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TS 13: Slan

TS 13: Slan

Titel: TS 13: Slan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sein Geist nicht mehr in der Lage war, einen Schock zu verspüren. Alle die Dinge, an die er so lange mit Inbrunst und Stolz geglaubt hatte, stürzten in ihm wie Kartenhäuser zusammen. Die häßlichen Lügen waren keine Lügen. Die menschlichen Wesen kämpften eine gerechte Schlacht gegen eine Geißel, die in ihrer Unmenschlichkeit nahezu unvorstellbar war. Er hörte kaum, daß Joanna Hillory weitersprach.
    „Ich muß gestehen, daß die von Ihnen vorgebrachten Punkte eine sehr eigenartige Situation schaffen. Ich habe mich entschlossen, den Rat heranzuziehen.“
    Es dauerte einen langen Moment, bis die Bedeutung ihrer Worte in sein Bewußtsein einsickerte; aber dann überflutete ihn eine Welle der Erleichterung. Endlich hatte er, was er so verzweifelt benötigte: kostbare Zeit! Zeit, in der ihm der Zufall zur Flucht verhelfen konnte.
    Er beobachtete die Frau, als sie vor die große Instrumententafel trat. Er vernahm einen Klick, als ihre Finger einen Knopf betätigten. Er vernahm deutlich ihre Worte:
    „Ich rufe die Mitglieder des Rats … Dringend! … Bitte treten Sie sofort mit 7431 in Verbindung. Es handelt sich um einen speziellen Slan-Fall, für den ein kurzfristiges Urteil erforderlich ist.“
    Kurzfristiges Urteil! Er ärgerte sich über sich selbst, daß er überhaupt Hoffnung geschöpft hatte. Er hätte wissen sollen, daß es nicht notwendig sein würde, ihn angesichts der heutigen Radiotechnik vor den Rat zu bringen. Wenn die Ratsmitglieder nicht eine andere Logik besaßen als Joanna Hillory, dann war er erledigt.
    Die folgende Stille war unwirklich.
    Der Eindruck zersprang in unzählige Fragmente. Oma! Omas aktiver, bewußter Gedankenstrom! Joanna Hillory hatte ihr durch die unerwartete Verzögerung ihrer Mordabsicht Zeit gegeben, sich von dem betäubenden Schlag zu erholen. Die alte Vettel war wach. Jommy öffnete seinen Geist weit, um die Flut von Omas Gedanken eindringen zu lassen.
    „Jommy, sie wird uns beide umbringen! Aber Oma hat einen Plan. Gib ihr ein Zeichen, daß du sie gehört hast. Klopfe mit dem Fuß auf den Boden! Jommy, Oma hat einen Plan, mit dem wir verhindern können, daß sie uns umbringt.“
    Immer und immer wieder kam die drängende Botschaft.
    Wie in Gedanken versunken begann Jommy Cross auf den Boden zu klopfen, stärker, lauter, bis …
    „Oma hört.“ Er hielt inne. Ihr erregter Gedanke fuhr fort: „Oma hat eigentlich zwei Pläne. Der erste ist der, daß Oma ein lautes Geräusch verursacht. Das wird die Frau erschrecken und dir die Möglichkeit geben, dich auf sie zu stürzen. Dann wird dir Oma zur Hilfe kommen. Der zweite Plan ist der, daß Oma sich vom Boden erhebt, auf dem sie liegt, zu deiner Tür schleicht und sich dann auf die Frau wirft, wenn sie an der Tür vorüberkommt. Sie wird im ersten Augenblick verblüfft sein, so daß du sie unschädlich machen kannst. Oma wird ,Eins’ rufen, und dann ,Zwei’! Klopfe mit dem Fuß nach der Nummer des Plans, den du für den besseren hältst. Denke einen Moment darüber nach.“
    Er benötigte keine Überlegung. Plan Eins stand außer Frage. Kein lautes Geräusch würde die ruhigen Nerven eines Slans wirklich erschüttern. Die einzige Hoffnung war ein physischer Angriff.
    „Eins!“ sagte Oma in ihren Gedanken. Er wartete. Schließlich dachte sie das Wort „Zwei!“
    Jommy Cross klopfte mit dem Fuß auf. Gleichzeitig bemerkte er, daß Joanna Hillory in ihr Radiogerät sprach, seine Geschichte erzählte und von seinem Vorschlag einer Zusammenarbeit berichtete.
    Der entfernte Gedanke tauchte in ihm auf, daß er noch vor wenigen Minuten mit angehaltenem Atem gesessen und der Unterredung und den Antworten gelauscht haben würde, die aus dem verborgenen Lautsprecher kamen. Aber jetzt achtete er kaum auf die Worte. Einen endlosen Moment lang entging es ihm, daß er direkt angesprochen wurde:
    „Ihr Name?“ fragte das Radio.
    Joanna Hillory rückte von der Instrumententafel ab. Sie sagte scharf: „Sind Sie taub? Man möchte Ihren Namen wissen.“
    „Namen!“ sagte Jommy Cross, und ein Teil seines Gehirns registrierte Überraschung über die Frage. Aber nichts vermochte ihn in diesem ungeheuer kritischen Augenblick abzulenken. Jetzt oder nie! Als er mit dem Fuß aufklopfte, war jeder fremde, nicht zur Sache gehörende Gedanke aus seinem Geist verschwunden. Er hatte sich auf Oma konzentriert, die hinter der Tür stand, und auf die Schwingungen, die von ihr zu ihm drangen. Er spürte förmlich die Anspannung ihrer Muskeln, den

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