TS 13: Slan
wir uns.“
Als die Waffen auf dem Boden lagen, blickte Jommy Cross zu der Slanfrau hinüber und wurde stutzig, als er das leicht amüsierte Lächeln bemerkte, das ihre Lippen kräuselte. Das Lächeln wurde breiter und ausgesprochen ironisch. „Und jetzt, da Sie sich selbst entwaffnet haben“, sagte sie sanft, „bereiten Sie sich am besten auf Ihren Tod vor!“
In äußerster Bestürzung starrte Jommy Cross auf die winzige Pistole in ihrer linken Hand. Sie mußte die spielzeuggroße Waffe während all der spannungsgeladenen Momente dort verborgen gehalten und auf die Gelegenheit gewartet haben, sie zu benutzen. Ihre melodische Stimme fuhr fort:
„Sie sind also auf alles hereingefallen, auf die arme, kleine Braut, die ein Baby erwartet und zu ihrem besorgten jungen Ehemann reist! Ein erwachsener Slan wäre nicht so gutgläubig gewesen. Jedenfalls wird der junge Slan, der vor mir steht, für seine unglaubliche Dummheit sterben.“
10. Kapitel
Jommy Cross starrte auf die kleine Pistole, die drohend in der Hand der fühlerlosen Slanfrau lag.
Er stand unbeweglich. Sein Gehirn schien leer und unfähig, einen Plan zu fassen. Jeder Gedanke an eine Aktion war in dem Moment aus seinem Bewußtsein getrieben worden, als er erkannte, daß er übertölpelt worden war. Die Frau hatte ihre Schwächen dazu verwendet, ihn zu besiegen.
Auf eine Handbewegung hin trat er gehorsam zur Seite und sah wachsam und sprungbereit zu, wie sie sich bückte und die beiden Pistolen vom Boden aufhob, zuerst ihre eigene, dann die seine. Aber ihre Augen wichen nicht für einen Sekundenbruchteil von ihm, und die kleine Waffe blieb stetig auf ihn gerichtet.
Sie legte sie erst beiseite, als sie ihre größere Pistole in der Rechten hielt, und verschloß seine Waffe in einer Schublade unter der Instrumententafel.
Ihre Wachsamkeit vernichtete die Hoffnung, daß er sie dazu bringen könnte, ihre Pistole abzuwenden. Die Tatsache, daß sie ihn nicht sofort erschossen hatte, mußte bedeuten, daß sie zuerst mit ihm sprechen wollte. Aber er durfte diese Möglichkeit nicht dem Zufall überlassen. Er fragte heiser:
„Darf ich ein paar Fragen stellen, bevor Sie mich töten?“
„Ich werde die Fragen stellen“, erwiderte sie kühl. „Es wird für Sie keinen großen Sinn mehr haben, irgendwelche Neugier zu befriedigen, die Sie vielleicht verspüren. Wie alt sind Sie?“
„Fünfzehn.“
Sie nickte. „Dann stehen Sie in einem Stadium der geistigen Entwicklung, in welchem Sie selbst ein paar Minuten Aufschub vor dem Tode zu schätzen wissen; und es wird Sie wahrscheinlich erfreuen, zu erfahren. daß ich den Abzug dieser Energiepistole so lange nicht durchziehe, bis Sie meine Fragen beantworten.“
Jommy Cross verschwendete keine Zeit damit, über ihre Worte nachzudenken. Er sagte: „Woher wissen Sie, daß ich die Wahrheit sage?“
Ihr Lächeln war zuversichtlich. „Die Wahrheit drückt sich auch in den raffiniertesten Lügen aus. Da uns fühlerlosen Slans die Fähigkeit des Gedankenlesens fehlt, sind wir durch die reine Notwendigkeit gezwungen worden, die Psychologie bis zu den äußersten Grenzen zu entwickeln. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Handelten Sie im Auftrag, als Sie das Schiff zu stehlen versuchten?“
„Nein.“
„Wer sind Sie?“
Ruhig gab er ihr einen Überblick über seine Lebensgeschichte. Als er seinen Entwicklungsgang der letzten Jahre mit kurzen Worten zusammenfaßte, bemerkte er, daß sich die Augen der Frau verengten.
„Wollen Sie behaupten“, unterbrach sie ihn scharf, „daß Sie der kleine Junge sind, der vor sechs Jahren in die Hauptbüros des Luftfahrtzentrums kam?“
Er nickte. „Es war ein schwerer Schock, Leuten zu begegnen, die so mörderisch veranlagt sind, daß sie selbst ein Kind sofort töten wollen. Es …“
Er verstummte, denn die Augen der Frau loderten. „So ist es endlich soweit“, sagte sie langsam. „Sechs lange Jahre haben wir diskutiert und uns gefragt, ob wir richtig gehandelt hatten, Sie entfliehen zu lassen.“
Sie fuhr fort, als hätte sie ihn nicht gehört: „Und während der ganzen Zeit warteten wir darauf, daß die Schlangen einen zweiten Versuch unternehmen würden. Wir waren ziemlich sicher, daß sie uns nicht verraten würden, denn es läge nicht in ihrem Interesse, unsere größte Erfindung, das Raumschiff, in die Hände der Menschen fallen zu sehen. Die Hauptfrage, die wir uns damals vorlegten, lautete: Was sollte mit jenem ersten Manöver bezweckt werden?
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