TS 13: Slan
Absichten. Und eines Tages werde ich die echten Slans finden, und an jenem Tag …“ Er brach ab, dann sagte er ernst: „Miß Hillory, ich möchte Ihnen versichern, daß weder dieses noch ein anderes Schiff jemals gegen Ihr Volk eingesetzt wird.“
„Sie sprechen sehr vorschnell“, erwiderte sie mit plötzlicher Bitterkeit. „Wie können Sie irgend etwas versichern angesichts jener skrupellosen Kreaturen, die in den Ratsversammlungen der Schlangen den Vorsitz führen?“
Jommy Cross blickte auf die Frau hinunter.
„Madam, in aller Bescheidenheit kann ich sagen, daß von allen Slans auf der Welt heute keiner so bedeutend und wichtig ist wie der Sohn von Peter Cross. Mein Wille und meine Worte werden stets Einfluß haben, wo ich auch hingehen mag. An dem Tag, an dem ich die echten Slans finde, wird der Krieg mit Ihrem Volk für immer enden. Sie sagten, daß mein Entkommen das größte Unglück für die führerlosen Slans sein wird; im Gegenteil, es wird ihr größter Sieg sein. Eines Tages werden Sie und Ihr Volk die Wahrheit meiner Worte erkennen.“
„In der Zwischenzeit“, lächelte die Slanfrau grimmig, „haben Sie zwei Stunden Zeit, um sieben schwerbewaffneten Raumkreuzern zu entkommen. Und ich glaube nicht, daß Ihnen der Faktor diesmal helfen kann, der Ihren Erfolg im Luftfahrtzentrum möglich machte. Das elektrische Feuer der Strahlen wird dieses Schiff innerhalb einer Minute zu Asche verbrennen.“
„Eine Minute!“ rief Jommy Cross aus.
Er brach ab. Er hätte es sich nicht träumen lassen, daß ihre Waffen so wirksam waren. Es blieb ihm jetzt nichts übrig, als sich auf die schwache psychologische Hoffnung zu verlassen, daß die Geschwindigkeit seines Schiffes ihren Verdacht einschläfern würde. Er sagte rauh:
„Genug mit diesem verdammten Gerede! Ich werde Sie jetzt in den Nebenraum tragen. Ich muß im Innern der Schiffsnase eine Haltevorrichtung anbringen, und Sie brauchen nicht zu sehen, was ich in dieser Halteklammer befestige.“
*
Jommy Cross setzte das Schiff in einem kleinen Tal östlich der Stadt auf. Er öffnete die Schleuse und löste dann die Fesseln der Slanfrau. Ohne ein Wort zu verlieren, sprang sie auf den Erdboden hinunter.
Er blickte ihr nach, als sie sich rasch entfernte und auf dem Weg, der nach Westen führte, in der Dunkelheit verschwand. Nach Westen, wo die Stadt lag. Das war auch seine Richtung. Rasch verschloß er die Schleuse, eilte in den Lagerraum und nahm zwei Raumanzüge von der Wand. Die alte Frau plapperte in schwachem Protest, als er sie gewaltsam in einen davon schob. Dann jagte er in den Kontrollraum, noch mit den Verschlüssen seines eigenen Anzuges beschäftigt.
Er schloß die Verbindungstür und saß im nächsten Augenblick im Pilotensessel, angespannt auf den Bildschirm blickend, der den Himmel zeigte.
Jommy Cross konnte die Schiffe sehen, kleine dunkle Punkte am Himmel über ihm. Die Sonne schien dort oben, und ihr strahlender Glanz ließ die winzigen Torpedokörper wie Fliegenflecken an einer riesigen blauen Zimmerdecke erscheinen. Er selbst befand sich noch in dem Schatten des kleinen Tals, aber in wenigen Minuten würde der nahende Tag die Chancen seines Entkommens weiter verringert haben.
Seine Finger betätigten den Schalter der Antigravitationsplatten. Leicht wie ein Staubkorn entfernte sich das Schiff von der Erde und schoß dann mit ungeheurer Geschwindigkeit voran, als die Flammen der Raketen aus seinem Heck schlugen. Jommy Cross lächelte grimmig. Mit unverminderter Geschwindigkeit jagte das Schiff auf den Fluß hinunter, der an den Außenbezirken der Stadt ein breites, schwarzes Band bildete, der Stadt, die er gerade wegen des Flusses ausgewählt hatte. Im allerletzten Moment schaltete er die Bremsdüsen voll ein.
Und in diesem letzten, entscheidenden Moment, als es bereits zu spät war, mußte die Zuversicht der Slankommandanten erschüttert worden sein. Sie vergaßen ihr Widerstreben, die Strahler zu benützen und ihre Schiffe so nahe einer menschlichen Stadt zu zeigen. Wie riesige Aasgeier schossen sie herunter, und lange Feuerlanzen sprühten aus allen sieben Raumkreuzern … Jommy Cross zog sanft an dem Draht und betätigte damit den Abzug seiner eigenen Waffe, die in der Haltevorrichtung in der Nase des Schiffes befestigt war.
Ein ungeheurer Schlag von draußen steigerte die Dreihundert-Stundenkilometer-Geschwindigkeit seines Schiffes. Aber er bemerkte es kaum. Es war die einzige Wirkung des feindlichen Feuers. Seine
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