Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
Vom Netzwerk:
nicht im mindesten beschämt.
    Es gab im Schiff keine Türen außer der Luftschleuse, und die einzige Deckung boten die Wassertanks, die hydroponische Pflanzung und andere Einbauten. Betty und Morgan hatten sich so diskret wie möglich verhalten, aber es gab eben kein wirkliches Privatleben.
    „Was hätten wir denn tun sollen?“ fragte Morgan entrüstet. „In den Weltenraum hinausgehen?“
    „Wir haben daran gedacht, mit den anderen darüber zu sprechen“, sagte Betty. „Aber was hätten wir denn sagen sollen? Es wäre doch Unsinn gewesen, um Erlaubnis zu fragen …“
    „Natürlich“, stimmte ich ihr zu. Ich sagte ihnen, was ich mit Miß Wallace besprochen hatte. Sie schienen erleichtert, daß die Obrigkeit – das war ich – ihr Tun nicht mißbilligte.
    „Sie meinen, wir können einfach sagen, wir seien verheiratet, und dann sind wir es?“ fragte Betty.
    „Wenn Sie wollen“, antwortete ich. Ich sah sie mir zum ersten Male genauer an.
    Momentan hatte Morgan eine rote Nase und tränende Augen, Betty ein erhitztes Gesicht und fieberglänzende Augen. Sie hatten sich für ihre Hochzeit keine sehr romantischen Umstände ausgesucht. Aber sie behaupteten, sich vollkommen wohl zu fühlen.
    „Auf jeden Fall meinen herzlichsten Glückwunsch“, sagte ich grinsend und ging auf die Suche nach Leslie. Morgans Erkältung, Bettys Fieber und die Kopfschmerzen der anderen machten mir mehr Sorgen als die Frage der formlosen Eheschließung.
    Leslie war sehr nervös. „Ich möchte Sie sprechen, Bill“, sagte sie atemlos.
    Ich wartete. Ich kannte den Grund ihrer Nervosität mindestens zum Teil. Das letzte Mal, als wir miteinander allein gewesen waren, hatte sich etwas ereignet, an das wir uns beide nur ungern erinnerten.
    „Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, weshalb ich mich Ihnen an den Hals geworfen habe“, brachte sie mühsam hervor. „Es ist wohl wahr, daß ich Sie bestechen wollte. Ich wollte leben – ach, ich weiß, daß es falsch von mir war.“
    „Nicht so furchtbar falsch“, sagte ich mit schwachem Lächeln. „Aber ich finde, je weniger wir darüber sprechen, desto besser.“
    „Nein“, beharrte Leslie, „denn wenn ich damals entschlossen war, sollte ich es auch jetzt noch sein. Wollen Sie mich haben?“
    Ich runzelte die Stirn und sagte schroff:
    „Leslie, ich lasse mich immer noch nicht bestechen. Ich will Sie nicht, Sie sind mir nichts schuldig, und wenn Sie sich verkaufen wollen, habe ich kein Interesse. Ist Ihnen das klar?“
    „Ja, wenn Sie es sagen.“
    „Gut, dann ist das erledigt. Und nun, Leslie, wollen Sie meine Frau werden?“
    Sie sah mich entgeistert an.
    Ich sagte: „Wenn Sie das Gefühl haben, daß Sie mir doch noch etwas schuldig sind oder daß Sie mich niemals lieben könnten, sagenSie nein. Aber bitte sagen Sie nicht nein, weil Sie mich jetzt noch nicht lieben.“
    „Ich liebe dich jetzt“, flüsterte sie.
    Wir schwebten einander in die Arme und küßten uns.
    Später erzählte ich ihr, weshalb ich vorhin eigentlich nach ihr gesucht hatte. Sie dachte nach und stimmte mir zu. Wir beschlossen, sofort mit gutem Beispiel voranzugehen.
    Ich zog mich bis auf die Unterhose aus, und Leslie legte Kleid, Schuhe und Strümpfe ab.
    Wir faßten uns an den Händen, stießen uns von einer Wand ab und flogen zusammen in den Salon.
    „Hört mal zu“, sagte ich, als alle erstaunt aufblickten, „wir wollen hier keine interplanetarische Filiale der Sonnenfreunde gründen, aber ich finde, wir sollten uns alle ausziehen, und wenn jemand ganz nackt gehen will, um so besser.“
    Sie starrten mich immer noch an, und ich begann mit meiner Erklärung. „Warum haben wir alle Kopfschmerzen? Warum hat Betty Fieber und Morgan eine Erkältung?“ fragte ich. Sammy, Miß Wallace und Leslie verstanden mich, aber die anderen nicht.
    „Die Luft hier drin“, fuhr ich fort, „wird zwar frisch gehalten, aber die Temperatur steigt und steigt.“ Ich zeigte auf die weiße Wandverkleidung. „Das ist Neutralex, ein Stoff, der überhaupt keine Wärmeleitfähigkeit besitzt. Die Isolation ist praktisch zu gut. In uns allen findet eine Verbrennung statt, wir kochen unser Essen, und diese ganze Hitze kann nicht entweichen. Deshalb wird es wärmer und wärmer, bis wir wissen, was wir dagegen tun können.“
    „Es wird aber nicht viel helfen, wenn wir uns ausziehen“, widersprach Morgan und nieste.
    „Das stimmt“, sagte ich, „aber es ist doch ein Anfang. Am ungesündesten ist es, wenn die Luft warm ist und

Weitere Kostenlose Bücher