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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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ziemlich erwartungsgemäß eintraf. Es ließ sich nicht vermeiden, daß die Luft mit der Zeit etwas verbraucht wurde; wir konnten sie nicht gründlich genug reinigen. Darüber wurde Klage geführt. Die Verpflegung mit Hilfe der hydroponischen Pflanzung war zwar eine schöne Sache, aber mit der Zeit wurde sie so eintönig, daß wir hätten schreien können. Kartoffeln, Wasser, synthetisches Protein, Vitamintabletten, Tomaten, Zucker, Zitronensaft, Karotten und so weiter und so fort – die Mahlzeiten im Rettungsschiff waren weder interessant noch genußreich, und wir alle fühlten uns dauernd unbefriedigt und träumten von Steaks und Brathühnern. Aber das Essen und Trinken wurde niemals zu einem Problem, und keiner zeigte Symptome von Unterernährung. Der Zweck der hydroponischen Pflanzung und unseres mageren Proviants, uns am Leben und einigermaßen gesund zu halten, wurde jedenfalls vollkommen erfüllt.
    Einige von uns vermißten das Rauchen, aber mir fehlte es nicht. Ich hatte zwar früher geraucht, aber schon vor unserem Start war es mir so klar gewesen, daß Leben wichtiger war als Rauchen, daß ich nachher kaum noch daran dachte. Nicht zu rauchen, gehörte ebenso zum Leben im Rettungsschiff wie die Gewichtslosigkeit.
    Um uns die nötige körperliche Bewegung zu verschaffen, hielten wir regelmäßig eine Art Sporttag ab. Wir bezweckten damit keinen Wettkampf, sondern nur die Betätigung von Muskeln, die sonst überhaupt nicht gebraucht wurden. Die Übungen wurden um so schwieriger, je mehr wir uns an die Verhältnisse gewöhnten.
    Ich glaube, im großen und ganzen waren wir eine der glücklichsten Rettungsschiffbesatzungen unter den siebenhunderttausend. Darauf war ich stolz, denn es war ein Beweis, daß ich gut gewählt hatte.
    Als wir uns dem Mars näherten, heirateten Stowe und Miß Wallace.
    Wir anderen waren etwas überrascht, hielten es aber dann doch für eine gute Lösung.
    Miß Wallace war zwar etwas zu jung für Stowe, aber man sah es ihr nicht an. Wir hatten sie immer Miß Wallace genannt; jetzt, als Mrs. Stowe, begannen wir sie Caroline zu nennen. Erst jetzt erfuhren wir ihren Vornamen.
    Ihre Eheschließung war nicht offizieller als die von Betty und Morgan, Leslie und mir. Aber man lernte automatisch um und betrachtete sie als Mrs. Stowe. Bei uns anderen war es nicht so. Betty war einfach Betty, und ich hatte niemals an Leslie als an Mrs. Easson gedacht. Die Sitte, daß die Frau den Namen des Mannes annahm, würde vielleicht ganz und gar aussterben, wenn diese formlose Art der Eheschließung sich allgemein einführte. Miß Wallace wollte Mrs. Stowe sein, aber Betty zog vor, Betty Glessor zu bleiben, und als Leslie einmal im Logbuch eine Unterschrift leistete, schrieb sie „Leslie Darby“.
    „Nun bin ich ganz allein übrig“, sagte Sammy. „Willst du mich heiraten, Bessie?“
    „Ja“, antwortete das Kind sofort, „wenn du aufhörst, so schwarzzusehen.“

 
12. Kapitel
     
    Der Mars war nun groß im vorderen Fenster zu sehen. Die erste der drei großen Fragen war schon beantwortet.
    Die drei Fragen lauteten: Wird das Schiff den Mars verfehlen? Wird es in eine Umlaufbahn gelangen? Wird es auf dem Mars abstürzen?
    Es war klar, daß das Schiff den Mars nicht verfehlen würde. Ich hatte ihn stundenlang vom Kontrollraum aus beobachtet und gewünscht, ich wäre ein besserer Pilot.
    Raumschiffe – ich meine normale, große Raumschiffe – können sich auch unter den günstigsten Umständen keine zahlreiche Besatzung leisten. Das bedeutet, daß im Notfall jeder imstande sein muß, einen anderen zu ersetzen. Ich war nicht nur Radiooffizier, sondern zusätzlich auch vierter Pilot. Ich hatte Schiffe gestartet und gelandet – große Schiffe, von denen anzunehmen war, daß ich nicht damit abstürzen würde. Aber immer hatte ich einen erfahrenen Piloten zur Seite gehabt, der bereit gewesen war, die Führung zu übernehmen. Immer hatte ich genaue, vierfach überprüfte Kalkulationen, denen ich das Schiff, mein Leben und das der anderen anvertrauen konnte. Und immer hatte ich das Allerwichtigste – eine reichliche Kraftstoffreserve, so daß ich im Zweifelsfalle umkehren und es noch einmal versuchen konnte.
    Unter solchen Umständen war ich kein schlechter Pilot gewesen; man hatte mich, ohne zu zögern – ja, mit dem allergrößten Zutrauen – als Rettungsschiffpiloten eingesetzt, und die Frage einer weiteren Schulung oder Übung tauchte gar nicht auf. Immerhin mußte man ja siebenhunderttausend

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