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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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daß sie sie wirklich verlassen hatten und daß ihre Maßstäbe, die Art, wie man auf ihr gelebt hatte, die Forderungen, die sie gestellt hatte, nicht mehr galten.
    Es war heiß im Schiff, erstickend heiß, und Bill Easson hatte wahrscheinlich doch recht gehabt. So zogen sie sich aus, während die Erde starb.

 
10. Kapitel
     
    Danach herrschte unter uns eine etwas veränderte Stimmung. Der Gedanke an Mary Stowes Tod schien uns nicht mehr länger zu belasten. Es hatte immer ein leiser Zweifel an den Voraussagen der Wissenschaftler bestanden. Vielleicht hatten wir uns zum Narren halten lassen, und Mary war umsonst gestorben.
    Dieser Zweifel war nun geschwunden. Selbst in unserem kleinen Schiffchen konnten wir spüren, daß die Wissenschaftler recht behalten hatten.
    Die inoffiziellen Eheschließungen zwischen Betty und Morgan, Leslie und mir wurden nun vollkommen anerkannt. Miß Wallace sagte mir sogar ausdrücklich, sie sei jetzt überzeugt, daß ich recht gehabt habe. Ja, sie fügte sogar etwas wehmütig hinzu, daß sie, falls sie in die Lage käme – was aber natürlich nicht der Fall war – gern unter den gleichen Bedingungen heiraten würde. Oder sogar, sagte sie tapfer, Kinder haben, ohne verheiratet zu sein.
    Das Wissen um das Geschehen auf der Erde hatte das bewirkt. Jeder Mensch trägt in sich den Trieb zur Erhaltung der Art, und der Gedanke an den winzigen Rest des Menschengeschlechtes, der übrig bleiben würde, stärkte diesen Trieb in uns allen. Die Art und Weise, wie ganz unbefangen davon gesprochen wurde, Kinder zu haben, zeigte, welche Richtung die Gedanken nahmen.
    Trotz alledem war die Einstellung meiner Leute nicht ganz so, wie sie hätte sein sollen.
    „In anderen Schiffen wird es anders sein“, sagte ich einmal zu Leslie. „Manche Leutnants werden sich zu kleinen Diktatoren entwickeln.“
    Sie lächelte. „Ich kann dich mir nicht als Diktator vorstellen. Es ist schon so richtig, wie du es machst.“
    „Nein, die anderen machen es richtig“, sagte ich. „Nimm mal an, ihr alle müßtet schnell irgend etwas tun. Würdet ihr es tun? Nur wenn es euch paßte. Ihr würdet widersprechen und klagen. Einige würden es tun und einige nicht.“
    „Und ich glaube trotzdem, daß es so richtig ist“, erklärte Leslie. „Du mußt es auch glauben, Bill.“
    „Wie meinst du das?“
    „Du hast uns ausgesucht. Wenn du Sklaven gewollt hättest, hättest du Sklaven ausgesucht.“
    Ich mußte ihr zustimmen.
    Trotzdem fand ich, daß ich recht hatte. Ich wollte, ganz besonders Leslie gegenüber, nicht gern ein Beispiel dafür geben, wie ich meiner Meinung nach hätte handeln müssen.
    Ich hatte Leslie geheiratet, aber sie bedeutete mir nichts. Sie spielte keine Rolle in meinen Kalkulationen. Das hieß nicht, daß ich sie nicht später, falls es ein Später gab, lieben und ehren und meine ganze neue Welt um sie aufbauen würde. Aber vorläufig hatte ich ein Raum s chiff zu führen, und daß ich ein Mädchen hatte, war vollkommen nebensächlich. Wenn irgend etwas Gefährliches zu tun war, das nur Leslie tun konnte, würde ich keinen Augenblick zögern, ihr den Befehl zu geben.
    Es war nicht so, daß ich keine Zeit für sie gehabt hätte. Ich hatte sogar sehr viel Zeit. Wenn sie nicht oft in der Anpflanzung gewesen wäre, hätten wir den ganzen Tag miteinander verbracht. Was ich ihr nicht geben konnte, war mein Interesse, meine Aufmerksamkeit.
    Die Temperatur im Schiff wurde lange nicht wieder so niedrig, wie sie vorher gewesen war. Die Hülle nahm mehr Hitze auf und konnte nicht so viel Wärme von innen abstrahlen wie bisher.
    Ich weiß nicht, ob unsere Einbildung eine Rolle dabei spielte, aber wenn man von dieser Möglichkeit einmal absah, wurde uns sehr deutlich bewiesen, in welchem Grade das Wohlbefinden von der Luftzirkulation, der Temperatur und Feuchtigkeit abhängt. Einen oder zwei Tage lang streikte der Kondensator der Wasserreinigungsanlage, und bis wir ihn wieder in Gang gebracht hatten, fühlten wir uns alle wie nasse Waschlappen und hatten so viel Schweiß vergossen, daß wir wohl jeder mehrere Pfund abgenommen hätten, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, das festzustellen.
    Jim schlug eines Tages etwas vor, woran ich längst selber hätte denken sollen. Als wir schweigend zusammen im Kontrollraum saßen, fragte er:
    „Warum können wir keines von den anderen Schiffen sehen, Leutnant Bill?“ So nannte er mich immer.
    „Von den anderen Rettungsschiffen, Jim?“ fragte ich.
    „Ja. Es sind

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