TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
war.
»Wo ist Kamow? Wenn ihm was passiert ist, schieße ich Sie über den Haufen. Antworten Sie!«
»Ich habe ihn nur gefesselt.«
»Ihr Glück, wenn es so ist!« Paitschadse atmete erleichtert auf. »Kehren Sie mir den Rücken zu, nehmen Sie den Revolver aus der Tasche und werfen Sie ihn fort!«
Bason gehorchte. Die Erregung von vorhin war verflogen. Sein Wille war gebrochen.
Paitschadse trat mit dem Fuß auf die am Boden liegende Waffe. Nach einigem Zögern steckte er seinen Revolver in den Gürtel und befühlte mit der Linken die Taschen des Amerikaners. »Drehen Sie sich um!« befahl er dann. »Gehen Sie auf Ihr Schiff zurück. Ich folge Ihnen. Bei der geringsten falschen Bewegung schieße ich.«
»Lassen Sie mich hier«, bat Bason mit matter Stimme. »Ich möchte nicht wieder zur Erde zurück.«
»Das bestimmt Kamow. Von mir aus können Sie hierbleiben.«
Gesenkten Hauptes begab sich Bason zum Schiff. Er sah nicht, daß Paitschadse taumelte und sich mit der linken Hand an der Wagentür festhielt, um nicht zu fallen. Unter Aufbietung aller Willenskraft überwand Paitschadse seine Schwäche und folgte dem Amerikaner. Sein rechter Arm hing kraftlos von der Schulter herab. »Lassen Sie die Leiter herunter!« gebot er.
Schweigend führte Bason auch diesen Befehl aus.
Kamow stand ans Schaltbrett gelehnt und blickte den eintretenden Bason fragend an. Als er hinter seinem Rücken Paitschadse bemerkte, lächelte er und nickte, als wollte er sagen: ,Ich wußte, daß es so kommen würde.’
Bason löste die Riemen.
»Ich danke Ihnen, Arsen Georgijewitsch!«Kamow streckte ihm die Hand hin. Erst jetzt merkte er, daß sein Gefährte totenblaß war. »Was ist Ihnen? Sind Sie verletzt?«
Paitschadse berichtete kurz den Vorfall. »Die Kugel traf mich in die rechte Schulter«, sagte er. »Ist wohl nicht weiter schlimm. Tut auch nicht sehr weh. Nur schwach bin ich.«
»Na, wir werden gleich sehen!« sagte Kamow. Sich vor Wut kaum beherrschend, wandte er sich an Bason: »Wo ist hier Verbandzeug?«
Der Journalist zeigte auf einen kleinen Kasten mit einem roten Kreuz auf dem Deckel.
»Helfen Sie dem Verwundeten beim Ausziehen!«
Kamow machte den Kasten auf. Was er brauchte, fand er. Die Kugel war unterhalb des rechten Schlüsselbeins eingedrungen. Als Kamow dann den Rücken des Verwundeten untersuchte, stellte er fest, daß sie im Körper steckengeblieben war. Dadurch wurde die Sache weit ernster.
»Ich fürchte, wir werden um eine Operation nicht herumkommen«, meinte er. »Auf jeden Fall müssen wir so schnell wie möglich zu unserem Schiff zurück.« Flink und geschickt legte er den Verband an. »So, nun geht’s! Bleiben Sie noch ein Weilchen ruhig sitzen. Sich mit einer solchen Wunde niederfallen zu lassen, war immerhin sehr riskant.«
»Der Angriff kam zu überraschend«, sagte Paitschadse. »Ich konnte nichts anderes tun. Er hätte sonst noch einmal geschossen und vielleicht besser getroffen. Es war natürlich eine primitive List, aber mir schien, daß er in solchen Dingen noch unerfahren ist. Was er vorhatte, begreife ich nicht. Was wollte er mit dem Überfall bezwecken?«
»Ich glaube, ich habe seine Absicht durchschaut«, antwortete Kamow und fuhr, zu Bason gewandt, auf englisch fort: »Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde mich bereit erklären, mit Ihnen zu fliegen und meine Kameraden im Stich lassen? Als einziges kann ich Ihnen zugute halten, daß Ihnen die Nerven durchgegangen sind. Wenn Sie sich wieder besonnen haben, werden Sie sich selber schämen. Beeilen Sie sich!« fuhr Kamow fort. »Nehmen Sie Ihre Sachen und kommen Sie!«
»Er bittet darum, hierbleiben zu dürfen. Er möchte nicht zur Erde zurück. Ich kann ihn verstehen.«
»Unsinn!«
Bason holte gehorsam einen kleinen Koffer hervor. Teilnahmslos nahm er auf, was mit ihm und um ihn geschah.
»Brechen wir auf!« sagte Kamow und beugte sich zu Paitschadse. »Wie fühlen Sie sich, Arsen Georgijewitsch?«
»Ganz gut.« Paitschadse erhob sich, taumelte jedoch und wäre umgefallen, wenn Kamow ihn nicht aufgefangen hätte. »Mir ist so schwindlig.«
»Fassen Sie mich um den Hals«, sagte Kamow. »Wir müssen nur das Stück bis zum Wagen schaffen, dann bringe ich Sie schnell nach Hause. Gehen Sie voran!« befahl er Bason.
Der Amerikaner gehorchte schweigend. Er sprang zu Boden und half Kamow, den Verwundeten herunterzulassen. »Ich bedaure sehr, Mr. Kamow«, sagte er, »daß ich mich zu dieser sinnlosen Tat hinreißen ließ. Ich begreife
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