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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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zu bleiben, da ihr alter Ford das Tempo des Enlo-Prinlee kaum durchhalten konnte.
    Marilla jedoch hatte Glück! Als sie schon glaubte, aufgeben zu müssen, verlangsamte John Hardesty das Tempo und steuerte einem öffentlichen Parkplatz zu. Marilla beschrieb einen großen Bogen, um dann, aus entgegengesetzter Richtung kommend, ebenfalls den Parkplatz anzufliegen. Kaum hatte ihr Flugwagen auf dem Boden aufgesetzt, sprang Marilla auch schon heraus und eilte zu der Rolltreppe, auf der sie John Hardesty gerade hatte verschwinden sehen. Auf der Straße fand sie es leicht, ihn zu verfolgen. Sie hielt sich dicht hinter ihm, blickte ab und an interessiert in die Schaufenster, wobei sie ihn ständig im Auge behielt.
    Sie brauchte nicht mehr lange auf diese Weise ihren Weg fortzusetzen. Hardesty bog in eine Seitenstraße, die einen recht verwahrlosten Eindruck machte, und blieb vor einem Gebäude mit großer Lichtreklame stehen. Es war ein Imago, eines der vielen Sensorialkinos, die die Stadt förmlich überschwemmten. Sie hatte allerdings nie gedacht, daß Hardesty ein Mann war, der sich mit Sinneseindrücken aus zweiter Hand begnügen würde. Nach dem, was sie über ihn wußte, war er nicht der Typ dafür. Und doch ging er zur Kasse, löste eine Karte und verschwand im Theater.
    Kurz entschlossen folgte sie ihm.
    Stickige Luft schlug ihr beim Eintreten entgegen. Das Innere des Theaters stieß sie ab. Es gab hier weder Einzel- noch Doppelkabinen; die Imagocouches standen offen in langen Reihen nebeneinander. Ein dicker, wenig vertrauenerweckend aussehender Platzanweiser führte Hardesty gerade zu einer Couch am entfernten Ende des Raumes. Die meisten der Imagobesucher schienen das Theater als willkommene Unterkunft für die Nacht zu benutzen. Sie lagen auf ihren Couches und schliefen.
    Der Platzanweiser kam auf Marilla zu und musterte sie mit unverschämten Blicken. Erst jetzt stellte sie fest, daß sie die einzige weibliche Besucherin dieses Theaters war. Der Mann nahm ihre Karte entgegen; doch bevor er sie ebenfalls nach vorn führen konnte, sagte sie: »Ich möchte gern einen Platz dort drüben haben!« Dabei wies sie auf eine Reihe mit etwas erhöhten Plätzen, von wo aus man das ganze Theater überblicken konnte. Sie ließ den verblüfften Platzanweiser stehen und schritt auf die Couch zu. Die Plätze neben ihr waren frei. Marilla setzte sich auf die Liege und blickte zu Hardesty hinüber. Er bewegte sich nicht und schien ganz in sein Imago vertieft zu sein. Sie legte sich gleichfalls hin, steckte ihren Kopf in den Helm des Empfangsgerätes und legte ihre Hände an die Kontrollen.
    Der Dschungel … Sie fühlte tropische Hitze … Nackte, schokoladenbraune Körper wiegten sich im Rhythmus der Urwaldtrommeln …
    Sie drückte auf den Rejektor. Sie hoffte, daß als Nächstes eine Pause käme.
    Sie war der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit … Beifallumrauscht stand sie auf der Bühne … Nach Ende der Vorstellung würde ihr Geliebter sie aufsuchen …
    Wieder drückte sie auf den Rejektor. Wo war die Pause? Sie durfte sich nicht in ein Imago hineinversenken, da sie ja ihre Detektivaufgabe zu erfüllen hatte. Hardesty durfte ihr nicht entkommen.
    Majestätisch stand er in seiner Toga da … Er lächelte sie verführerisch an …
    Wieder drückte sie auf den Rejektor. Was für Imagos waren das!
    Da, endlich, kam die Pause! Eine Farbensymphonie, die auf den Betrachter beruhigend wirkte. Einschläfernde Musik spielte. Sie durfte aber nicht einschlafen, mußte sich zusammennehmen, um nicht in der Traumwelt von Farbe und Musik zu versinken.
    Sie legte ihre Hand auf seine Schulter … Er drehte sich um und blickte sie an … Sie liebte ihn mehr als alles auf der Welt … Er küßte sie und drückte sie fest an sich. Leidenschaftlich erwiderte sie seinen Kuß … Dann ließ sie John Hardesty los. Er lächelte.
    Sie zerriß das Imago, indem sie abschaltete. Hastig zog sie ihren Kopf aus dem Helm.
    Sofort bemerkte sie, daß die Couch neben ihr besetzt war. Hardesty lag dort! Sie war sich darüber im klaren, was er getan hatte. Er bewegte sich jetzt und zog seinen Kopf ebenfalls aus dem Empfänger.
    Er blickte sie an.
    »Nun, ein ganz schöner Traum«, begann er und lächelte.
    »Was fällt Ihnen ein!«
    »Mir?« Echte Überraschung stand in seinem Gesicht.
    »Sie haben uns zusammengekoppelt!«
    Hardesty mimte den Beleidigten. »Ich? Meine Dame, wer immer Sie auch sein mögen, wie käme ich dazu, so etwas zu tun!«
    »Wie erklären Sie

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