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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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auszustrahlen schien. Aber sagten die hellen Augen, das graumelierte Haar und das sonnengebräunte Gesicht denn aus, daß er nicht der Mann war, den er suchte? Sein Name war Greeley, und waren in diesem Augenblick nicht alle Greeleys verdächtig? Und kam dieser Greeley nicht mehr als irgendein anderer in Betracht, das Verbrechen begangen zu haben?
    Carl zwang sich zu einem Lächeln und setzte sich in den von Greeley angebotenen Sessel.
    Das Büro war geräumig und luxuriös. Dicke Teppiche bedeckten den Fußboden. Die holzgetäfelten Wände trugen Bilder von Welt-Föderations-Präsident Brewster, von Pasteur, Kendall, Otterkranz und Simonstein. Zu Greeleys Rechten stand die Flagge des Weltbundes, zu seiner Linken das Sternenbanner. Außer einem Kalender, einer Sprechanlage und einem Televisor befand sich nichts auf seinem großen Schreibtisch.
    »Meine Sekretärin sagte, daß Sie nicht angeben wollten, weshalb Sie mich zu sprechen wünschten«, begann der Doktor freundlich, indem er sich wieder setzte und es sich in seinem Sessel bequem machte. »Nun, was wollen Sie?«
    Carl lehnte sich nach vorn. »Ich führe eine Untersuchung über die Restaurierung durch und habe eine wichtige Frage zu stellen.«
    »Und die wäre?«
    »Wie leicht ist es, eine falsche Restaurierung durchzuführen?«
    »Völlig unmöglich!« Dr. Greeley hielt inne, seine hellen Augen trafen die seines Gegenübers. »Ist damit Ihre Frage beantwortet?«
    »Nicht ganz.«
    Die Augen fixierten Carl. »Wer schielet Sie?«
    »Niemand.«
    »Was für eine Frage! Jeder weiß, daß so etwas unmöglich ist! Ich kann nicht glauben, daß Sie nur herkamen, um eine solch unsinnige Frage zu stellen.«
    »Sie haben sie noch immer nicht beantwortet.«
    »Ich sagte, es sei unmöglich. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Aber Sie haben nicht erklärt, warum es so unmöglich ist!«
    Der Doktor starrte ihn an. »Wieviel wissen Sie über die Restaurierung?«
    »Von Ihrem Standpunkt aus gesehen wahrscheinlich sehr wenig.«
    »Sind Sie jemals durch dieses Gebäude gegangen?«
    »Nein.«
    »Wie können Sie dann sagen, daß Sie auch nur irgend etwas davon wissen?«
    »Ich hörte die Vorlesung draußen.«
    »So, Sie hörten also eine Vorlesung. Nun, was besagt das schon. Selbst wenn Sie durch das Gebäude gegangen wären, hätten Sie nur ein paar wenige Dinge hinter dickem, unzerbrechlichen Glas besichtigen können. Sie würden aber nicht das wirklich Entscheidende gesehen haben, und vor allen Dingen nicht, wie die Hallen bewacht werden – nicht etwa nur von Menschen, sondern auch von Apparaten, deren Existenz Ihnen völlig unbekannt ist.«
    Carl lächelte. »Weder so noch so kann man also über die Restaurierung viel erfahren.«
    »Restaurierung ist das am strengsten gehütete Geheimnis der Föderation. Die Grundbegriffe sind leicht zu verstehen, aber es gibt Techniken und Prozesse, die so kompliziert sind, daß sie Jahre in Anspruch nehmen, um verstanden und gemeistert zu werden. Und Sie fragen mich, ob eine Falschrestaurierung vorkommen könnte. Ist das nicht ein wenig lächerlich?«
    »Vielleicht, Doktor. Aber was hindert einen Angestellten des TDR daran, solch eine Falschrestaurierung vorzunehmen?«
    Der Doktor lachte und lehnte sich zurück. »Glauben Sie etwa, daß die Föderation die Möglichkeit eines Mißbrauches innerhalb des Restaurierungsprogrammes außer Betracht gelassen hat? Denken Sie nur nicht, man hätte die Restaurierung nicht zu mißbrauchen versucht! Vielleicht sind Sie ein wenig zu jung, um sich an den Tucker-und-Temple-Fall im Jahre 2225 erinnern zu können. Es handelte sich um Techniker, allerdings nicht aus diesem Bezirk. Sie machten Aufnahmen voneinander und wollten sich bei gegebener Zeit gegenseitig restaurieren. Natürlich kam die Zeit nie. Der Schwindel wurde entdeckt.« Er lachte. »Sie leben noch heute und arbeiten – natürlich nicht im Restaurierungsprogramm. Sie können sich denken, warum. Sie mußten sich einer Gehirnwäsche unterziehen, die sowohl ihre Erfahrungen auf dem Gebiete der Restaurierung als auch ihren Hang zur Kriminalität auslöschte. Seit dieser Zeit hat die TDR keinen Unstabilen mehr angestellt.«
    »Wie lange schon haben Sie mit der Restaurierung zu tun?«
    Greeley zog seine Augenbrauen hoch. »Seit dreißig Jahren. Zwar gab es zu dieser Zeit noch nicht das Einstellungsverbot für Unstabile, doch da ich ein Stabi bin, spielt das in meinem Falle keine Rolle.« Er lächelte undurchsichtig. »Aber jetzt bestehe ich darauf, daß

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