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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Ich habe eine Tante in East Saint Louis. Sind Sie dort schon mal gewesen?“
    „Ich bin nur mit dem Zug durchgefahren.“
    „Was sind Sie von Beruf?“
    „Ich war Filmvorführer.“
    „Oh, ich kann mir vorstellen, daß das recht interessant ist.“ Sie nippte an ihrem Glas. „Gefallen Ihnen die Filme, die Sie vorführen?“
    „Einige schon. Es ist aber auch viel Schund dabei.“
    „Der Meinung bin ich ebenfalls. Waren Sie schon Soldat?“
    „Ich habe mal ‘reingerochen.“
    „Hat es Ihnen gefallen?“ Doch dann beantwortete sie sich selbst die Frage. „Nein, ich glaube nicht – den wenigsten gefällt es.“ Karen hatte ein Sandwich zurechtgemacht und reichte es ihm. „Was haben Sie in der Army gemacht?“
    „Gemacht?“
    „Ich meine, bei welcher Truppe waren Sie?“
    „Infanterie.“
    „Sie wollen wohl nicht darüber sprechen?“
    „Nein.“
    „Nicht einmal über Ihre Kriegserlebnisse? Waren Sie schon mal in großer Gefahr?“
    „Ein Sergeant drohte, mir die Nase blutig zu schlagen.“
    Karen lachte vergnügt. „Ich glaube, ich werde Männer nie verstehen. Manche quasseln einem die Ohren voll, daß sie allein den Krieg gewonnen hätten, und andere reden kein Wort.“
    „Mit Frauen ist es nicht viel anders“, sagte Paul und biß in sein Sandwich. „Manche denken viel und reden wenig.“
    „Mögen Sie die lieber?“
    „Frauen, die die ganze Zeit schnattern, kann ich nicht ausstehen, Der ruhige Typ sagt mir mehr zu.“
    „Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?“ fragte Karen und zog die Brauen hoch.
    „Das kann ich nicht sagen. Es ist noch zu früh am Abend.“
    „Und ich spreche so gern mit neuen Bekannten. Man muß sich doch kennenlernen.“ Sie führte ihn zum Rauchtisch und setzte sich in einen Sessel. „Erzählen Sie ein bißchen von sich.“
    „Nein.“
    „Nein? Warum nicht?“
    „Diese Art der Einleitung gefällt mir nicht.“
    „Oh“, sagte Karen. „Sind Sie damit schon mal ‘reingefallen?“
    Paul schwieg. Er lehnte sich zurück, schloß die Augen und versuchte, nicht zu denken. Vergeblich. Die Bilder ließen sich nicht verdrängen. Nacheinander zogen sie an ihm vorüber, Captain Evans, Palmer, Carnell und der Ex-Sergeant aus dem Speisewagen.
    Der Sergeant saß jetzt am Fenster eines nichtssagenden Zimmers und schaute auf den Verkehr hinunter, auf die Neonlichter und auf die Leute, die vorbeigingen. Neben ihm stand eine offene Bierflasche, aber ihn dürstete nach mehr als dem, was ihm die Flasche bieten konnte. Er wollte seine Freiheit, wollte auf die Straße hinuntergehen und sich unter die Leute mischen, wollte in die nächstbeste Bar gehen und sich all den Whisky kaufen, der für sein Geld zu haben war. Und er hatte eine Menge Geld. Alex und Dave hatten ihr Versprechen gehalten. Sie hatten gut für ihn gesorgt. Aber jetzt wollten sie ihn nicht auf die Straße gehen lassen. Zu gefährlich! Verflucht, er wollte nicht sein ganzes Leben lang in diesem kahlen Zimmer sitzen! Er griff nach der Flasche und nahm einen tiefen Schluck.
    Paul konzentrierte sich ganz auf den Sergeanten, schob die Bilder, die sich dazwischendrängen wollten, beiseite. Aber er konnte keinen Hinweis finden, wo sich der Mann befand.
    „Sind Sie eingeschlafen?“ fragte Karen.
    „Nein.“ Paul öffnete die Augen und schaute sie unsicher an.
    „Ich dachte schon, der Whisky mit Kognak hätte Sie durchgedreht. Sind Sie müde?“
    Er nickte. „Ein wenig. Ich bin heute ziemlich viel herumgelaufen.“
    „Dann bleiben wir jetzt hier sitzen und unterhalten uns ein bißchen. Wo sind Sie überall gewesen? Was haben Sie sich angeschaut?“
    „So ungefähr die ganze Stadt.“
    „Gefällt Ihnen Washington?“
    Paul nickte. „Sogar sehr.“
    „Was machen Sie eigentlich hier?“ Karen sah ihn mit strahlenden Augen an.
    „Nichts.“
    Erneut zog sie die Brauen hoch. „Nichts?“
    „Nein. Nichts.“
    „Ein reicher Müßiggänger?“ sagte sie hänselnd.
    „Müßiggänger schon, aber nicht reich.“
    „Ich habe schon immer einen Mann kennenlernen wollen, der es sich leisten kann, nichts zu tun.“ Sie lachte und stellte ein neues Glas Whisky vor ihn hin. „Nehmen Sie sich in acht; ich bin auf Männerjagd.“
    „Viel Erfolg.“
    „Ich meinte aber Sie.“
    Paul drehte spielerisch sein Glas. „Vielleicht später mal.“
    „Später mal ist zu spät. Ich werde langsam alt.“
    Er sah sie prüfend an. „Sechsundzwanzig.“
    Ihre Augen bejahten es, aber ihre Lippen leugneten. „Das ist nicht nett von

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