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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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stillsteht. Die Haut wird nicht richtig abgekühlt und getrocknet. Irgendwie müssen wir die Zirkulation verstärken, die Temperatur senken und keine unnötigen Kleider mehr tragen.“
    Sammy zog Hose und Pullover aus. Ich warf ihm einen Blick zu, und er kam zu Leslie und mir herüber.
    „Ist denn dafür keine Sorge getragen?“ fragte er.
    „Nicht daß ich wüßte. Wir haben nichts, was wir als Luftbeweger benutzen könnten, aber wir können vielleicht die Temperatur senken.“
    „Wie?“
    Ich schwebte zur Wand und klopfte an die weiße Verkleidung. „Dieses Neutralex“, sagte ich, „ist eine vollkommene Wärmeisolierung ohne die geringste Öffnung. Wenn wir eine Öffnung anbringen, können wir an der Stelle Wärme abstrahlen.“
    Leslie zog die Stirn in Falten. „Im Weltenraum herrscht absolute Nulltemperatur, nicht wahr?“ gab sie zu bedenken. „Mir scheint, wir verlieren dann zu viel Wärme.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Hinter den Platten ist die Schiffshülle. Sie absorbiert Sonnenhitze, verteilt sie durch Konduktion mehr oder weniger über das ganze Schiff und strahlt sie an der von der Sonne abgewandten Seite wieder ab. Die Hitze, die wir ableiten könnten, würde also durch die ziemlich starke Sonnenbestrahlung zum Teil ersetzt.“
    Wir gingen an die Arbeit, eine der Platten abzuschrauben. Ab und zu warf ich einen Blick auf die anderen hinter uns im Aufenthaltsraum, um zu sehen, wie sie reagierten.
    Sammy und Leslie hatten mitgemacht, sowie sie sahen, um was es ging. Ebensowenig Widerspruch kam von Kim Stowe und Bessie. Jim sah seinen Vater an und zog sein Hemd aus. Bessie hatte keine Ahnung, warum wir die Kleider ablegten, aber sie tat es uns nach. Nur ihren weißen Schlüpfer behielt sie an, und nach einem nachdenklichen Blick auf Leslie begann sie, sich aus der Schärpe ihres Kleides einen Büstenhalter zu machen. Für sie war es ein Spiel.
    Aber die anderen machten keine Anstalten, unserem Beispiel zu folgen. Na gut, wenn sie mir nicht glaubten oder das, was ich sagte, für unwesentlich hielten, hatte ich nichts dagegen. Wenn sie sich aber hartnäckig weigerten, sich umzustellen, dann war das kein gutes Vorzeichen für eine Zukunft, in der sie sich vielleicht jahrelang jeden Tag aufs neue würden umstellen müssen.

 
9. Kapitel
     
    Wir hatten das Temperaturproblem im Schiff mehr oder weniger gelöst, indem wir eine genügende Zahl von Platten entfernt hatten, um einen Ausgleich herzustellen.
    Am achten Tage funktionierte und stimmte unsere Temperaturkontrolle. Mehr als vierundzwanzig Stunden lang hatte sich die Temperatur nicht merklich geändert.
    Sammy, Leslie, die beiden Kinder und ich waren immer noch so leicht wie möglich bekleidet, und wir waren immer noch die einzigen, die es so machten. Morgans Erkältung, Bettys Fieber und die allgemeinen Kopfschmerzen waren verschwunden, so daß die anderen fünf vielleicht dachten, es sei nicht nötig, unserem Beispiel zu folgen.
    Dann wurde es plötzlich heiß. Es kann eigentlich nicht plötzlich gewesen sein, aber es kam uns so vor. Die Temperatur war so geregelt gewesen, daß es zwar nicht kalt, aber doch immer kühl gewesen war, jedenfalls für uns, die wir nur leicht bekleidet waren. Leslie war in der hydroponischen Anpflanzung, Sammy und ich arbeiteten an der Wasserreinigungsanlage, und wir merkten nichts von dem Temperaturanstieg, bis wir plötzlich feststellten, daß wir schwitzten.
    „Die Sonne!“ rief Sammy aus.
    Wir wußten sofort, was er meinte. Vor acht Tagen war der Stichtag gewesen; soviel wir feststellen konnten, war also der Anstieg der Sonnentemperatur pünktlich eingetreten. Die Sonne war hinter uns, und unsere einzige Möglichkeit, sie zu sehen, hätte darin bestanden, den Stratosphärenanzug anzuziehen und die Luftschleuse zu öffnen, um zurückzublicken.
    Der Temperaturanstieg im Schiff war jedoch so ausgesprochen, daß wir fast auf die Minute genau wußten, wann die Sonne in ihre neue Phase eingetreten war. Die äußere Schiffshülle aus Metallegierung nahm nun natürlich mehr Hitze auf, und das Temperaturgleichgewicht, das wir hergestellt hatten, ging verloren. Es wurde wieder heiß.
    Das war weiter nicht so wichtig, denn wir konnten mit diesem Problem fertig werden, wie wir es vorher getan hatten. Aber etwas anderes war wichtig.
    Die Erde begann zu sterben. Die Hitze hatte bereits begonnen, die Welt, die wir verlassen hatten, zu versengen.
    Die Sonnenfreunde boten ihre Leiber ekstatisch der neuen Sonne dar, genossen

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