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TS 14: Das Erbe der Hölle

TS 14: Das Erbe der Hölle

Titel: TS 14: Das Erbe der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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„Der Spruch wurde von zivilen Gerichtshöfen gefällt. Vielleicht können wir sie zu uns überstellen lassen, wie es mit Ihnen geschah, aber ihr Urteil kann nur in einem besonderen Wiederaufnahmeverfahren umgewandelt werden. Wir werden sehen, was sich in der Angelegenheit tun läßt.“
    Mit tödlicher Betonung fügte der Vorsitzende hinzu: „Um zu sichern, daß der Große keine Gefahr lauft, werden Sie ständig von einer bewaffneten Wache begleitet werden.“
    Als Underwood in das Museum zurückkehrte, standen Wachen der Jünger überall. Die Wissenschaftler arbeiteten mit gleichmütigen, ausdruckslosen Gesichtern – und Gewehren im Rücken.
    Am folgenden Tage kehrte Illia zurück.
    Das Schlimmste an ihrem Zusammentreffen war, daß sie nichts zueinander sagen konnten. Illia kam in die kleine Alptraumwelt unter der Energiehülle und damit unter die Beaufsichtigung der Wachen, von denen eine ständig an ihrer Seite blieb, als sie ihre Pflichten wieder aufnahm. Ebenso ließ Underwoods Wache ihn nie aus den Augen. Der Physiker mußte vor beiden den Schein seiner Unschuld aufrechterhalten.
    „Es waren Phyfe und Dreyer“, bemerkte er zu Illia. „Ich bin froh, daß es dir nicht gelang, Demarzule zu vernichten.“
    Sie zögerte einen Augenblick, nickte dann verstehend. „Ich wußte nicht, warum du so handeltest, aber ich nahm an, du hättest einen triftigen Grund. Ich ahnte nichts von ihrem verbrecherischen Anschlag.“
    Und das war alles. Nichts von seiner Verzweiflung über ihre bleiche Erscheinung. Nichts von ihrem verlorenen Traum, dem Traum von der Erneuerung der Welt.
     
    *
     
    Die Masse wuchs und nahm Gestalt an. Glieder, Kopf und Torso bildeten sich heraus, verloren ihre embryonale Form. Underwood stellte fest, daß die Kreatur im Stadium des Erwachsenseins erstehen und nicht zur Kindheit zurückkehren würde. Sie war volle zweieinhalb Meter groß und humanoid insofern, als sie Arme, Beine, Kopf und Rumpf besaß. Aber die Röntgenstrahlen zeigten einschneidende Unterschiede in der Knochen- und Gelenkstruktur. Ein Schädel und zwei Unterleibsorgane waren völlig unbekannt und konnten von keinem der an dem Projekt beteiligten Biologen identifiziert werden.
    Eine Zeitlang nährte Underwood die Hoffnung, diese strukturellen Unterschiede würden es Demarzule unmöglich machen, auf der Erde zu überleben. Aber je mehr die Lungen sich entwickelten, desto deutlicher wurde es, daß der Sirenier sich der Atmosphäre anzupassen vermochte. Toshmere hatte zu gut geplant.
    Es war phantastisch, dachte Underwood, daß es keinen Weg geben sollte, seine Wachen auszuschalten und die wachsende Monstrosität zu töten. Die Führer der Wachen besaßen technisches Training und hatten Zugang zu den Aufzeichnungen der Wissenschaftler, die jeden Schritt umrissen, der bis zur Wiedererweckung Demarzules getan werden mußte. Underwood wagte nicht, von diesen Unterlagen abzuweichen. Das Bad selbst war mit einem transparenten Schirm umgeben worden, den weder Schuß- noch Strahlwaffen zu durchdringen vermochten, und der es unmöglich machte, der Nährlösung Gift beizumischen.
    Es war unmöglich, etwas zu unternehmen, solange Demarzule in dem Bad lag. Aber am Tage seiner Erstehung? Ein verzweifelter Plan formte sich in Underwoods Gehirn.
    Er erklärte seiner Wache: „Wenn der Große erwacht, wäre es gut, wenn ihn jemand in seiner eigenen Sprache willkommen heißen würde. Nur wenige Wissenschaftler beherrschen sie, und von ihnen bin ich der einzige, der hier anwesend ist. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich ihn begrüßen, wenn er sich erhebt.“
    Der Mann überlegte. „Ich werde Ihr Ersuchen an den Ersten Hohen Propheten Hennessey weiterleiten.“
    Hennessey erteilte augenblicklich seine Zustimmung zu dem Plan. Underwood konnte sich vorstellen, daß die Ironie einer Situation, in der ausgerechnet Underwood der erste war, der den Großen willkommen hieß, dem Propheten beträchtliche Befriedigung bereitete.
    In dem engen Gang zwischen dem Beobachtungsschirm und dem Bad waren die Kontrollen montiert, die die Strahlung unterbrechen und die Nährlösung ableiten würden, wenn der Wiederbelebungsprozeß zu Ende ging. Hier befanden sich ebenfalls die Wasserventile, mit denen das Bad bei seiner Konstruktion ausgespült worden war.
    In diesem schmalen Raum konnte sich Underwood den beobachtenden Augen seiner Wache für einen Moment entziehen. Er hoffte, daß es ihm gelingen würde, die Strahlung vorzeitig abzuschalten und das Bad trockenzulegen.

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