TS 09: Kinder des Weltalls
begann er zu bedauern, George zur Flucht in das Schwerelose geholfen zu haben. Es war leicht, von Plänen zu sprechen, aber sie auszuführen, war etwas völlig anderes. Er mußte einen Mann finden, der Curtways Platz einnehmen sollte. Er mußte in Wahrheit einen unschuldigen Fremden ermorden, damit ein anderer noch ein paar Wochen zu leben hatte. Zuerst hatte er den Plan mit kalter Sachlichkeit betrachtet, aber allmählich hatte er ein wachsendes Widerstreben dagegen gefühlt, das zu tun, was notwenig war.
Unter den Befehlen des Stabsquartiers der H.P. zu handeln, war die eine Sache, aber etwas aus freiem Entschluß heraus zu tun, war eine völlig andere. Im ersten Fall hatte er keine Verantwortung, kein Gefühl der Schuld oder Scham. Aber jetzt?
Er blieb vor der Tür von Curtways Wohnraum stehen, sah an dem Anzeiger, daß er leer war, und ging hinein. Es wäre besser, wenn der Leichnam in seiner eigenen Unterkunft entdeckt werden würde; einmal gab ihm das Zeit, den „Unfall“ in Szene zu setzen, der den Körper vollständig zerstören mußte, und zum anderen würde es die Identifizierung erleichtern. Im ganzen Schiff war der einzige Weg, das zu erreichen, die Verbrennung durch elektrischen Strom. Und so kniete sich Jay verbissen neben einer Deckplatte auf die Erde und begann, die Verschraubungen zu lösen.
Er hörte kaum das leise Schlurfen von Füßen hinter sich, als Sam auch schon zum Angriff vorstürzte.
Jay warf sich gerade noch rechtzeitig herum, um der vollen Wucht des Schlages auszuweichen, der seine Wirbelsäule treffen sollte, aber auch jetzt noch wurden sein Nacken gefühllos und seine Arme halb gelähmt. Vor seinen Augen wurde es dunkel, und sein Bewußtsein schwand für einige Augenblicke.
Er hätte jetzt sterben können. Es wäre sicher sein Ende gewesen, wenn Sam kühl geblieben wäre, aber Blutrausch umnebelte dessen Denken, und er vergaß, was man ihm beigebracht hatte. Anstatt zurückzutreten und mit kalterBerechnung zu schlagen, versuchte er zu schnell und zu oft zu treffen. Er hämmerte mit wilder und verschwendender Energie auf Knochen und Muskeln und Nerven, aber gerade wegen dieser Schmerzen vereitelte er seine eigenen Absichten.
Aufgepeitscht schüttelte Jay mit äußerster Energie sei ne Betäubung ab und schlug zurück.
Er handelte klug und überlegt, der Experte kämpfte gegen den Amateur. Sam hatte keine Chance, und als alles vorüber war, war sich Jay immer noch nicht dessen voll bewußt, was er getan hatte. Er lehnte sich gegen die Wand und massierte mechanisch sein schmerzendes Genick. Als sein Blick dann auf den Toten zu seinen Füßen fiel, lächelte er zum ersten Mal, seit er seinen Auftrag erhalten hatte.
Die Tür war geschlossen, und das Schild, das ihn vor jeder Störung schützen würde, zeigte auf „Besetzt!“. Schnell zog Jay dem Toten die braunen Hosen aus und dafür die blauen, die er von Curtway bekommen hatte, an. Mit der Erkennungsmarke ging es schwieriger, aber schließlich gelang ihm auch hier der Austausch. Als er das getan hatte, bückte er sich über die Deckplatte, entfernte sie von der Wand und zog den Toten bis dicht vor die Öffnung. Es würde eine unangenehme Arbeit sein, und einen Augenblick zögerte Jay, dann nahm er die leblose rechte Hand des Toten und ließ sie zwischen die Stromkabel fallen.
Ein Blitz schoß hoch, und der ekelerregende Gestank nach verbranntem Fleisch breitete sich aus. Jay würgte mühsam und versuchte, ein Erbrechen zu unterdrücken, als er auf die schwarze Masse zu seinen Füßen starr te. Sie war ein Mensch, ein Mann gewesen, hatte blaue Shorts getragen und eine Erkennungsmarke an seinem linken Handgelenk. Das war alles, was noch gesagt werden konnte. Befriedigt stand Jay auf und ging auf die Tür zu. Irgendwo würde eine Sicherung durchbrennen und ein Zeiger ausschlagen. Beobachter würden einen Kraftabfall melden, und Männer würden ausgeschickt werden, um die Schadenstelle zu suchen. Sie würden einen Toten finden und freigelegte Stromleitungen. Sie würden es Merrill melden, weil es sein Arbeitsbereich war, und dieser würde feststellen, daß der ganze Vorfall ein Unfall war. Die Olivgrünen würden die Überreste abholen, andere würden den Schaden ausbessern, und die ganze Angelegenheit würde vorbei und vergessen sein.
Ausgenommen Susans Tränen.
Sie würde ihren Vater für tot halten, aber das war nun leider nicht zu ändern. Es konnte keinen Trost, keine geflüsterte Beruhigungen, keinen Verrat dessen geben,
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