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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ein paar Auskünfte vorerst. Was zum Beispiel, wollten Sie von meinen Vater?«
    »Ihr Vater? Wer ist Ihr Vater?«
    »Sie wissen genau, was ich meine.«
    Der kleine Mann schaute Carl nichtssagend an.
    Carl fuhr fort: »Also warum wollten Sie ihn sprechen?«
    Howie zuckte die Achseln. »Ich suche Arbeit. Ich habe gehört, er sitzt am Drücker.«
    Zorn und Ungeduld übermannten Carl und brachten sein Blut in Wallung.
    »Also gut«, sagte er und krümmte seinen Zeigefinger über den Abzug. »Haben Sie sonst noch was zu sagen?« Er war über seinen eigenen Zorn überrascht. Fast glaubte er, daß er diesen Mann töten könnte. Ganz tief im Innern wußte er allerdings, daß der psychologische Block in seinem Gehirn es seinen Muskeln nicht erlauben würde abzudrücken.
    Langsam ging er rückwärts auf die Tür zu. Mit der einen Hand tastete er hinter sich nach dem Türgriff. Die andere hielt den Revolver. »Ein Schuß, und ich verschwinde. Eine einfache Sache.«
    Howie starrte den sich krümmenden Finger fasziniert an. Große Schweißtropfen rannen ihm übers Gesicht. Endlich stieß er einen langen pfeifenden Atemzug aus und sackte auf dem Bett zusammen. Es war, als ob die Rolle, die er spielte, ihm plötzlich zuviel geworden wäre.
    »Es gab einmal eine Zeit, da hat man sich um mich gerissen«, keuchte er mit geschlossenen Augen. Sein Atem kam rasselnd zwischen den gelben Zähnen hervor. »Man nannte mich das Gehirn der Bande. Und jetzt bin ich, Howie Burns, hilflos einem grünen Jungen ausgeliefert, nur weil er eine Achkanone hat. Mein Gott, wie tief bin ich gesunken. Wenn meine Kumpels mich jetzt sehen würden, die würden lachen.«
    Carl zielte wortlos über Howies Kopf hinweg und fand, daß er jetzt, wo er nicht mehr auf den Mann zielte, den Abzug ohne Schwierigkeit betätigen konnte. Ein Zischen der komprimierten Luft, und tausend kleine Acheronkügelchen wurden herausgeschleudert und gruben sich tief in die alte verblichene Tapete der gegenüberliegenden Wand ein.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen!« schrie Howie entsetzt. Die Augen des Mannes waren aufgerissen. »Das Zeug ist gefährlicher als Sie denken.« Er richtete sich auf. »Machen Sie das nicht noch einmal!«
    »Der nächste Schuß gilt Ihnen«, sagte Carl kalt. »Mich interessiert Ihre Vergangenheit aber auch kein bißchen. Ich will eine ehrliche Antwort, warum Sie meinen Vater sprechen wollten und was dann da oben zwischen Ihnen beiden vorgefallen ist.«
    »Also gut.« Howie sah Carl mit einem schiefen Blick an. »Ihr alter Herr schuldet mir Geld. Meinen Lohn für – für eine Arbeit, die ich für ihn besorgt habe. Ich bin hingegangen, um mir das Moos abzuholen. Aber er wollte nicht damit herausrücken, und dann haben wir gestritten. Verstehen Sie jetzt? Es ist also wirklich nichts besonderes.«
    »Mein Vater kannte Sie gar nicht.«
    »Natürlich kennt er mich. Er wußte doch meinen Namen, oder nicht?«
    »Weil er gar nicht mein Vater ist.« Der Revolver hob sich wieder ein paar Zentimeter. »Ich weiß genau, wann Sie die Wahrheit sagen und wann nicht. Los, erzählen Sie weiter.«
    »Es gibt nichts mehr zu erzählen, wirklich nicht.«
    Carl schwieg. Die Mündung des Revolvers blickte kalt auf Howie. Die Knöchel seiner Hand waren weiß.
    Howies Augen flehten. »Glauben Sie mir nicht?«
    Sein Gesicht wurde noch einen Schatten blasser. »Wirklich, ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Lassen Sie mich doch in Ruhe.«
    Er leckte sich über seine trockenen Lippen, und seine Augen wurden noch größer. »Ehrlich, Mister, es gibt nichts mehr zu erzählen.«
    Dicke Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, und kleinere Perlen formten sich auf seiner Oberlippe und unter dem Kinn. Wie hypnotisiert starrte Howie den Revolver und den kaltblickenden Mann dahinter an, der ihn jetzt fragte: »Haben Sie meinen Vater getötet?«
    »Glauben Sie, ich bin ein Narr«, winselte der kleine Mann. Dann sackt er mit einem Aufschrei wieder auf dem Bett zusammen. »Wenn – wenn ich es zugeben würde, wäre ich reif für den Stuhl, wo sie einem das Gehirn ausbrennen.«
    »Ihre jetzige Lage ist auch nicht viel rosiger.«
    Zum ersten Male während der langen Minuten vorher löste Howie seine Blicke von dem Revolver und schaute Carl an. »Wenn ich zugebe, daß ich es getan habe, bin ich dran. Wenn Sie schießen, dann bin ich zwar tot, aber Sie sind auch geliefert.«
    »Na und?«
    Howie setzte sich auf. »Wir

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