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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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ihnen sagte ein Wort. Der Mann hinter dem schwarzen Schreibtisch trommelte mit seinem Bleistift auf die Schreibtischplatte. Ihm zur Seite saß ein anderer, der fasziniert das rhythmische Schlagen des Bleistiftes zu beobachten schien. Der dritte saß vor dem Schreibtisch. Er war jünger; seine Augen spiegelten Müdigkeit wider.
    Aus den Gesichtern der Männer und der Art, wie sie auf ihren Stühlen saßen, hätte man entnehmen können, daß sie irgendeine unangenehme geschäftliche Angelegenheit zu besprechen im Begriff waren. Für zwei von ihnen bedeutete es auch ein Geschäft – das Geschäft von Verbrechen und Bestrafung, das Katz-und-Maus-Spiel. Für den dritten war es eine Qual.
    Sie hatten von ihm verlangt, die vergangenen Wochen, die vergangenen Tage und Stunden noch einmal an sich vorüberziehen zu lassen, und Carl hatte sein bestes getan, indem er genau das, was er tatsächlich wußte, von dem, was er nur vermutete, trennte. Aber dies beantwortete nicht die Frage, die er selbst beantwortet haben wollte: Was soll ich getan haben?
    Jim Severn machte gelegentlich auf einem Block einige Notizen, und Lester Fanshut nickte ab und zu mit dem Kopf. Sie schienen besonders an den letzten vierundzwanzig Stunden interessiert zu sein, und Carl versuchte, genauestens zu berichten, seinen Besuch bei Greeley mit eingeschlossen. Und als er an Greeley dachte, machte er sich so seine Gedanken. Der Doktor wollte ihn nach all den Anschuldigungen eiligst loswerden. Arbeitete Greeley wirklich mit der Kriminalpolizei Hand in Hand? Sein Verstand sagte ihm, daß dies nicht stimmen konnte. Wahrscheinlich hatte der Doktor diesen Männern irgendeine falsche Geschichte erzählt. Aber was war das für eine?
    »Nein«, sagte Carl. »Ich habe alles gesagt, was ich weiß. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    Severn hatte immer noch den Blick auf seinen Bleistift geheftet. »Sie müssen sich noch an mehr erinnern! Sie haben nicht genug Einzelheiten berichtet.«
    »Aber ich führe kein Tagebuch, in dem ich jede Minute meines Tagesablaufs festhalte.«
    »Sie haben ein Gedächtnis!«
    »Aber kein vollkommenes.«
    Die beiden Polizeibeamten sagten nichts. Dieses Schweigen wurde drückend. Die Hitze im Raum wurde Carl unerträglich.
    »Wenn ich wüßte, worauf Sie hinauswollten, so würde das helfen«, sagte Carl. »Aber ich weiß, es ist nutzlos, danach zu fragen.«
    »Mord«, sagte Severn ruhig.
    Der Schock, den dieses Wort auslöste, betäubte Carl für einige Sekunden, dann aber wurde es in seiner ganzen Bedeutung für ihn lächerlich. »Wollen Sie mich etwa immer noch zum Mörder meines Vaters stempeln?«
    Severn schüttelte seinen Kopf. »Nein, es handelt sich um einen anderen Mord!«
    »Einen anderen?«
    Carl ließ schnell alle Menschen, die er kannte, und all die Leute, die er in den vergangenen zwei Tagen gesehen hatte, an sich vorüberziehen. Wer …?
    »Howie Burns.«
    »Burns! Aber…« Carl verstummte plötzlich. Gerade kam ihm zum Bewußtsein, daß er ihnen seinen Besuch bei Burns verschwiegen hatte! Er selbst hatte dies fast schon vergessen. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.
    »Was wollten Sie sagen?«
    »Wann – wann wurde er ermordet?«
    »In der letzten Nacht. Kannten Sie ihn?«
    »Ich habe ihn nicht getötet, wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen!«
    Fanshut lehnte sich nach vorn. »Er wohnte in der Paniola-Straße«, sagte er.
    Carl antwortete nichts.
    »Sie wissen doch, daß er Ihren Vater ermordet hat«, schaltete sich Severn ein. »Sie haben also einen guten Grund gehabt!«
    Schweißperlen begannen von der Stirn über sein Gesicht zu laufen.
    »Waren Sie jemals in seiner Wohnung?« fragte Fanshut.
    Es hatte keinen Zweck, das zu leugnen, da es genügend Mittel gab, um die Wahrheit herauszufinden.
    »Ja, ich war einmal dort, aber ich habe ihn nicht getötet.«
    »Würden Sie dann freundlichst erklären«, sagte Fanshut trocken, »wie Ihre Fingerabdrücke auf sämtliche Einrichtungsgegenstände und die Mordwaffe kommen?«
    »Ich weiß, es klingt schlecht…«
    »Aber Sie können alles erklären, nicht wahr? Das wollten Sie doch sagen.« Fanshut stand auf und ging auf Carl zu. »Dann können Sie zuerst einmal das größte Rätsel aufklären: Warum haben Sie in Ihren Aussagen den Besuch in Burns Wohnung verschwiegen?«
    »Ich habe so vieles durchgemacht…«
    »Bevor Sie weiterreden«, sagte Fanshut, beugte sich über ihn und schaute ihm in die Augen, »möchte ich Sie daran erinnern, daß es viele Mittel gibt, die

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