

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