TS 11: Vater der Menschheit
Erde.“
„Dieser Koordinator – er ist Regierungschef?“
„Er ist der letzte unserer ersten Generation“, teilte C-94.375 bereitwillig mit. „Damit ist er auch der weiseste von uns. Er besitzt absolute Vollmachten.“
„Eine Diktatur also?“ vergewisserte sich Randell nicht gerade freudig überrascht. „Eine andere Regierungsform wäre für uns nicht denkbar.“ Sie sind Roboter, dachte Randelf verblüfft. Er hat recht.
„Vielleicht stimmt das“, gab er fast widerwillig zu. „Dann hat also niemand einen eigenen Willen, und alles geschieht, wie es vom Koordinator angeordnet ist. Was aber geschieht, wenn er einmal falsch entscheidet?“
Die Antwort kam ohne jede Verzögerung:
„Er hat noch niemals falsch entschieden. Was er tut, das ist immer richtig, denn er ist unfehlbar. Wie kann er Ratgeber um Rat fragen, deren Intelligenzquotient kleiner als der seine ist? Sie würden ihn nur schlecht beraten können. Nein, sein Supergehirn leitet unsere Geschicke allein, und das ist gut so.“
„Ist er auch der Richter?“
Der Robot deutete Verständnislosigkeit an. „Richter? Was ist das?“
Randell erklärte es, dann sagte C-94.375:
„Nein, wir benötigen keinen Richter in diesem Sinn, denn es gibt keine Ungesetzlichkeiten. Aber um noch einmal auf unsere Regierungsform zurückzukommen: sie wäre für Menschen nicht geeignet, denn nur ein Roboter kann unfehlbar sein, wenn er das Supergehirn hat. Ein organisches Lebewesen, sei es noch so intelligent, kann niemals unfehlbar sein.“
Randell nickte und sagte mit Bitternis in seiner Stimme:
„Wir hatten viele Diktatoren, und sie waren alle Menschen. Aber sie wollten mehr sein als nur Menschen, und daran gingen sie und ihre mit Gewalt errichteten Reiche unter.“
Der Roboter deutete zur Tür.
„Wir werden bald landen. Ich darf Sie bitten, diesen Raum in zwei Stunden zu verlassen. Ich werde draußen im Gang sein und Sie aus dem Schiff führen. Unsere Heimatwelt erwartet ihre Gäste, ihre ersten Besucher seit undenkbaren Zeiten. Es ist ein denkwürdiges Ereignis, das vielleicht Veränderungen mit sich bringt.“
Dirks lauschte den Worten nach. Er vermeinte, so etwas wie Stolz oder Hochachtung heraushören zu können.
Das machte aber alles nur noch rätselhafter. Langsam schloß sich die Tür.
Sie waren wieder allein.
Deaux räusperte sich.
„Was hat er damit sagen wollen?“
Randell zuckte die Schultern.
„Es ist nicht die erste Bemerkung dieser Art, die wir zu hören bekommen. Ich fürchte, wir werden noch unser blaues Wunder erleben.“
Er wußte noch nicht, daß er mit dieser Bemerkung den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
Kapitel 5
Schon seine Gesichtszüge unterschieden den Koordinator erheblich von jenen der anderen Roboter, denen die Menschen bisher begegnet waren. Er gehörte ganz offensichtlich nicht zu der C-Gruppe.
Das Gesicht wirkte im ersten Augenblick grob und fast abstoßend, nicht so fein modelliert wie die anderen. Auch der Körper selbst besaß nicht die vollendete Form der C-Ausführung. Rein äußerlich wirkte der Koordinator eher wie das Versuchsexemplar einer gerade mit der Produktion beginnenden Fabrik für humanoid aussehende Roboter.
Dirks mußte sofort an die Worte von C-94.375 denken. Der Koordinator war der letzte der ersten Generation. Er war der Stammvater der heute existierenden Zivilisation, ein Neandertaler des Geschlechts der Roboter – poetisch ausgedrückt.
Als Dirks das dachte, schienen die groben Gesichtszüge vor ihm zu verschwimmen, das Drohende und abstoßend Häßliche in ihnen war auf einmal nicht mehr da. Die Tatsache allein, daß der Koordinator das halbe bekannte Universum regierte, ohne sich einem Verschönerungsprozeß zu unterziehen, bewies seine geistige Reife, die kaum ein Mensch besaß. Vielleicht war auch pure Tradition die Lösung, ein technisches Problem jedenfalls war es nicht.
„Gäste von der Erde, ich heiße Sie willkommen auf unserer Hauptwelt“, kamen seine ersten Worte aus Walkers kombiniertem Gerät. „Wir haben so lange auf diese erste Begegnung warten müssen, daß wir sie schon fast nicht mehr für möglich hielten. Technische Zivilisationen sind selten, insbesondere jene organischer Lebewesen.“
Als er schwieg, gab Randell Dirks einen Wink. Er war klug genug, den Physiker für sie alle sprechen zu lassen.
Dirks sagte:
„Auch wir sind uns der Bedeutung dieses Augenblicks bewußt, und ich möchte nachdrücklichst betonen, daß wir nichts anderes als die
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